horus 3/2020
Schwerpunktthema: "Technik im Alltag"

Tittelblatt horus 3/2020

Inhalt

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Vorangestellt

Liebe Leserinnen und Leser, liebe DVBS-Mitglieder,

wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, ist in der Pandemie das Kochfieber ausgebrochen. Damit drängt sich mehr als je unser Alltag ins Bewusstsein. Dinge, die uns selbstverständlich waren wie etwa ein Restaurantbesuch mit Freunden oder das mehr oder weniger problemlose Einkaufen im Supermarkt haben in den letzten Wochen zu Hürden geführt, die wir uns vorher kaum vorstellen konnten.

Der Alltag blinder und sehbehinderter Menschen war schon immer von gewissen Einschränkungen und Barrieren, aber auch von findigen "Umgehungsstraßen" geprägt, die uns dann doch, wenn vielleicht auch mit gewisser Verzögerung, zu dem von uns erwünschten Ziel geführt haben. Davon handelt der Schwerpunkt dieses horus. Dass dabei die digitale Welt eine herausragende Rolle spielt, wird nicht verwundern, schaffen diese Allzweckmaschinen - bei allem Frust, den sie gelegentlich auslösen - doch erhebliche Freiheiten, von denen unsere Vorfahren nur träumen konnten.

Deutlich wird das etwa im Aufsatz von Oliver Nadig, der sich mit den Möglichkeiten der Spracheingabe und der damit verbundenen Spracherkennung befasst, oder in den Artikeln von Thorsten Büchner zu seinen Alltagshelfern und von Isabella Brawata zu nützlichen Podcasts. Sprache ist auch das Thema von Thorsten Oberbossel, der eine App zum Erlernen von Fremdsprachen vorstellt. Diese Mutmacherartikel können besonders Menschen gebrauchen, die erst spät erblinden oder große Teile ihres Sehsinns verlieren. Ihnen und ihren Erfahrungen in der blindentechnischen Grundausbildung der blista widmet Sophie Sommer ihren empathischen Text.

Dass Barrierefreiheit der Informationstechnik allgemein ein Schlüssel für unsere weitere Teilhabe an gesellschaftlichen Veränderungen ist, was sowohl die Arbeitswelt als auch unsere sonstige tägliche Umgebung betrifft, unterstreicht das gemeinsame Forderungspapier von DVBS und DBSV zum European Accessibility Act, der etwas missverständlich mit Europäisches Barrierefreiheitsgesetz übersetzten Richtlinie, mit deren Umsetzung in deutsches Recht wir in den nächsten Monaten gut beschäftigt sein werden.

Neben digitalen Helfern gibt es aber auch ganz banale Hilfsmittel ohne IT, wie das Interview von Isabella Brawata mit einem Hersteller von Beschriftungen für Elektroherde und weitere uns so nicht zugängliche Geräte aufzeigt. Es lohnt sich also, im Haushalt wie auch sonst findig zu bleiben. Ein gutes Händchen dabei wünscht
Ihnen und Euch
Uwe Boysen

Bild: Uwe Boysen. Foto: DVBS [Auf dem Portraitfoto trägt Uwe Boysen einen roten Pullover und eine dunkle Brille, seine Haare sind weiß. Das Sonnenlicht wirft gerade Flächen von Licht und Schatten an die Wand, auf Uwe Boysen fällt Licht. Er lächelt.]

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Aus der Redaktion

Entwicklungschancen

Redaktionsarbeit in der "neuen Normalität" mit COVID-19 - das bedeutet für uns, trotz Pandemie wieder mehr Wahlmöglichkeit und Spielräume zu haben - wie schön! Zum anderen aber stehen nach wie vor organisatorische Entscheidungen an, die "früher" nicht hinterfragt werden mussten. Treffen wir uns in einem größeren Besprechungsraum, um 1,50 m Abstand einhalten zu können? Bei Sonnenschein vielleicht lieber im Freien? Oder doch per Telefonschalte? Wie viel sozialen Abstand jeder braucht und möchte, wird nun zum Thema. Das ist neu. Neu und wie Musik in den Ohren sind aber auch die Sätze, in denen die Sehnsucht nach baldigen "echten" Treffen zum Ausdruck kommt. Wie nachvollziehbar ist dieser Wunsch gerade für unsere neue DVBS-Kollegin Petra Krines, die seit April in der Geschäftsstelle arbeitet und nun das erste Mal Gast der Telefonkonferenz war! Denn ja, wir hatten uns nochmal für mehr Abstand und Sicherheit per Telefonkonferenz entschieden, zumal, wie es ein Redaktionsmitglied formuliert hat, "wir dieses Instrument ja schon sehr oft und sehr effizient genutzt haben".

Die "neue Normalität" wird hoffentlich ein Übergang sein - und hoffentlich bringt die Zukunft nur positive Entwicklungen mit sich. Beim Thema Zukunft sind jedoch verschiedene Szenarien denkbar. Wir wollen der Zukunft zumindest in der nächsten horus-Ausgabe eine Chance geben und widmen ihr den Schwerpunkt. Was wird in 10 Jahren sein oder später? Wenn Sie zu den Menschen gehören, die gerne Prognosen erstellen oder sich schon lange für eine bessere Zukunft engagieren, dann kommt Ihnen die Frage sicher vertraut vor. Wenn Sie mit uns träumen wollen, bereits jetzt für kommende Jahrzehnte planen und Zukunft vorausdenken, aber auch wenn Sie das Thema deprimiert oder falls Sie geneigt sind, die Zukunft keineswegs rosig, sondern sehr kritisch zu sehen - dann schreiben Sie uns doch bis zum Redaktionsschluss am 18. September einen Beitrag. Der Artikel sollte nicht länger als 12.000 Zeichen sein, allgemeine Berichte sollten sich im Rahmen von 4.000 Zeichen bewegen. Wir freuen uns auf Ihre Vision!

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Schwerpunkt: Technik im Alltag

Be My Eyes - eine App wie eine belebte Fußgängerzone

Von Mirien Carvalho Rodrigues

Letztes Jahr im Dezember unternahm ich einen Ausflug in die Münchner Innenstadt. Viele, denen ich davon erzähle, halten diese Unternehmung gelinde gesagt für verrückt und im Grunde kaum möglich, denn schließlich war es ein Samstagnachmittag im Advent und die Fußgängerzone quoll nur so über vor Passanten. Dabei war es viel einfacher, als in einem kleinen verlassenen Nest allein herum zu laufen. Ich kenne mich in der Münchener Innenstadt nicht aus. Doch was macht das schon, wenn sie so voller Menschen ist, dass ich jederzeit mindestens zehn Personen gleichzeitig nach dem Weg fragen könnte. Aber sind in der Adventszeit nicht alle besonders genervt und in Hektik? Nicht alle. Die Gestressten und Genervten sehen mich nicht, und ich sehe sie ohnehin nicht. Also begegnen wir einander überhaupt nicht. Wie von selbst ergibt es sich, dass mich nur freundliche und gelassene Menschen ansprechen bzw. mir antworten, die mir gern verraten, auf welcher Höhe der Straße ich mich gerade befinde, oder welche Geschäfte rechts und links zu sehen sind. Die einen nehmen sich Zeit für einen kurzen hilfreichen Hinweis, andere gehen ein Stück mit, da sie ohnehin gerade der Oma München zeigen und alles langsam angehen lassen.

Die App Be My Eyes funktioniert nach demselben Prinzip. Um sie zu nutzen, muss man sich nicht mit etlichen technischen Details beschäftigen, und man kann wirklich jederzeit innerhalb weniger Sekunden genau die Menschen erreichen, die einem gerne weiterhelfen, denn sie haben sich freiwillig eben deshalb angemeldet.

Hier werden die Möglichkeiten moderner Technologien mit der Qualität echter Begegnungen in genialer Weise zu einem kostbaren Stück Unabhängigkeit für blinde und sehbehinderte Menschen kombiniert.

Es genügt, die kostenlose App auf dem iPhone oder Android-Smartphone zu installieren, sich als Nutzer oder Helfer anzumelden, und schon kann es losgehen. Bei der Anmeldung als Nutzerin wurde ich umsichtig darauf hingewiesen, zu meinem eigenen Schutz niemandem persönliche Dokumente wie Ausweise, Arzt- oder Amtsbriefe, Bankauszüge etc. zu zeigen. In den wenigen übersichtlichen Einstellungen kann ich meine Muttersprache festlegen und jederzeit ändern, sodass Be My Eyes mir bei Auslandsreisen oder fremdsprachigen Dokumenten Freiwillige mit der passenden Muttersprache suchen würde.

Möchte ich etwa schnell wissen, was auf dem Schild zu lesen ist, vor dem ich gerade stehe, öffne ich Be My Eyes, tippe auf den Schalter mit der Aufschrift "Den nächsten verfügbaren Freiwilligen anrufen", und sogleich ertönt ein Freizeichen in meiner Leitung. Die App ruft mehrere registrierte Freiwillige parallel an, sodass ich garantiert bei jemandem lande, der gerade Zeit und Lust hat, mir zu helfen. Per Video-Anruf können wir nun die anstehende Frage klären, in einem kurzen oder auch längeren freundlichen Gespräch, ohne persönliche Daten auszutauschen.

Die Idee zu Be My Eyes hatte im Jahr 2012 der Däne Hans Jørgen Wiberg. Nach seinem Sehverlust hatte er bei seiner Arbeit für den dänischen Blindenverband häufig von Mitgliedern den Satz gehört: "Im Grunde komme ich im Alltag gut zurecht. Wenn ich nur ein oder zweimal am Tag kurz ein paar Augen zur Verfügung hätte, wäre es richtig gut." Es ging also oft nur um kurze Fragen, die eine sehende Person wenig Zeit kosten, für einen blinden oder stark sehbehinderten Menschen aber eine weitreichende Wirkung haben können. Fällt mir beispielsweise mein Haustürschlüssel herunter und ist danach wie vom Erdboden verschluckt, kann ich eventuell gar nicht ausgehen oder verspäte mich zumindest erheblich. Oder ich bin vielleicht nicht sicher, ob ich ein bestimmtes Medikament noch nehmen kann, und brauche nur kurz jemanden, der mir das Verfallsdatum vorliest. Ähnlich verhält es sich mit der Frage nach einem Fleck auf dem Pulli oder der Zubereitungsdauer der Tiefkühlpizza.

Die Frage für Wiberg war nun, wie konnte man diese schnelle Hilfe unkompliziert und jederzeit zur Verfügung stellen. Denn er kannte aus eigener Erfahrung und durch den Austausch mit anderen auch die Unannehmlichkeiten, die sich durch Abhängigkeit ergeben. Da muss man warten, bis ein Familienmitglied, eine Nachbarin oder ein Freund Zeit hat. Da ist man sich vielleicht nicht sicher, ob es der Person nicht eigentlich zu viel ist. Man möchte nicht schon wieder dieselbe Person fragen, sich nicht abhängig fühlen und auch nicht immer einen Gefallen schuldig sein. Der Be My Eyes-Gründer setzte auf die Hilfsbereitschaft unzähliger Menschen, die alle hin und wieder gern kurz zur Stelle wären, wenn es nur eine Verbindung zwischen ihnen und den blinden und sehbehinderten Personen gäbe.

