Global Accessibility Awareness Day – Braucht man den?

Jeden dritten Donnerstag im Mai wird der Global Accessibility Awareness Day genutzt, um auf die Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, die behinderte Menschen noch immer bei der Nutzung neuer Medien haben, und um dazu aufzurufen, die geltenden Gesetze und Regelungen zur Barrierefreiheit umzusetzen. Den Anstoß zu diesem Tag gab 2011 Joe Devon, ein Webentwickler aus Los Angeles, der dazu aufrief, einen Tag – den Global Accessibility Awareness Day – dazu zu nutzen, Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen und Know-how zu teilen, wie man es erreicht, die neuen Technologien barrierefrei zugänglich zu machen.

Zugänglichkeit: Das A und O der Teilhabe

Kleidung oder Bücher bestellen, einen Job suchen und sich bewerben, Informationen abrufen, Freunde und Verwandte über soziale Medien kontaktieren, ein Rezept raussuchen oder kreativen Austausch betreiben – ohne das Internet ist all das und mehr heute kaum noch denkbar.

Dabei wird oft übersehen, dass auch heutzutage noch viele Seiten im Web bei weitem nicht für alle Menschen gleichermaßen nutzbar sind. Haben Sie schon einmal versucht, sich ohne Maus, nur mithilfe von Tastenkombinationen durch eine Webseite zu bewegen? Oder haben Sie mal eine Sprachausgabe, einen so genannten Screenreader, ausprobiert und den Monitor abgeschaltet, um sich den Bildschirminhalt vorlesen zu lassen?  Haben Sie sich die Schriftarten und Farbkontraste auf Ihrer Webseite einmal daraufhin angesehen, ob sie auch gut lesbar sind für Menschen, die eine Seheinschränkung haben – von einer Rot-Grün-Schwäche bis hin zu stark verschwommenem Sehen, z.B. aufgrund von Grauem Star oder einer Makula-Degeneration?

Wenn Sie eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, konnten Sie sicher feststellen, wie schnell Sie auf die ersten Barrieren treffen. „Barrierefreiheit“ (Accessibility) ist zwar – wie es scheint – in aller Munde, aber der Weg bis zu einer tatsächlich barrierefreien Welt ist noch sehr weit. Angesichts der Bedeutung des Internets gilt das nicht nur für das Privatleben, sondern auch und insbesondere für das Arbeitsleben.

Der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) beschäftigt sich schon seit langem mit Fragen barrierefreier Informationstechnik, da die die neuen Technologien neben den enormen Vorteilen gerade für blinde und sehbehinderte Menschen auch erhebliche Exklusionsrisiken bergen kann. Wie wichtig die Beteiligung von Experten in eigener Sache ist, zeigt aktuell auch die politische Diskussion rund um die EU-Richtlinie 2016/2102 über den barrierefreien Zugang zu den Website und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen, die derzeit nur sehr schleppend und oft wenig zufriedenstellend in deutsches Bundes- und Landesrecht umgesetzt wird.

Nicht nur diesen Prozess begleitet der DVBS sehr kritisch und bringt sich aktiv ein. Zu den Angeboten der Selbsthilfeorganisation gehören unter anderem die barrierefreie Weiterbildungsplattform „iBoB - inklusive berufliche Bildung ohne Barrieren“ und die Prüfung von Webseiten und PDF-Dokumenten auf Zugänglichkeit für Nutzerinnen und Nutzer von Screenreadern.

Barrierefreiheit ist somit eins der Kernanliegen des DVBS. Aus seiner Sicht sollte – solange die Zugänglichkeit zu Informationen für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen noch nicht selbstverständlich berücksichtigt und ermöglicht wird – jeder Tag ein Global Accessibility Awareness Day sein.