Das Konzept ging auf. Heute sind bei Be My Eyes über 3,8 Millionen Freiwillige in 150 Ländern registriert. Demgegenüber haben bisher knapp 223.000 blinde und sehbehinderte Personen das Angebot in Anspruch genommen. Neben ihrer einfachen Bedienung punktet Be My Eyes noch durch die äußerst lebendige Community, die in Newslettern, Podcasts und in der App selbst sowie auf der Homepage ständig neue Erfahrungsberichte veröffentlicht und so zeigt, was Be My Eyes alles möglich macht. Wer sich etwa trotz allem noch unsicher ist, ob man wirklich die Zeit fremder Menschen in Anspruch nehmen kann, noch dazu unerwartet und unangekündigt, kann dort nachlesen, wie viel Freude es den Freiwilligen macht, unkompliziert auszuhelfen und dabei zu wissen, dass ihre Hilfe tatsächlich willkommen ist und gebraucht wird. Freiwillige schildern Begegnungen, die sie aufheitern, ihren Tag verschönern, ihnen das Gefühl geben, etwas wirklich Nützliches getan zu haben. Einige bekunden gar ihre Enttäuschung darüber, noch nie angerufen worden zu sein. Dadurch wiederum haben sich blinde und sehbehinderte Personen mit der Zeit immer weiter vorgewagt und nutzen mittlerweile die App für umfangreichere Aktivitäten. Was einmal mit einer kurzen vielleicht schüchternen Frage nach der Farbe des Pullis angefangen hat, nutzen einige Menschen heute, um etwa mit freiwilliger Unterstützung per YouTube-Tutorials häkeln zu lernen, sich in Chile die Straßenbilder einer fremden Kultur beschreiben zu lassen oder ein Großereignis wie das hochkarätig besetzte Online-Konzert "One World: Together At Home" mit Live-Audiodeskription zu verfolgen.

Meine eigene Einstiegserfahrung mit Be My Eyes war ein wahrer Notfall. Eine Freundin hatte drei Schokoweihnachtsmänner gekauft, die sie mit mir und einem weiteren blinden Freund teilen wollte. An sich eine leicht zu bewältigende Aufgabe, für die man kein Augenlicht braucht. Doch dann erwähnte die Freundin wie nebenbei, einer der süßen Leckerbissen wäre ein FC Bayern-Weihnachtsmann. Keinesfalls hätte ich den versehentlich essen wollen! Die Zeit war gekommen, die damals neue App auszuprobieren. Unsere ohnehin schon heitere Stimmung steigerte sich noch, als sich am anderen Ende Björn aus Zürich meldete. Nicht nur, dass die Wahrscheinlichkeit, in ihm einen Bayernfan anzutreffen, eher gering war, mit ihm waren auch gleich zwei Kinder in der Leitung, die wahnsinnig neugierig waren, was denn da jetzt passieren würde. Wir hatten also großen Spaß miteinander und erinnern uns vermutlich alle bis heute gern an diese Begegnung.

Auch längere Gespräche und sogar bleibende Kontakte können natürlich durch Be My Eyes entstehen. So erzählt zum Beispiel ein Nutzer aus den USA, wie er nur kurz etwas zu seinem Aussehen fragen wollte und plötzlich der Frau am anderen Ende bei Problemen mit ihrem Smartphone aushalf. Oder da ist die russische Architektin, die einem blinden Mann aus Aserbaidschan zunächst Auskunft über ein Medikament gab und dabei erfuhr, dass er Hobbyzeichner war. Sie blieben in Kontakt, und sie beschreibt ihm regelmäßig die Ergebnisse seiner Arbeit. In ihrem Erfahrungsbericht äußert sie ihre Überraschung über die hohe Qualität seiner Zeichnungen. Überhaupt erfahren durch das Konzept von Be My Eyes zahlreiche sehende Menschen wie nebenbei auf ganz natürliche Art und Weise, dass auch blinde und sehbehinderte Menschen arbeiten, reisen, kochen oder eben zeichnen.

Doch das ist noch nicht alles. Sogar fachkundige Hilfe kann man über Be My Eyes mittlerweile finden. Im Februar 2018 ging diese entscheidende Erweiterung mit Microsoft als erstem Partner an den Start. Seither kamen in den Bereichen Technik und Gesundheit weitere Unternehmen hinzu. Die App bietet einen direkten Weg zu Servicestellen, deren Mitarbeiter mit den Belangen der Zielgruppe vertraut sind. Dadurch, und zusätzlich durch den Kontakt per Video, können zahlreiche Fragen schnell geklärt und Fehler dauerhaft behoben werden.

Um noch einmal den Vergleich mit der Fußgängerzone zu bemühen: Inzwischen kann ich also spontan ein Fachgeschäft betreten, in dem mein Anliegen auf Anhieb verstanden und mit hoher Wahrscheinlichkeit kompetent bearbeitet wird.

Alles rund um die App und ihre Mitglieder in aller Welt finden Sie unter www.bemyeyes.com.

Bild 1: Die App Be My Eyes ist leicht bedienbar. Foto: DVBS [Ein Nutzer hält sein Smartphone mit der blauen Startseite der App dem Betrachtenden entgegen.]

Bild 2: Ist der Aushang an der Litfaßsäule in meinem Wohnviertel wichtig? Dank Be My Eyes erhält Mirien Carvalho Rodrigues nötige Infos. Foto: DVBS [Mirien Carvalho Rodrigues hält ihr Smartphone vor einen Aushang. Sie hat schulterlange blonde Haare und trägt ein blaues T-Shirt.]

Bild 3: Welche der beiden Schokoladen hatte ich eigentlich versprochen, mitzubringen? Wenn sich Verpackungen gleich anfühlen, ist ein Hinweis von Sehenden hilfreich. Foto: DVBS [Zwei Ritter-Sport-Schokoladen liegen auf dem Tisch, ein Smartphone wird über sie gehalten.]

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"Hallo Computer" - Möglichkeiten und Grenzen der Spracheingabe als digitaler Arbeitstechnik

Von Oliver Nadig

Diktieren statt tippen, Fragen und Befehle in den Raum rufen, anstatt sie zeichenweise auf einer Tastatur zu schreiben, oder gar einen Computer vollständig mit der eigenen Stimme steuern; das sind die Verheißungen der Spracheingabe. Was diesbezüglich heute schon möglich ist, will der vorliegende Artikel näher beleuchten.

Einige Begriffsklärungen vorweg

"Blinde haben ein iPhone, weil da Siri drauf ist." Missverständnisse dieser Art haben bestimmt schon viele von uns mehrfach aufgeklärt. Nur selten steckt dahinter mangelndes Einfühlungsvermögen in die spezifischen Bedürfnisse schlecht oder nicht sehender Menschen; vielmehr können ähnlich klingende Begriffe wie Spracheingabe, Spracherkennung, Sprachassistent, Sprachausgabe und Bildschirmausleseprogramm (Screenreader) leicht durcheinandergebracht werden. Werfen wir also kurz einen Blick aufs Fachvokabular. Das wird umso verständlicher, wenn wir uns am in der Informatik gebräuchlichen EVA-Prinzip (Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe) orientieren und uns fragen "Was tut die Maschine und was der Mensch?".

Um eine PC-Tastatur schnell und sicher zu bedienen, muss man sie nicht sehen. Wie jede gute Sekretariatskraft beherrschen auch Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit nach intensivem, spezifischem Training das Zehnfinger-Tastschreiben, also das fehlerfreie Betätigen jeder Taste ohne visuelle Kontrolle aus der "Grundstellung" heraus anhand festgelegter, routinierter Fingerbewegungen. Für alle stark sehbehinderten bzw. blinden Personen ohne zusätzliche erhebliche motorische oder kognitive Einschränkung ist Spracheingabe neben der Texteingabe deshalb immer eine Option, aber kein Muss. Text- und Spracheingabe sind zwei von Menschen ausgeführte Eingabetechniken. Im Falle von Spracheingabe kommt ein Sprachverarbeitungssystem zum Einsatz. Dieses muss ein Mikrofon und einen Speicher haben, um zunächst einmal die Sprachbotschaft eines Menschen digital aufzuzeichnen. Anschließend erfolgt mit Hilfe einer Software die Spracherkennung. Dies ist der Verarbeitungsschritt, der nötig ist, damit die Maschine das Gesagte überhaupt "verstehen" kann. Manchmal wird der Vorgang der Spracherkennung vom eigentlichen System selbst auf leistungsstarke Server eines Rechenzentrums ausgelagert. Die Sprachdaten werden dann ins Internet übertragen, was Datenschutzfragen aufwirft, die beim Einsatz von Spracheingabe immer mitschwingen. Erst nach der Spracherkennung ist das System in der Lage zu reagieren, beispielsweise Sprache in Text umzuwandeln oder eine Frage zu beantworten. In der Regel wird das System also eine Rückmeldung geben. Um dabei die Mensch-Maschine-Kommunikation möglichst natürlich wirken zu lassen, erfolgt dieses Feedback bei den meisten Sprachverarbeitungssystemen über gesprochene Sprache. Einfache Varianten wie HiTech-Kuscheltiere spielen hierbei oft eine passende, vorab hinterlegte "Sprachkonserve" über einen Lautsprecher ab, komplexere Systeme verfügen über eine "echte" Sprachausgabe, die beliebigen Text ausgeben kann.

Jeder Computer und jedes Smartphone ist also entweder bereits ein Sprachverarbeitungssystem oder lässt sich im Handumdrehen dazu machen, denn die Zutaten Mikrofon, Speicher, Software und Lautsprecher sind vorhanden. Außerdem haben findige Tüftler das Naheliegende getan: Den reichlich vorhandenen Platz in einer Lautsprecherbox dazu zu nutzen, um dort Mikrofone und Prozessoren unterzubringen, so dass Sprachassistenten wie Amazon Echo, Google Home oder Apple HomePod das Licht der Welt erblicken konnten.

Sprachverarbeitungssysteme sind für alle Menschen gemacht! Bildschirmausleseprogramme, also Screenreader wie etwa VoiceOver, NVDA und JAWS, die ebenfalls eine Sprachausgabe verwenden, wurden dagegen gezielt als assistive Technologien für die Gruppe sehbehinderter und blinder Menschen entwickelt. Darum sollte man beispielsweise Siri (als Sprachassistenten des iPhones) und VoiceOver (als Screenreader auf dem selben Gerät) nicht in einen Topf werfen.

Spracheingabe kann für die drei folgenden, getrennt zu betrachtenden Zwecke genutzt werden:

  1. Diktat: Umwandlung von Sprache in Fließtext,
  2. Sprachassistenz: Unterstützung im Alltag, beispielsweise durch Beantwortung von Fragen oder Stellen eines Weckers,
  3. Sprachsteuerung: Veranlassen von Aktionen eines externen Geräts.

Fräulein Smartphone, bitte zum Diktat!

Natürlich ist die Bildschirmtastatur auf dem Touchscreen eines Mobiltelefons blind beherrschbar, aber ihre Bedienung wird im fahrenden Auto oder Bus schnell zum Balance-Akt. Schön, wenn ich da links neben der Leertaste das Mikrofonsymbol antippen und die Tatsache einer verspäteten Ankunft ins Smartphone diktieren kann. Beim Einsprechen längerer Texte, zum Beispiel für ein Referat oder einen Zeitschriftenartikel, werden Sprachkommandos zum Formatieren von Text relevant. So kann ich Satz- und Sonderzeichen wie runde, eckige und geschweifte Klammern explizit diktieren. Mit dem Befehl "neuer Absatz" wird ein Absatzwechsel, mit "neue Zeile" ein Zeilenwechsel eingefügt. Über das Kommando "Großbuchstaben" wird das nächste Wort komplett großgeschrieben. Ich kann also diktieren: "Im Großbuchstaben de vau be es bin ich seit 1993 Mitglied" - und der Vereinsname wird korrekt dargestellt.

Fazit und Vorsicht: Das Erkennen von gesprochenem Fließtext gehört mittlerweile zu den Brot-und-Butter-Leistungen von Computern, Smartphones und Tablets. Die entsprechende Software muss nicht mehr wie noch in den 1990er Jahren im Vorhinein durch langwieriges Training in einer schallisolierten Sprechkabine auf die Stimme einer bestimmten Person vorbereitet werden. Auch muss man nicht mehr abgehackt und überbetont sprechen, als wollte man einem Regenwurm das Lösen von Gleichungen beibringen. Vielmehr lernen die Systeme im laufenden Betrieb dazu und haben auch in lauten Umgebungen eine erstaunlich geringe Fehlerrate, wenn man sie in völlig natürlicher Sprechweise zutextet. Allerdings sind sie manchmal übereifrig und ersetzen Eigennamen mit ganz ähnlich klingenden Gebrauchswörtern. So wurde unsere Hundeseniorin Delphy stets zum Delphin, bis ich dem alten Labrador einen eigenen Eintrag in meinen Kontakten spendiert habe (weil ich mir bis heute unsicher bin, ob das eingebaute Wörterbuch des iPhones auch bei ausgeschalteter Autokorrektur noch seinen Dienst verrichtet).

Katinka, mach mich schlau und ordne mein Chaos!

Kommen wir zum derzeit wohl populärsten Einsatzgebiet der Spracheingabe: Den Sprachassistenzsystemen.

Habe ich etwa den Sprach-Butler "Siri" auf meinem iPhone aktiviert und die Person Maria Muster mitsamt umfangreicher Kontaktdaten dort hinterlegt, kann ich nach langem Drücken der Home-Taste des Geräts sagen: "Rufe Maria Muster an". Sind mehrere Nummern für meine Bekannte vorhanden, fragt Siri zurück: "Welche Telefonnummer soll ich für Maria Muster verwenden: Handynummer, Geschäftsnummer oder Privatnummer?". Ich werde dann eines der drei möglichen Stichwörter nennen oder mit "Abbrechen" den Kontaktaufnahmewunsch stornieren. Hätte ich auf Marias Kontaktkarte noch gar keine Telefonnummer hinterlegt, würde Siri auf das Kommando "Rufe Maria Muster an" bedauernd mit "Oje, ich habe keine Telefonnummer für Maria Muster" reagieren. Wäre Maria noch überhaupt nicht in meinen Kontakten gespeichert, könnte ich Siri die Telefonnummer auch ziffernweise ansagen und beispielsweise mit den Worten "Rufe 0 8 1 5 4 7 1 1 an" die Verbindung aufbauen lassen. Eine andere Möglichkeit der Kontaktierung wäre: "Schreibe eine E-Mail an Maria Muster". Wieder besteht die Möglichkeit, dass mehrere Mailadressen hinterlegt sind. Mit der Aufforderung "Welche davon soll ich für Maria Muster verwenden: Private E-Mail oder geschäftliche E-Mail" wird mich Siri dann bitten, die Adresse zu bestimmen. Nach meiner Entscheidung für "Private E-Mail" werde ich gefragt: "Was ist der Betreff der E-Mail?". Ich antworte: "Gemeinsames Frühstück". Siri fragt zurück: "OK, was soll in der E-Mail stehen?" Ich antworte: "Bin morgen um 9:00 Uhr da und bringe Brötchen mit." Siri reagiert mit: "Hier ist Deine E-Mail an Maria Muster. Sie lautet: Bin morgen um 9:00 Uhr da und bringe Brötchen mit. Bereit zum Senden?". Antworte ich mit "ja", wird die Nachricht verschickt. Antworte ich mit "nein", gibt Siri mir Gelegenheit, entweder den Betreff oder die Nachricht zu ändern. Will ich das Senden ganz stornieren, erreiche ich das mit "Abbrechen". Siri quittiert dies mit "OK, ich werde die Nachricht nicht senden".

Über vergleichbare Vorgänge lassen sich Kurznachrichten via SMS oder WhatsApp an Personen senden bzw. Beiträge an solche soziale Netzwerke schicken, die von Siri unterstützt werden. Dazu gehören Twitter und Facebook.

Reichen mir Siris Dienste nicht aus, hole ich mir kurzerhand andere Sprachassistenten per App aufs Smartphone. Da ich drei verschiedene intelligente Amazon-Lautsprecher aus der Reihe "Echo" besitze, in denen die Sprachassistentin Alexa wohnt, gibt es natürlich die Alexa-App auf meinem iPhone und ebenfalls den "Google Assistant". Kurze Frage zwischendurch - falls Sie gerade die Daisy-Ausgabe dieser Zeitschrift laut hören oder diese Zeilen vorgelesen bekommen und selbst einen intelligenten Lautsprecher (einen Smart Speaker) besitzen - hat der sich soeben aktiviert? Wenn ja, so liegt das daran, dass vor wenigen Augenblicken der voreingestellte Rufname des verbreitetsten Sprachassistenten zweimal gefallen ist ... und jetzt wissen Sie auch, warum ich in der letzten Zwischenüberschrift stellvertretend von "Katinka" geschrieben habe. Ersetzen Sie "Katinka" in den folgenden wörtlich wiedergegebenen Befehlen gedanklich bitte durch gebräuchliche Lautsprecher-Rufnamen wie "Alexa", "OK Google" oder "Hey Siri".

Wer mich als Freund kniffliger Fragen kennt, ist oft überrascht zu hören, dass ich persönlich am meisten von den einfachen Fähigkeiten meiner drei Echos profitiere, und das vor allem in der Küche. Die Frage "Katinka, wie spät ist es?" verschont meine Tast-Uhr vor ölverschmierten Händen. Mit den beiden nacheinander geäußerten Kommandos "Katinka, stelle einen Nudeltimer auf 10 Minuten" und "Katinka, stelle einen Gemüsetimer auf 8 Minuten", sind im Handumdrehen zwei parallel laufende Countdowns programmiert, die mich entspannt mit der Würstchenpfanne hantieren lassen. Mit "Katinka, spiele ARD von Striehm Plejer" starte ich dann kurz vor 20:00 Uhr beim Essen das Abspielen des Tonkanals der Tagesschau. Dabei kommt ein sogenannter Skill mit dem Namen "StreamPlayer" zum Einsatz. Skills sind auf intelligenten Lautsprechern das, was Apps für Smartphones sind: Praktische Erweiterungsprogramme. Diese versetzen Smart Speaker in die Lage, Musik, Radioprogramme, Podcasts, Hörbücher und Hörspiele wiederzugeben. Sie machen Echo und Co. schlauer, damit sie Fragen nach dem Wetter, dem aktuellen Fahrplan und nach allgemeinen Fakten beantworten können, und sie bringen interaktive Spiele bzw. Auskunftssysteme auf die pfiffigen Lautsprecher.

Fazit und Vorsicht: Sprachassistenten führen die Spracherkennung in der Regel nicht selbst aus, sondern schicken die Sprachbotschaft an Rechenzentren ihrer Hersteller. Sie funktionieren also nur dort, wo es einen Strom- und einen Internetanschluss gibt. Persönlich halte ich mein Smartphone im Vergleich zu meinen intelligenten Lautsprechern für die größere Datenschleuder - schließlich verfügt es über viel mehr Sensoren, insbesondere eine Kamera. Trotzdem zeigen Meldungen wie "Firma X schreibt Millionen von Sprachmeldungen mit und speichert sie in Datenbanken", dass Datenschutz kein Selbstläufer ist, sondern dass wir Verbraucher ihn wie den Umwelt- oder den Tierschutz immer wieder aktiv einfordern müssen.

Unsere Sprachassistenten sind nur so schlau wie diejenigen, die ihnen das Wissen eingegeben haben. Auf die an meine Echo-Lautsprecher gerichtete Frage "Katinka, wie alt ist Rosa Luxemburg?" erhalte ich heute, am 12.06.2020 die Antwort: "Rosa Luxemburg wurde am 05.03.1871 geboren. Sie ist 149 Jahre alt". Siri kann hier zwar mit "Rosa Luxemburg starb am 15.01.1919 im Alter von 48 in Berlin" das korrekte Todesdatum beisteuern, nennt dafür aber das urkundlich erwähnte, den Angaben von Rosa Luxemburg selbst zufolge jedoch falsche ältere Geburtsdatum, den 25.12.1870.

Sprachsteuerung oder: Achtung Haus, ich gehe jetzt

Zwischen Sprachassistenz und Sprachsteuerung existiert ein fließender Übergang. "Sprachsteuerung" soll den Aspekt betonen, dass mit Hilfe eines verbalen Kommandos ein physischer Vorgang wie das Drehen eines Heizungsventils ausgelöst oder kontrolliert wird.

Mehr und mehr Geräte der Haushalts- und Unterhaltungselektronik, etwa Mikrowellen, Waschmaschinen und Fernseher, erhalten Internetanschluss oder werden selbst mit Sprachassistenten ausgestattet. Dies wird für uns sehbehinderte und blinde Menschen so manches Mal die einzige Chance sein, ein ansonsten nicht barrierefrei bedienbares Gerät zu nutzen. Über das Internet beeinflussbare und damit potentiell über Spracheingabe schaltbare Steckdosen, Lampen, Türen, Fenster, Rollläden und Heizungsthermostate haben das Zeitalter der Heimautomatisierung längst eingeläutet. Sprachsteuerung bringt somit Vorteile nicht nur für Faulpelze, die den Fußweg zum Lichtschalter scheuen, sondern auch für uns blinde und sehbehinderte Menschen - schließlich findet ein Sprachassistent in einem mit Sensoren gespickten "intelligenten Haus" im Vergleich zu uns viel schneller und sicherer heraus, ob eine bestimmte Lampe noch brennt oder ein bestimmtes Dachfenster noch offen ist. Ganze Gruppen von Aktionen lassen sich auf einen Sprachbefehl legen. So ist mit einer Menge Technik heute schon realisierbar, dass ein smartes Haus nach dem Hinweis "Katinka, ich gehe jetzt" alle Fenster und Läden automatisch schließt, die Lichter löscht, die Heizungsanlage herunterregelt und die Alarmanlage aktiviert.

Fazit und Vorsicht: Das sprachverarbeitende System und die vielen Sensoren und Aktoren der zu steuernden Geräte müssen reibungslos miteinander kommunizieren. Dafür sind mitunter Überbrückungsgeräte erforderlich, die das Einrichten eines sprachgesteuerten Zuhauses nicht nur zu einer heimwerklichen, sondern auch zu einer informationstechnischen Herausforderung machen. Auch der Sicherheitsaspekt ist zu beachten: Kein Fremder sollte "böser Wolf" spielen können und sich mit "Katinka, mach die Tür auf" unbefugten Zutritt zu meiner Wohnung verschaffen dürfen.

Zusammenfassung

Spracheingabe ist eine Arbeitstechnik, die uns seheingeschränkten und blinden Menschen hilft, die Informationsbehinderung" zu kompensieren. Mag sie bezogen auf die Diktierfunktion noch wie ein Luxus anmuten, wird die Steuerung per Sprachassistent zukünftig wohl häufiger die einzige Möglichkeit sein, ein mit Touchscreen ausgestattetes Gerät innerhalb der eigenen vier Wände oder im öffentlichen Raum zu bedienen. Datenschutz- und Sicherheitsaspekte sind dabei stets mit wachem, aber ruhigen Verstand mitzudenken ... und vergessen Sie nicht: Stecker oder Akku raus - und schon dürfen Sie wieder selbst zu Fuß zum Regal mit der Papierausgabe von Meyers Taschenlexikon wandern.

Zum Autor

Dipl.-Psych. Oliver Nadig ist Rehabilitationslehrer für EDV und elektronische Hilfsmittel im Beratungs- und Schulungszentrum (BSZ) der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista). Der 47-Jährige hat in den 1990er Jahren Psychologie und Informatik in Marburg studiert und engagiert sich seit vielen Jahren in der überregionalen Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe, unter anderem im gemeinsamen Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT). Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Bild 1: Küche frei für Sprachassistenten! Klassische Kochbücher und Küchenwecker werden hier nicht benötigt. Foto: privat [Ein "Echo"-Lautsprecher mit türkis leuchtendem Ring steht auf der Küchenarbeitsplatte vor einem Elektroherd. Links sind die Hüftpartie und Hände des Kochs zu sehen. Er trägt eine dunkelblaue Schürze und hält einen roten Kochlöffel bereit, mit der anderen Hand hebt er den Deckel eines Topfes auf dem Herd leicht an.]

Bild 2: Die Antwort von Sprachassistenten fällt höflich aus, reicht manchmal aber nicht aus. Foto: DVBS / Hemmatian [Auf einem Zimmerregal steht ein Echo-Lautsprecher, sein leuchtender Ring zeigt seine Aktivität. Im Vordergrund rechts lächelt eine Frau mit lockigem Haar.]

Bild 3: Oliver Nadig. Foto: privat [Oliver Nadig hat dunkle Haare und braune Augen. Er trägt ein helles, fliederfarbenes Hemd und lächelt.]

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Smarter werden mit Technikpodcasts

Von Isabella Brawata

Viele Hilfsmittelfirmen sowie Dienstleistungsanbietende für blinde und sehbehinderte Menschen informieren in eigenen Podcasts über ihre Angebote. Die Organisationen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe, so auch der DVBS, halten ihre Mitglieder via Podcast auf dem Laufenden und informieren über spannende Themen.

Ich werde zunächst zwei Podcasts der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe vorstellen, die beide eine Serie herausgebracht haben, in der es um Technik im Alltag geht.

Doch zunächst möchte ich erläutern, was Podcasts überhaupt sind, denn selbst wer nicht an technischen Dingen interessiert ist, könnte an Podcasts Freude haben. Meinen Alltag bereichern Podcasts jedenfalls sehr. Wer bereits weiß, was Podcasts sind, kann die folgenden Ausführungen getrost überspringen.

Podcasts sind regelmäßig erscheinende Audiobeiträge, die man kostenlos abonnieren kann. Mit Hilfe eines Podcatchers kann man im Internet nach Podcasts suchen und diese bestellen. Bei vielen Geräten wie Smartphones, einigen Daisy-Playern wie dem Victor Reader Stream oder der Webbox ist bereits ein eigener Podcatcher installiert, so dass man sofort mit der Suche loslegen kann. Man gibt ein Stichwort in die Suchmaske ein und der Podcatcher durchsucht das Internet nach zu diesem Thema vorhandenen Podcasts und zeigt anschließend die gefundenen Suchergebnisse an. Hat man den gewünschten Podcast gefunden, kann man ihn abonnieren, was bedeutet, dass neue Folgen automatisch heruntergeladen und die alten gelöscht werden. Man kann aber auch Podcasts archivieren und sich ältere Folgen anzeigen lassen, die man sich ebenfalls herunterladen kann. Das Podcastangebot ist unglaublich vielfältig. Rundfunkanstalten bieten sehr viele ihrer Radiosendungen ebenfalls als Podcasts an, Zeitungen und Zeitschriften haben auch ein breites Podcastangebot, aber vor allem Privatpersonen produzieren häufig Podcasts von hervorragender Güte. Das Beste daran: Wenn man einen Podcast erst einmal abonniert hat, muss man sich um nichts mehr kümmern und man kann ihn hören, wann und wo und so oft man möchte.

Zwei mehrteilige Technikserien im Podcast "DBSV-Jugendmagazin"

Den Podcast "DBSV-Jugendmagazin" können selbstverständlich nicht nur junge, sondern auch junggebliebene Leute, die up to date sein möchten, abonnieren. Im Vorstellungstext für den Podcast heißt es:

"Dies ist der Podcast des DBSV-Jugendclub. Wir informieren junge Blinde und Sehbehinderte über unsere Angebote, Gadgets und Hilfsmittel, Lifestyle, Kultur und Behindertenpolitik."

Um den Podcast zu abonnieren, kann man entweder ins Suchfeld des Podcastprogramms das Stichwort "DBSV-Jugendmagazin" eingeben oder auf folgenden Link gehen: https://dbsv-jugendmagazin.podspot.de/

Aus einem Workshop zum Themenfeld "Outdoornavigation" und einem Webseminar zum Thema "Digitale Alltagshelfer" des DBSV-Jugendclubs sind zwei mehrteilige Serien entstanden, deren Folgen nachstehend aufgelistet werden.

Die Internetseite www.offsight.de ist eine Plattform des DBSV-Jugendclubs für Diskussionsforen zu Themen aller Art. Dort findet man auch schriftliche Infos zu den vorgestellten sowie weiteren Apps. Reiner Delgado, Referent für Soziales, Bildung, Frauen, Jugend, Sport, Kultur und Taubblinde sowie Robert Sandberg, Jugendreferent beim DBSV, stellen verschiedene Handy-Apps aus den beiden Bereichen vor. Ich habe mir schon viele Beiträge beider Jugendreferenten angehört und bin begeistert. Die Apps werden sehr ausführlich, supergut verständlich und auf eine lockere und unterhaltsame Weise vorgestellt, erläutert und vorgeführt.

Und hier einige Beispiele für Podcast-Folgen aus beiden Themenschwerpunkten:

Zur Outdoornavigation:
  • Karte mit akustischem Feedback erkunden
    Zwei Teilnehmende an unserem Webinar "Outdoor-Navigation" erklären, wie die Straßen- oder Landkarte in Apple Karten mit VoiceOver erkundet werden kann.
  • Mit BlindSquare und Google Maps unterwegs
    Navigieren mit BlindSquare und Google Maps im Tandem. Reiner zeigt, wie es geht und spricht über das Verlaufen.
  • Wanderrouten entdecken und Off-Grid navigieren mit Komoot
    Vorstellung des Touren-Stöber-Tools von Komoot und Erläuterung der Off-Grid-Navigation. Robbie goes Mosel.
  • Blind joggen mit Myway Classic
    Reiner zeigt euch, wie er mit der App Myway Classic auf dem Tempelhofer Feld joggen geht.
Digitale Alltagshelfer:
  • News- und Info-Apps
    Vorstellung der Info-Apps RND und Tagesschau sowie der Warn-Apps Katwarn und NINA.
  • Hörbuch-Download und lesen mit dem VoiceDreamReader
    Vorstellung des Multi-Tools in Sachen Lesen, mit Download eines Hörbuches von einer Website und Überblick über die Funktionen der App.
  • Bildbeschreibung mit TapTapSee und Seeing AI
    Vergleich der Beschreibungen beider Apps und Erkennen von Bildern ohne Alt-Text im Web.
  • Einkaufen mit den Apps Barcoo und Seeing AI
    Reiner nimmt euch mit in den Supermarkt und gibt Tipps zum Einkaufengehen und zur Produkterkennung.

Podcast Sightviews

Der Podcast Sightviews macht es möglich, über die SightCity zu schlendern, obwohl sie dieses Jahr ausgefallen ist, und das auch noch völlig stressfrei. Zu verdanken haben alle Interessierten diesen Komfort dem Referenten für elektronische Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes e.V. (BBSB). Im Vorstellungstext für den Podcast ist zu lesen: "Christian Stahlberg sammelte in den Wochen vor dem eigentlichen SightCity-Termin per Telefon und Skype Eindrücke und Interviews von Ausstellern und Händlern zu den Bereichen Alltagshilfen, Entertainment, Kommunikation, Arbeitsplatzausstattung und Mobilitätshilfen. Was gibt es neues? Welche Produkte wurden verbessert? Was sind die Trends bei Mainstream-Technologien und wie kann man was mit einer Seheinschränkung nutzen? Wer sich das Leben privat, in Schule, Ausbildung, Studium oder Beruf erleichtern möchte und mitreden will, sollte durch die Podcast-Episoden der Sightviews stöbern. Sightviews — das ist Ein- und Ausblick."

Die Interviews von Christian Stahlberg sind spannend und informativ und man lernt jede Menge Neues kennen. Sehr empfehlenswert!

Und hier wieder einige Beispiele:

  • E10, der neue mobile Daisy-Player mit den gewissen Besonderheiten
    TFA präsentiert den Daisy-Player E10, der u. a. Online- und Aufnahmefunktionen, einen guten Lautsprecher, USB-Stick-Anschluss, einfach belegte Tasten, ein UKW-Radio und Ivona-Sprachausgabe bietet. Weitere Themen: Webbox, Webinare, Spracheingabe.
  • Alexa, spiele das Interview mit dem Jockl
    Die Firma Schulze stellt die Möglichkeiten von Amazons Sprachassistent Alexa und sprechende Fernseher vor, wobei alles auch mit Installationsservice angeboten wird. Die Fernseher lassen sich zudem mit Festplatte und Fire-TV-Stick multimedial aufrüsten.
  • Am Arbeitsplatz effizient und schnell mit DL
    Hansjörg Lienert stellt die Philosophie seiner Firma, die speziellen Software-Lösungen für Arbeitsplätze und die an jedem PC nützlichen Programme DL EasyTask und xTab vor.
  • Sooooo viele Alltagshilfsmittel aus Sachsen
    Das Landeshilfsmittelzentrum Dresden gibt einen Überblick zu Hilfsmitteln aus den Bereichen Markierung, Haushalt, Blindenstöcke und Mobilität, Sehhilfen, Spiele ... und noch viel, viel mehr.
  • Schalt doch mal das Licht aus - das Lesegerät Visulex Maki mit neuer Kamera
    Papenmeier baut in sein Lesegerät Maki eine neue Kamera ein, die mit extrem wenig Beleuchtung der Vorlage auskommt. Außerdem: Warum Papenmeier beim Vorlesegerät Universalreader auf traditionelle Scanner setzt und die neue Supernova-Großschrift-Software.
  • Nähe, Ferne und Vorlesen - eine mobile Lupe mit gleich drei Kameras
    Neu bei Optelec: Der Compact 10 HD, eine elektronische Lupe mit 10 Zoll und Vorlesefunktion. Wir vergleichen dazu den Traveller HD. Hintergründe gibt es zudem zu den Braillezeilen Alva 640 und Focus Blue sowie den Lesegeräten Clearview+, C und Go.
  • Gaudio-Braille macht mobil
    Alles mobil bei Gaudio-Braille: Themen im Interview sind der Hinderniserkenner Sunu Band, der Braille-Organizer Gaudio-Voice und die Kombination aus Braillezeile und Laptop Gaudio-Book.
  • Schulung und Hilfsmittel aus dem Pott
    Das Büro für barrierefreie Bildung aus dem Ruhrgebiet informiert über Schulungen für PC und Smartphone. Neu ist ein Lehrbuch zu Textverarbeitung auf dem iPhone. Im zweiten Teil: Ein Vergleich diverser mobiler Lesegeräte für Sehbehinderte.
  • Handverlesenes von Com-M
    Com-M bietet viele Produkte von Humanware und anderen Firmen an. Wir sprechen vor allem über mobile Braillezeilen für Notizen und Smartphone, vom Actilino (Helptech) über Brailliant und Braillenote Touch (Humanware) bis zur Vario Ultra (Visiobraille).
  • Flexible Systeme aus dem Norden
    LVI stellt die Kamera-Anzeigesoftware PC Viewer vor, die es auch für den Mac gibt. Außerdem: Das Vorlesegerät Magnilink Voice 2 (das um einen Monitor ergänzt werden kann) und wir klären, welche Ausstattung man von seiner Krankenkasse erwarten darf.

Bild 1: Podcasts lassen sich überall via Smartphone hören. Foto: pixabay / David Schwarzenberg [Ein weißes Smartphone mit Ohrhörern liegt auf einem dunklen Holzbrett.]

Bild 2 Raus ins Freie! Die Outdoornavigation gelingt per App. Foto: DVBS [Blaue Turnschuhe, Blindenstock und iPhone liegen auf einer Umgebungskarte bereit.]

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Duolingo - Persönliche Erfahrungen mit einer Sprachlern-App

Von Thorsten Oberbossel

Vorwort

"Wie nützlich ist es dann und wann,
wenn man 'ne fremde Sprache kann."

Diese Weisheit aus dem Gedicht "Die polyglotte Katze" des Humoristen Heinz Erhardt erschloss sich einer Katze, als es ihr gelang, mit akzentfrei ausgestoßenem Hundegebell eine Maus aus ihrem sicheren Versteck hervorzulocken. Auch für Menschen mit und ohne eine Sehbehinderung ist die Verwendung von Sprache eines der überlebenswichtigsten Hilfsmittel, um jede auftretende Lage zu bewältigen.

Schon seit meinen ersten Englischstunden in der Schule interessiere ich mich für andere Sprachen. Deshalb verbinde ich seit Ende meiner Schulzeit meine Reisen gerne mit Intensivsprachkursen. Da diese jedoch Zeit und Geld kosten, war ich sehr gespannt, als ich von einer guten Freundin den Tipp erhielt, die Sprachlern-App Duolingo auszuprobieren.

Technische Voraussetzungen

Ich verwende ein iPhone SE aus dem Jahre 2017 mit WLAN-Zugang, dem Bildschirmleseprogramm VoiceOver und einem Arbeitsspeicher von 64 GB. Das Betriebssystem ist IOS 13.5.1. Duolingo funktioniert aber auch auf Android-Smartphones oder, nicht ganz mit sämtlichen Features, im Web.

Die Einrichtung von Duolingo

Notwendig beim iPhone sind der Zugriff auf das eingebaute Mikrofon und die Spracherkennungsroutinen von Siri für Aussprechübungen. Mitteilungen können erlaubt werden. Ich habe der App die Zusendung von Berichten an meine E-Mail-Adresse erlaubt.

Angebot und Einstieg

Mit Deutsch als Ausgangssprache bietet Duolingo zurzeit Englisch-, Spanisch- und Französischkurse an, in Planung ist Italienisch. Mit Englisch als Ausgangssprache kann man bereits Italienisch und Portugiesisch lernen, aber etwa auch Niederländisch, Arabisch, Chinesisch, Hindi, Deutsch und weitere Sprachen. Wer Spanisch als Ausgangssprache beherrscht, kann unter zehn Kursen wählen, zum Angebot gehört hier unter anderem Katalanisch.

Ich entschied mich für den Französischkurs. Zunächst musste ich für mein tägliches Lernziel eine Zeitdauer festlegen und wie hoch die Zahl der Erfahrungspunkte (XP) sein soll, die ich erreichen will. Weil ich in der Schule nur zwei Jahre Französischunterricht hatte, begann ich ganz von vorne mit den Grundlagen.

Die Übungen

Die Übungseinheiten sind in Themenblöcke, wie z. B. "Familie" oder "Einkaufen" gegliedert und man muss bestimmte Kontrollpunkte überwinden, um mit schwierigeren Themenblöcken beginnen zu können. Jedes Thema ist in fünf Lernstufen (Levels) mit unterschiedlich vielen Einzellektionen unterteilt.

Zu den Übungsmöglichkeiten gehören:

  • vorgegebene französische Sätze durch ausgewählte Wörter zu einer deutschen Übersetzung zusammenzubauen,
  • deutsche Sätze durch Auswahl französischer Wörter in der richtigen Reihenfolge zu übersetzen,
  • durch Antippen eines Lautsprechersymbols ausgesprochene Sätze nachzuhören und bei reinen Hörübungen französische Wörter aus einer Liste in die richtige Reihenfolge zu bringen,
  • einen französischen Satz durch Schreiben in ein Texteingabefeld auf Deutsch zu übersetzen,
  • einen deutschen Satz durch Schreiben des französischen Satzes in ein Texteingabefeld zu übersetzen,
  • Wortpaare durch Antippen der korrekten Wörter Deutsch und Französisch zu bilden,
  • einen vorgelesenen und durch Antippen eines Lautsprechersymbols nachhörbaren Satz direkt in das Mikrofon einzusprechen, worauf die App über die Spracherkennungsfunktion die Richtigkeit der Aussprache prüft.

Einen Vokabeltrainer wie bei anderen Sprachlernprogrammen gibt es nicht. Die neuen Wörter und Standardsätze werden durch die Lektionen selbst vermittelt.

Die Nachhörübungen oder die Aussprechübungen kann ich für eine Stunde ausschalten. So kann ich unter Kopfhörern in leisen Umgebungen arbeiten oder auch da, wo die Umgebung zu laut zum reinen Hörverständnis sein kann.

Lernen als Spiel?

In der kostenfreien Version erhalte ich jeden Tag fünf Herzen, die für fünf freie Fehlversuche stehen. Ich kann also während der Übung fünf Fehler machen, ohne dass die Lektion abgebrochen wird. Das korrekte Ergebnis bekomme ich in jedem Fall angesagt. Weil am Ende der Lektion Übungen, bei denen ich Fehler gemacht habe, wiederholt werden, kann ich so aus meinen Fehlern lernen und die Lektion erfolgreich beenden.

Sobald eine Übung zu hundert Prozent durchlaufen ist, klingt eine Zweitonfanfare und VoiceOver kündigt an: "Lektion wird ausgewertet". Dann bekomme ich die für diese Übung ausgewiesenen XP, in allen bisherigen Fällen auf jeden Fall zehn. Wenn ich eine Übung bestenfalls fehlerfrei durchgearbeitet habe, können sogar zusätzliche XP dazukommen. In der kostenlosen Version wird nach der Übung eine Werbeanzeige eingeblendet. Die kann ich aber ungelesen schließen und in das Themenauswahlmenü zurückkehren.

Wenn ich das nächste Level eines Themas erreicht habe, kommt ein Kronensymbol in meiner Leistungsanzeige hinzu. Die Anzahl der Kronensymbole zeigt mir, wie weit ich es in der Fremdsprache schon gebracht habe. Außerdem gibt es für jedes erreichte Level Bonuspunkte, die Gems heißen. Diese kann ich sammeln und bei Bedarf ausgeben, um die Anzahl der Herzen wieder auf fünf freie Fehlversuche aufzustocken oder eine Abschlussübung für das gerade bearbeitete Level freizuschalten. Schaffe ich die Abschlussübung mit weniger als drei Fehlversuchen, ist das Level erreicht. Ich bekomme dann das dafür ausgelobte Kronensymbol und eine zufällige Anzahl von Gems. Die kostenfreie Version bietet mir an, durch freiwilliges Aufrufen eines Werbeclips weitere Gems zu erhalten.

Habe ich alle fünf Levels eines Themas erklommen, kann ich später immer wieder Übungen aus diesem Themenblock machen. Bei diesen Wiederholungsübungen kann ich keine Herzen verlieren, sondern ein Herz für fleißiges Üben zurückgewinnen, was für neue Lektionen nützlich sein kann.

Die App verteilt Erfahrungs- und Bonuspunkte. Ich steige beim Lernen Stufe um Stufe nach oben. Das kenne ich von Online-Spielen, bei denen ein sich ständig weiterentwickelnder Charakter erschaffen und geführt werden kann. Die App streut in den Übungen lobende Sätze wie "Super!" oder "Harte Arbeit zahlt sich aus!" ein. Ich habe bis heute keine negativen Rückmeldungen von der App bekommen. Bei Interesse kann ich jederzeit in einer Toppliste nachsehen, wo ich im Vergleich zu anderen Mitlernenden stehe.

Statt Noten gibt es einen wöchentlichen Bericht via E-Mail, in dem die absolvierten Lektionen und die Summe der in einer Woche gesammelten XP im Vergleich zu den vorangegangenen Wochen aufgeführt werden. So kann ich entscheiden, ob ich in der nächsten Woche mehr mit der App arbeite, mit dem bisherigen Leistungsniveau voll zufrieden bin oder mich mal zurücknehmen möchte, wenn mir der zwischen 10- bis 30-minütige Aufwand pro Tag dann vielleicht doch zu viel sein sollte.

Viele Lektionen sind durch Wiederholung bestimmt. Dadurch verfestigen sich Wörter, gängige Sätze und, trotz Stolpersteine der französischen Rechtschreibung, das Schreiben.

Zugang und Arbeitstechniken

Für mich, der ich mit VoiceOver alleine arbeite, ist Duolingo problemlos zugänglich und verwendbar. Ich habe festgestellt, dass die von SIRI angebotene Diktierfunktion bei der Eingabe deutscher Übersetzungsvorschläge sehr viel Zeit einspart. Allerdings sind mir dadurch auch schon vermeidbare Fehler untergekommen. Wenn z. B. in einem Satz wie "Laurie isst einen roten Apfel" die Diktierfunktion "ist" und nicht "isst" versteht, gerät der Satz natürlich zum Fehlversuch. Dasselbe gilt für die Verwechslung von "man" und "Mann". Hier musste ich lernen, dass es sinnvoll ist, die über den sogenannten Rotor auswählbare Einzelzeichenerkundung in Textfeldern zu nutzen, um zu prüfen, ob die Diktierfunktion auch wirklich das für den Satz richtige Wort geschrieben hat. Außerdem müssen Eigennamen noch durch direkte Tastatureingaben eingefügt werden.

Zeitaufwendiger sind die Eingaben in französischer Sprache, weil hierbei auch Akzentzeichen eingegeben werden müssen. Bei einer deutschen Tastatur geht das über die Funktion, bei entsprechenden Buchstaben eine Liste von Sonderzeichen zu öffnen, aus der ich dann den passenden akzentuierten Buchstaben auswählen kann. Mir persönlich bietet diese Technik auch eine gute Übung mit der Virtuellen Tastatur meines iPhones.

Was die zwischendurch doch mal zu ertragenden Werbeclips angeht, die aufploppten, wenn ich keine Herzen mehr hatte und mitten in einer Lektion steckte, so hatte ich leider häufiger das Problem, dass ich nach Durchlauf des Werbeclips nicht wieder ins Übungsfenster zurückkehren konnte. Sowas ist ein wenig ärgerlich. Trotzdem reicht mir die kostenfreie Version völlig aus, um an einem Tag zwei Lektionen oder mehrere Übungen durchzuarbeiten, da sich die bis zu fünf Herzen pro Tag von allein auffüllen.

Fazit

Ich bin froh, dass Duolingo für blinde Menschen mit dem iPhone und VoiceOver barrierefrei bedienbar ist, so dass ich für Sprachlernprojekte nicht immer zeit- und kostenaufwendige Reisen unternehmen oder Volkshochschulkurse belegen muss. Andererseits empfinde ich es persönlich als sehr bereichernd, neue Fremdsprachenkenntnisse mit anderen Menschen zusammen dort auszuprobieren, wo die Sprache zu Hause ist ,und sich so die Möglichkeit ergibt, durch die Praxis mehr über Land und Leute zu erfahren. Das ist bei reinen Sprachlernprogrammen nur in geringem Umfang möglich. Deshalb werde ich auch in Zukunft Sprachreisen unternehmen.

Was die Anregung zum Lernen angeht, ist die Herangehensweise, die App wie ein Computerspiel mit einem sich ständig weiterentwickelnden Charakter zu gestalten, sicher für diejenigen Nutzer praktisch, die bei Onlinespielen mehr Motivation aufbringen als beim reinen Abarbeiten beruflicher oder schulischer Aufgaben.

Deshalb denke ich, dass Duolingo gerade vielen Englisch-Muttersprachlern, die häufig meinen, sich wegen der hohen Verbreitung ihrer Sprache nicht mit Fremdsprachen beschäftigen zu müssen, schon einen Anreiz bietet, doch einmal Tuchfühlung mit Spanisch, Französisch oder Deutsch aufzunehmen - und das nicht, weil es ein Lehrer oder Arbeitgeber so verlangt, sondern weil es Spaß macht, sich in dieser Art von Spiel weiterzuentwickeln und bei Bedarf auch mit anderen im Wettbewerb zu stehen.

Offenbar funktioniert Lernen bei einer nicht geringen Anzahl von Menschen nicht ohne Konkurrenzdenken. Es ist jedoch von jeder Einzelperson abhängig, was sie lernt oder nicht lernt. In einem wirklichen Klassenverband im sogenannten Präsenzunterricht besteht der Leistungsdruck ja darin, sich vor den anderen nicht hängen zu lassen oder von den Mitschülern gar als unfähig angesehen zu werden. Wenn ich die App schließe, kenne ich nur meine bisherigen Leistungen und kann später völlig unbekümmert weitermachen.

Wenn Jungen und Mädchen, Männer und Frauen, wegen eines Sprachkurses, der wie ein Spiel aufgemacht ist, mehr Einsatzbereitschaft und Interesse am Lernen zeigen als früher, dann hat er durchaus seine Berechtigung. Denn je mehr Menschen sich mit Fremdsprachen befassen, desto besser können sich Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kontinenten verständigen und auch verstehen. Wenn Duolingo oder vergleichbare Apps dabei helfen, freut mich das persönlich. Dann ergeben sich Gelegenheiten, an Dinge, Kenntnisse und Wissen heranzukommen, die ohne das Erlernen anderer Sprachen unerreichbar sind - so, wie es die Katze aus dem Gedicht von Heinz Erhardt erkannt hat.

©Thorsten Oberbossel (2020)

Zum Autor

Thorsten Oberbossel, geboren 1970 im Rheinland, lebt seit Beginn seiner Gymnasialzeit im Jahre 1984 in Marburg und hat hier Biologie studiert. Neben Naturwissenschaften, Fremdsprachen und Reisen in die Länder unserer Erde - vorwiegend des englischen oder spanischen Sprachraums - faszinieren ihn im Rahmen von Science-Fiction auch der Weltraum und phantastische Reisen in bisher unbekannte Welten. Thorsten Oberbossel schreibt Fan-Fiction-Serien.

Ob für die Schule, eine Reise oder als Gehirntraining - Sprachenlernen lohnt! Bevor die erste Lektion mit Duolingo beginnt, wird nach der Motivation gefragt. Abb.: Screenshot Duolingo

Sprachenlernen, wo und wann man will - das ist durch Sprachlern-Apps wie Duolingo möglich. Foto: DVBS

Bild 1: Ob für die Schule, eine Reise oder als Gehirntraining - Sprachenlernen lohnt! Bevor die erste Lektion mit Duolingo beginnt, wird nach der Motivation zum Sprachenlernen gefragt. Abb.: Screenshot Duolingo [Screenshot der App mit der Frage "Warum lernst du eine Sprache?" und verschiedenen Antwortmöglichkeiten.]

Bild 2: Sprachenlernen, wo und wann man will - das ist durch Sprachlern-Apps wie Duolingo möglich. Foto: DVBS [Smartphone mit Duolingo-Seite "Learn Anytime, Anywhere" und dem Bild der grünen Duolingo-Eule, die einen großen Wanderrucksack träg.]

Bild 3: Nur keine Angst vor Französisch! Abb.: Screenshot Duolingo [Aufgabe: Schreibe auf Französisch: Ich esse einen roten Apfel sowie 10 französische Wörter, aus deren Auswahl sich der Satz bilden lässt.]

Bild 4: Es motiviert zum Weitermachen, wenn das tägliche Lernziel erreicht wird. Abb.: Screenshot Duolingo [Meldung: "Du hast Dein tägliches Ziel erreicht" mit grüner Eule und kleiner Schatzkiste.]

Bild 5: Thorsten Oberbossel. Foto: privat [Thorsten Oberbossel hat helle Augen und einen kurzgeschnittenen Haarkranz. Er trägt ein hellblaues Hemd und lächelt.]

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Haushaltsgeräte bedienbar machen
Ein Interview mit Robert Rupprecht von der Firma Feelware

horus (h.): Herr Rupprecht, Sie sind Inhaber der Firma Feelware, entwickeln und vertreiben Lösungen, um blinden und sehbehinderten Menschen zu ermöglichen, ihre Haushaltsgeräte eigenständig zu bedienen. Welche Lösung haben Sie sich dazu einfallen lassen?

Robert Rupprecht (R.): Ich habe einen ganzheitlichen Ansatz gewählt, denn die Schwierigkeiten fangen bereits beim Einkauf an. Geräte mit einem Touchscreen sind für blinde und sehbehinderte Anwenderinnen und Anwender nicht ideal, selbst wenn sie umgerüstet würden. Deshalb muss man zunächst nach Modellen von Waschmaschinen, Spülmaschinen, Mikrowellen oder Elektroherden fahnden, die über Druck- oder Drehknöpfe verfügen. Im Internet oder im Elektrofachhandel nach derartigen Geräten zu suchen, die außerdem weitere Kriterien für eine barrierefreie Bedienung und Kundenwünsche berücksichtigen, kann für blinde und sehbehinderte Personen sehr mühsam sein. Deshalb durchforste ich den Markt nach Geräten mit zum Umrüsten geeigneten Bedienelementen. Es gibt nämlich eine recht große Auswahl an Haushaltsgeräten mit Dreh- und Druckknöpfen; man muss sie nur aufstöbern. Bislang kaufen viele blinde und sehbehinderte Verbraucherinnen und Verbraucher nach dem Motto ein: "Das kann ich bedienen! Das kaufe ich!" Feelware möchte aber blinden und sehbehinderten Menschen ein Einkaufserlebnis wie das der normal-sehenden Bevölkerung bieten, nämlich, dass die Barrierefreiheit selbstverständlich ist und man sich dann vornehmlich darüber Gedanken machen kann, welche Leistungsmerkmale und Eigenschaften das Gerät haben soll, und nicht darüber, ob es bedienbar ist.

Ich erläutere meine barrierefreie Lösung anhand eines Elektroherdes, weil sich mit diesem Küchengerät am besten veranschaulichen lässt, worauf es mir ankommt.

Zunächst biete ich eine ausführliche Beratung an, um gemeinsam mit den Kunden den für sie passenden Herd zu ermitteln. Ich arbeite mit Vertriebspartnern zusammen, sodass das gewünschte Gerät nach Hause geliefert, installiert und das Altgerät entsorgt wird. Ein Aspekt der Barrierefreiheit ist das Angebot einer End-to-End-Lösung, also eine Kette von der Bedarfsermittlung über Auswahl, Beschaffung, Lieferung, Installation bis hin zur Altgeräteentsorgung.

Damit blinde und sehbehinderte Menschen ihren Elektroherd mit Kochfeldern und Backofen ohne fremde Hilfe bedienen können, habe ich Bedienelemente entwickelt, die eine barrierefreie Bedienung des Elektroherdes gewährleisten.

Man hat folgende Wahlmöglichkeiten:

Feelware kann einen neuwertigen Elektroherd liefern, den ich mit den von mir entwickelten Bedienelementen umrüste.

Wer sich keinen neuen Elektroherd anschaffen möchte, kann auch lediglich die Bedienelemente bestellen. Dafür müssen die Originalknöpfe ausgebaut und an Feelware geschickt werden. Man bekommt sie innerhalb weniger Tage per Paket zurück. Ich fertige die barrierefreien Elemente nach der Originalvorlage an. Der Aus- und Einbau der Bedienelemente geht einfach, weil man sie nur herauszuziehen und wieder aufzustecken braucht. Für das Einbauen der barrierefreien Bedienelemente ist allerdings sehende Hilfe erforderlich, jedoch kein handwerkliches Geschick. Bei Bedarf kann Feelware Unterstützung organisieren.

Für diejenigen, die die ursprünglichen Bedienelemente am Herd behalten möchten, habe ich ein universelles Umrüstkit entworfen, das an fast allen Elektroherden angebracht werden kann, indem die Symbole auf die vorhandenen Bedienelemente aufgeklebt werden. Auch dafür wird sehende Unterstützung benötigt. Das universelle Umrüstkit zum Aufkleben ist auch für andere Elektrogeräte wie Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspülmaschinen, Mikrowellen, ... verfügbar.

h.: Was ist das besondere an ihren Bedienelementen?

R.: Sie weisen große, kontrastreiche und gut fühlbare Symbole auf und erfüllen folgende Kriterien:

Ausschaltsicherheit, die dadurch gewährleistet wird, dass die Ausschaltposition durch einen breiten Steg gekennzeichnet wird.

Verwechslungssicherheit, die dadurch entsteht, dass sich die Bedienknöpfe für Backofen und Kochfelder wegen ihrer unterschiedlichen Gestaltung gut auseinanderhalten lassen.

Man erhält gut fühl- und sichtbar alle erforderlichen Informationen, um den Herd zielsicher bedienen zu können:

Welches Kochfeld man gerade bedient, erfährt man durch Symbole auf der Stirnseite der Knöpfe, die anzeigen, welche Kochstelle mit dem jeweiligen Knopf verknüpft ist.

Mit Hilfe einer Wendel, die sich beim Verstellen der Leistung mitdreht, und einer erhabenen Skala lässt sich die Leistungsstufe der Kochplatte einstellen.

Auch beim Backofen sind die Funktionen und die Temperatureinstellung durch eindeutige Symbole ausgewiesen, sodass es möglich ist, alle Funktionen des Backofens uneingeschränkt zu nutzen.

Eine Audio-Schritt-für-Schritt-Bedienungsanleitung wird mitgeliefert.

h.: Was war der Anstoß für Ihre Tätigkeit?

R.: Ich habe in Aachen Ingenieurwesen studiert und einige Jahre als Entwicklungsingenieur gearbeitet. Anschließend machte ich eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und arbeitete in leitender Position im Vertrieb und Marketing bei namhaften Technologieunternehmen.

Ich hatte mit blinden und sehbehinderten Menschen bislang nichts zu tun und hatte mir daher keine Gedanken über deren Bedürfnisse gemacht. Auf die Problematik der für blinde und sehbehinderte Menschen oftmals nicht bedienbaren Haushaltsgeräte wurde ich durch einen Zufall aufmerksam. Als ich eines Tages eine neue Küche kaufte, erzählte der Küchenverkäufer, dass er manchmal auch blinde und sehbehinderte Kundinnen und Kunden hätte, die sich nach für sie geeigneten Haushaltsgeräten erkundigten. Er musste sie jedoch oft enttäuschen, denn viele Elektroherde, Backöfen oder Mikrowellen können von blinden und sehbehinderten Menschen nicht bedient werden, weil die Bedienelemente nicht barrierefrei gestaltet sind. Gleiches gilt, wie ich bald erfuhr, auch für Waschmaschinen.

Ich konnte es zunächst nicht glauben, doch meine Recherche ergab tatsächlich, dass es bislang keine vernünftige Lösung gibt. Ich war fassungslos, denn sich eine Mahlzeit zu bereiten oder die Wäsche zu waschen sind Grundbedürfnisse und ich war empört, dass blinde und sehbehinderte Menschen daran gehindert werden, diese lebensnotwendigen Verrichtungen auszuüben, weil viele Haushaltsgeräte über kein barrierefreies Design verfügen. Ich beschloss, Abhilfe zu schaffen, denn meiner Meinung nach kann es nicht sein, dass im 21. Jahrhundert ferngesteuerte Roboter in den Weltraum geschossen werden, aber gleichzeitig blinde und sehbehinderte Menschen aufgrund für sie unzugänglicher Haushaltsgeräte nicht kochen und nicht waschen können.

h.: Wie ging es dann weiter?

R.: Ich legte einfach los und begann, an einer Lösung zu arbeiten. Auf einer Konferenz der Beraterinnen und Berater für Hilfsmittel, die im Rahmen der SightCity vom deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) ausgerichtet wurde, stellte ich meine Erfindung vor. Feelware entwickelt sich weiter. Wir bieten mittlerweile auch Beschriftungen in erhabener Schrift und Braille für alle möglichen Dinge an, von Gewürzbehältern über Gefrierbeutelklammern, Mülltonnen bis hin zu Sporthanteln, alles, was die Leute beschriften möchten.

h.: Was ist Ihr nächstes Projekt?

R.: Ich arbeite daran, Haushaltsgeräte mit Drehknöpfen mit einer Sprachausgabe auszustatten. Die ersten Vorserienmuster funktionieren und auf der Feelware Webseite gibt es ein kurzes Video, in dem das System vorgestellt wird. Mein Hauptanliegen ist, das Leben blinder und sehbehinderter Menschen besser zu machen.

Das horus-Interview führte Isabella Brawata.

Zum Autor

Robert Rupprecht ist Unternehmer, 38 Jahre alt, lebt in Aachen und entwickelt Technologien, um Haushaltsgeräte barrierefreier zu gestalten. Weitere Infos: www.feelware.eu

Bild 1: Speziell für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelte Bedienelemente erleichtern den Umgang mit dem Elektroherd. Foto: Feelware [Graue Herdschalter mit Orientierung]

Bild 2: Mikrowelle mit bedienbaren Schaltern. Foto: Feelware [Um die Schaltelemente wurden strahlenförmig graue, tastbare Anzeigen aufgebracht.]

Bild 3: Robert Rupprecht. Foto: privat [Robert Rupprecht hat kurze, dunkle Haare und einen offenen, freundlichen Blick. Er trägt ein weißes Hemd.]

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"Daumen hoch mit mittelheller Hautfarbe": Die Alltagstechnik und ich

Von Thorsten Büchner

Eigentlich bin ich ziemlich skeptisch, was technische Neuerungen angeht. Für mich gab und gibt es nichts Schlimmeres als technische Gerätschaften, mit denen ich wohl vertraut bin, die mir mit ihren Macken und Tücken ans Herz wachsen und dann ganz plötzlich, von einem Tag auf den anderen den Geist aufgeben. Ich sage dann meistens unter schallendem Gelächter zu meiner Lebensgefährtin den sinnentleerten Satz: "Aber gestern hat es doch noch funktioniert!" So, als würde ein perfider Plan dahinterstecken. Ich verfahre also nach dem Motto: "Never change a running system". Eigentlich. Denn: Wenn das immer so wäre, dann würde dieser Artikel wenig Sinn machen und wäre schon zu Ende, bevor er richtig angefangen hat.

Die Alltagstechnik und ich. Eine etwas komplizierte Geschichte also.

Seit drei Jahren besitze und nutze ich ein Smartphone. Damals hatte ich den Eindruck, dass ich wohl der letzte Mensch bin, der auf Smartphone-Technologie umsteigt. Weshalb eigentlich? Naja, weil das nun mal dazugehört und es alle machen. So dachte ich. Aber dann habe ich nach und nach entdeckt, nachdem der übliche Bammel und die Skepsis der Neugier und der Lust aufs Ausprobieren gewichen war, dass es ziemlich dämlich von mir war, nicht schon viel früher "umgestiegen" zu sein.

Deswegen möchte ich von meinen beiden "Lieblingsgeräten" berichten, ohne die mein Alltag heute nicht mehr denkbar wäre.

Telefonieren ist eigentlich eher die Ausnahme, wenn ich an meine Aktivitäten rund um mein iPhone denke. Klar kommt es vor, aber der eigentliche Sinn, weshalb Mobiltelefone erfunden wurden, spielt bei den meisten Smartphonenutzerinnen und -nutzern eine eher stiefmütterliche Rolle. Bei mir auch.

Früher war ich ein leidenschaftlicher und ausdauernder Mailschreiber. Seit ich WhatsApp für mich entdeckt habe, hat sich das geändert. Hier mal schnell eine Nachricht diktiert, dort eine Sprachnachricht abgesetzt. Schnell, unkompliziert. Wunderbar! Dank VoiceOver werden mir auch die seltsamsten Unterhaltungen in WhatsApp-Gruppen, die gelegentlich nur aus Emojis bestehen, vorgelesen und umgesetzt: "Daumen hoch mit mittelheller Hautfarbe" beispielsweise. Diese konkreten Beschreibungen erfreuen auch des Öfteren meine sehenden Bekannten oder Kollegen.

Es gibt Apps, die mir den Alltag ungemein erleichtern. Der Barcodescanner "Barcoo" etwa hilft mir dabei, Lebensmittel zu unterscheiden. Hat man den Strichcode auf dem gewünschten Produkt erst einmal gefunden, klappt es in der Regel recht zuverlässig und ich kann mich bewusst für oder gegen "Pesto Genovese" entscheiden und muss das Gläschen nicht öffnen, eine Runde schnüffeln und, bei Missfallen, wieder verschließen. Wenn ich einmal mit "Barcoo" nicht weiterkomme, was durchaus regelmäßig vorkommt, kommt eine zweite App, eine kleine Wunderwaffe, zum Einsatz. "Seeing AI", eine ebenfalls kostenlose App, hat neben vielen anderen Funktionen die nützliche Eigenschaft, dass man Oberflächen nach Text abscannen kann. So habe ich schon manche Verpackung oder manchen Brief entziffern können und so genau gewusst, was sich darin oder dahinter verbirgt.

Aber auch diese Technik hat ab und zu ihre Grenzen. Etwa dann, wenn ich wissen möchte, wie der leckere portugiesische Weißwein nochmal hieß, den wir letzten Samstag getrunken haben. Das Handy wird hin und her bewegt, die Kamera filmt und filmt ... aber so richtig kann mir "Seeing AI" nicht sagen, wie der Wein heißt. Dann gibt's nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder die Flasche einpacken, zum Laden gehen und sagen: "Von dem Wein hätte ich gerne nochmal zwei Flaschen", oder einen Videoanruf per WhatsApp bei Personen meines Vertrauens starten. Die dirigieren mich und den Kameraausschnitt dann solange hin und her, bis der Name des Weins entziffert werden kann. Außerdem bekomme ich noch den unter Umständen nützlichen Hinweis: "Da ist sowas wie eine Eule auf der Flasche abgebildet".

Damit hier nicht der Eindruck entsteht, ich würde meine Apps nur zur Erkennung von Nahrungs- und Genussmitteln verwenden, noch der Hinweis auf eine weitere für mich sehr nützliche Anwendung. Der "Abfahrtsmonitor" zeigt mir, egal ob zuhause oder auf der Dienstreise in Innsbruck oder im Urlaub im Aura-Hotel Timmendorfer Strand, immer die nächstgelegenen Bushaltestellen an, sortiert nach Entfernung, und die dort abfahrenden Busse. Für Züge, wenn man sich in der Nähe eines Bahnhofs aufhält, gilt übrigens das gleiche. Eine sehr bequeme und sinnvolle Anwendung, erspart sie mir doch, wie in früheren Jahren, das je älter ich werde immer kräftezehrendere Auswendiglernen von Abfahrtszeiten.

Aber wieder zurück zum Genuss. Denn: Da habe ich erst vor kurzem eine neue Leidenschaft entdeckt, bei der mein iPhone mittlerweile unentbehrlich ist. Ich bin ein begeisterter Nutzer von Mediatheken. Am Rechner ist mir das meistens zu mühsam. Daher nutze ich verschiedene Mediatheken ausschließlich mit meinem Smartphone. Besonders empfehlenswert ist dabei die ARTE-Mediathek, weil sie übersichtlich gegliedert ist und man dort direkt alle Beiträge ansteuern kann, die mit einer Audiodeskription versehen sind. Ähnlich übersichtlich ist die "Das Erste"-Mediathek und die "ARD"-Audiothek. Zugeben muss ich an der Stelle aber, dass ich mir bis vor wenigen Wochen Hörfilme, Dokumentationen oder Musik über Spottify lediglich über den Lautsprecher meines iPhones angehört habe. Dezente oder nach einer gewissen Zeit immer weniger dezente Hinweise meiner Lebensgefährtin, dass ein Bluetooth-Lautsprecher doch den Hörgenuss erheblich verbessern würde, wurden meiner Skepsis nach Neuanschaffungen wegen (siehe oben) abgelehnt. Aber: Es ist wieder passiert und ich habe nachgegeben. Und bin jetzt der fleißigste Nutzer dieses Bluetooth-Lautsprechers. Ich koppele ihn mit meinem Smartphone und los geht's in die Welt der Mediatheken.

Jetzt wird es aber höchste Zeit, dass ich zu meinem zweiten "Liebling" komme. Denn: Hörbücher und Podcasts höre ich nicht mit meinem iPhone. Da schwöre ich seit vielen Jahren auf meinen mobilen DAISY-Player "Victor Reader Stream". Da war es genauso. Zunächst habe ich ihn als mobile Ergänzung zu meinem stationären DAISY-Player verwendet. Fleißig Hörbücher aus dem Online-Katalog der DBH heruntergeladen, auf die geräteeigene SD-Karte kopiert, so dass ich meine Hörbücher immer und überall dabei hatte. Dann, nach einer gewissen Zeit, waren die Hörbücher ausgehört und ich begann mich intensiver mit dem kleinen Gerätchen zu beschäftigen. Und siehe da: Das Abonnieren von Podcasts trat in mein Leben. Ziemlich simpel, einfach und bequem. Mittlerweile muss ich einräumen, dass ich podcastsüchtig bin! Über 100 Podcasts habe ich abonniert, viele von Rundfunksendern, die sich mit Literatur, Politik und natürlich Fußball beschäftigen. Aber auch die Wochenzeitungen "Die Zeit" und "Der Spiegel" haben hervorragende Podcastangebote. So hat sich für mich vor einigen Jahren eine völlig neue Welt erschlossen mit schier unendlicher Vielfalt an Information und Unterhaltung. Außerdem nutze ich meinen "Victor" auch fürs Radiohören, als Aufnahmegerät bei Interviews und für eigene Notizen oder, etwa zur Vorbereitung von horus-Redaktionssitzungen, dafür, mir Word-Dokumente vorlesen zu lassen. Für mich noch entspannter als am Rechner.

In den letzten Wochen und Monaten hat sich für viele von uns der Alltag durch die Corona-Pandemie ziemlich verändert. Auch für mich. Die im Artikel beschriebene Alltagstechnik hat viel dazu beigetragen, dass ich entspannt, gut gelaunt und informiert durch diese Zeit gekommen bin. Das Schlimmste, was hätte passieren können, wäre eine mehrtägige Internetstörung. Dann hätte ich vermutlich wieder den Satz gesagt: "Aber gestern hat es doch noch funktioniert!"

Aber auch Corona hat - anfangs - ungewollte technische Neuerungen in mein Leben gebracht. In meinem politischen Ehrenamt als Vorsitzender einer Marburger Partei und Mitglied einer Fraktion in der Marburger Stadtverordnetenversammlung mussten viele Gremiensitzungen per Videokonferenz durchgeführt werden. Da ich, wie bereits mehrfach beschrieben, ein Angsthase bin, Neues auszuprobieren, hatte ich große Bedenken, habe mich aber mutig mit meinem iPhone in Meetings gestürzt. Zunächst probierten wir Zoom aus, was überwiegend gut funktionierte und für mich auch recht barrierefrei nutzbar war. Da wir von der Partei her eine Lizenz des Anbieters "Webex Meetings" erworben haben, wechselten wir dorthin. Was spannend war, weil ich mich erst ein wenig in der neuen Umgebung zurechtfinden musste. Das Stummschalten klappte auch recht schnell. Nur ab und zu hatte ich etwas Probleme, nachdem ich "die digitale Hand" gehoben hatte, um mich in der Fraktionssitzung zu melden, schnell den Button "Stummschaltung aufheben" zu finden. Beruhigend war allerdings, dass es meinen sehenden Kolleginnen und Kollegen ähnlich ging. In den ersten Sitzungen waren die Sätze: "Hört ihr mich?" und "Ich kann euch nicht sehen. Seht ihr mich?" unsere ständigen Begleiter.

Mittlerweile haben wir uns ganz gut zurechtgeruckelt. Nervig ist es schon noch des Öfteren, wenn wieder einmal vergessen wird, das Mikro stumm zu schalten und alle möglichen und unmöglichen Geräusche zu hören sind. Lautes Tassenklappern, unverschämt laute Amseln, weil einer meiner Kollegen im heimischen Garten die Sitzung absolviert.

Irgendwie sind sich alle sehenden Kolleginnen und Kollegen einig, dass virtuelle Sitzungen anstrengender sind als reale. Ich bin mir da nicht sicher. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich es eher gewohnt bin, konzentrierter zuzuhören. Ein unschlagbarer Vorteil dieser Videokonferenzen, egal ob in der Kommunalpolitik, im Verein oder beruflich, ist, dass man, wenn man die Redebeiträge schon mitsprechen kann und das eigene Mikro stummgeschaltet ist, munter WhatsApp-Konversationen nebenher führen kann.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, welche Alltagstechnik ich so nutze, muss ich sagen, dass ich mir das selbst vor ein paar Jahren nicht zugetraut hätte. Aber: Es war gar nicht so schlimm.

Es gibt aber noch viele Bereiche, die ich bislang vor mir hergeschoben habe. Mails auf dem Handy lesen und bearbeiten, Online-Banking, Online-Shopping, Outdoor-Navigation mit dem Smartphone, Facebook, Twitter, Instagram.

Mal sehen, ob ich damit irgendwann mal anfange.

Bestimmt. Aber eigentlich bin ich ja skeptisch, was technische Neuerungen angeht, oder?

Bild 1: Smartphone und Daisy-Player gehören zu den Geräten, die viele blinde und sehbehinderte Menschen im Alltag nicht mehr missen möchten. Fotos: DVBS (li), DVBS/Hemmatian (re) [Links die Nahaufnahme eines iPhone-Startbildschirms mit zahlreichen App-Icons, rechts hält eine Frau in lockigem Haar begeistert ihren DAISY-Player nach vorne.]

Bild 2: Logos nützlicher Apps: Barcoo, WhatsApp, Abfahrtsmonitor und Seeing AI (v.l.n.r.)

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Beruf, Bildung und Wissenschaft

Digital Homeschooling: Vier Tipps aus der blista

Von Ulrich Kalina

So wird digitales Lernen für junge Leute mit und ohne Seheinschränkung spannend und interaktiv: Mit der Lernplattform "Moodle", dem kollaborativen Online-Editor "Etherpad", dem Audio- und Videokonferenz-System "Jitsi" und last, not least Podcasts machen wir an der blista prima Erfahrungen. Diese geben wir sehr gern an interessierte Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler weiter.

Wenn Sie blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche via Homeschooling unterrichten oder digital in Präsenzunterricht einbinden möchten, stehen wir gern zur Seite! Wir freuen uns über Ihre Nachricht (Tel. 06421 606-339).

1. Lernplattform "blistaMoodle"

Die digitale Lernplattform blistaMoodle ist eine über das Internet zugängliche Web-Anwendung, die verschiedene Informations- und Kommunikationsbausteine zur Unterstützung der Schulorganisation und des Unterrichtsbetriebs bereitstellt.

  • Die wichtigsten Funktionen von Moodle sind mit JAWS bedienbar. Kenntnisse zum Umgang mit Internet-Seiten sind erforderlich.
  • Moodle erlaubt eine sehr differenzierte Vergabe von "Rollen" und Rechten in Bezug auf Lerngruppen und Kurse. Die Entscheidung darüber, wer auf welche Daten in welcher Weise zugreifen darf, wird dezentralisiert auf die jeweiligen Lehrkräfte (Kurserstellende) übertragen. Im Vergleich zu EDU führt das zu höherer Datensicherheit und besserem Datenschutz. Trotz der hohen Flexibilität (z.B. bei Veränderungen in der Zusammensetzung der Lerngruppen) bleibt der Administrationsaufwand für das Rechte- Management durch das Delegieren der Aufgaben überschaubar.
  • Moodle stellt eine Vielzahl von so genannten Moodle-Objekten und Aktivitäten bereit, die von den Kurserstellenden für die individuelle Gestaltung der Informationspräsentation sowie die kursinterne Kommunikation und Kollaboration eingesetzt werden können. Dokumente können inhaltlich geordnet (zeitlich, thematisch, ...) und mit Kommentaren versehen eingestellt werden. Es gibt Moodle-Module für das sichere und übersichtliche Einsammeln von Arbeitsergebnissen, Ankündigungs-Boards mit automatischem E-Mail-Versand, Diskussionsforen, Chats, Online-Tests und vieles mehr. Alle Inhalte können über Links miteinander verknüpft werden.

2. Digitale Tafel "blistaPad"

Das blistaPad ist eine Implementierung der Open Source Web-Anwendung EtherPad - eines textbasierten Editors, in dem mehrere Nutzer zur gleichen Zeit an einem Textdokument arbeiten können.

In der blista wird das blistaPad erfolgreich als barrierefreie, digitale Tafel eingesetzt.

  • Barrierefreier Zugriff auch für JAWS-Nutzer
  • Besonders blinde und hörseheingeschränkte Schülerinnen und Schüler profitieren von der Möglichkeit, den Unterrichtsverlauf auch in schriftlicher Form in hoher Schriftqualität verfolgen zu können.
  • Das blistaPad kann gut mit dem Audio-Konferenzsystem "blistaMeet" kombiniert werden.

3. Audio- und Videokonferenz-System "blistaMeet"

blistaMeet ist eine Implementierung der Open Source Web-Anwendung Jitsi, eines internetbasierten Audio- und Videokonferenzsystems.

In der blista wird blistaMeet beim Digital Homeschooling eingesetzt, um Schülerinnen und Schüler, die nicht persönlich im Präsenzunterricht anwesend sein können, akustisch in den Unterricht einzubinden.

Als Ergänzung wird die digitale Tafel blistaPad für die schriftliche Kommunikation eingesetzt.

  • blistaMeet gewährt einen hohen Datenschutz, da keinerlei Daten über die Dauer einer Konferenz hinaus dauerhaft gespeichert
  • Der Funktionsumfang ist überschaubar, aber völlig Dadurch ist die Bedienung der Software sowohl für Lehrkräfte als auch für Schülerinnen und Schüler sehr einfach und der Schulungsaufwand gering.
  • Durch Anpassungen im Quellcode der Jitsi-Software konnte ihre Barrierefreiheit in der blista-Implementation so stark verbessert werden, dass sie auch im Unterricht mit JAWS-Nutzern problemlos eingesetzt werden kann.

4. Podcasts als Unterrichtsmedium

  • Podcasts sind gegenüber einem geschriebenen Lehrtext wegen der menschlichen Stimme viel persönlicher und authentischer. Man redet lockerer als man schreibt, baut vielleicht mal eine flapsige Bemerkung oder eine scherzhafte Randbemerkung Und wenn man nicht jedes "Ähh" und jeden kleinen Versprecher gleich wieder rausschneidet, dann trägt das alles dazu bei, dass der gesprochene "Stoff" leichter verdaulich rüberkommt als in geschriebener Form.
  • In Verbindung mit einem Begleittext können Podcasts die Unterrichtssituation eines Lehrvortrags recht gut wiedergeben: Die wichtigsten Formeln, Kernpunkte - kurz der übliche Tafelanschrieb - werden im Begleittext schriftlich festgehalten, wobei wichtige Stellen mit speziellen "Hashtags" (#01, #02, #03 ...) am Zeilenanfang markiert werden.
  • Im Podcast wird dann auf diese Marken Beispiel: "Durch diese Umformung gelangen wir zu der Gleichung in Zeile #07." Auf diese Weise kann man mehrere Wahrnehmungskanäle miteinander kombinieren.
  • Im Gegensatz zum realen Unterricht können die Schülerinnen und Schüler den Podcast-Vortrag - oder einzelne Passagen daraus - beliebig oft und zu beliebigen Zeiten anhören. Sie können dadurch also die Lernzeit und das Lerntempo selbst Dies erweist sich gerade in Lerngruppen mit heterogenen Arbeitstechniken als ein Vorteil.
  • Podcasts passen sehr gut in das "Inverted Classroom"-Konzept.
  • Im Vergleich zu Videos lassen sich Podcasts relativ leicht mit einfachen Hilfsmitteln selbst herstellen und sie benötigen deutlich weniger Speicherplatz, was B. beim Versenden per E-Mail wichtig sein kann.
  • Spontane Rückfragen oder Unterrichtsgespräche wie im Präsenzunterricht sind natürlich nicht möglich. Dafür ist ein Podcast also kein Ersatz - und so ist es ja bei der Idee des "Inverted Classroom" auch nicht Aber der Podcast bietet doch zumindest Anhaltspunkte für gezielte Nachfragen, die dann auf anderem Wege, z.B. in einem nachgeschalteten Online-Chat, einer Telefonkonferenz oder offline per E-Mail beantwortet werden können. Und vielleicht ist es für die bedächtigeren Schülerinnen und Schüler, die lieber erst noch mal nachdenken, bevor sie sich im Unterricht mit einer Frage melden, durchaus auch ein Vorteil, wenn sie bei dieser zeitversetzten Arbeitsform die notwendige Zeit bekommen.

Die aktuellen Tipps hat Ulrich Kalina, Lehrer an der Carl-Strehl-Schule, in Zeiten von Corona zusammengestellt.

Kontakt

Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
Carl-Strehl-Schule
Elternberatung
Am Schlag 2-12
35037 Marburg
Tel.: 06421 606-339
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Foto: blista-Schülerin Gina am Laptop. Foto: blista [Blick von oben über die linke Schulter der Schülerin auf Laptop und Bildschirm.]

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Weltbildungsbericht 2020: Bildungschancen in Entwicklungsländern stehen für Arme in Zeiten der Corona-Pandemie schlecht

Von Sabine Hahn

Die Corona-Pandemie hat gerade in Entwicklungsländern bestehende Probleme im Bildungsbereich noch verstärkt. Dies macht der am 23. Juni 2020 veröffentlichte UNESCO Weltbildungsbericht "Inklusion und Bildung: Für alle heißt für alle" deutlich.

"Die derzeitige Krise wird die verschiedenen Formen der Exklusion weiter verstetigen. Mehr als 90 Prozent der Lernenden weltweit sind aufgrund von COVID-19 von Schulschließungen betroffen - damit befindet sich die Welt inmitten einer historisch beispiellosen Erschütterung der Bildung", so Audrey Azoulay, die Generaldirektorin der UNESCO, im Vorwort des Berichts. Sie führt aus: "Durch die soziale und digitale Spaltung sind jene Menschen, die am stärksten benachteiligt sind, dem Risiko von Lernverlusten und Schulabbrüchen ausgesetzt. Vergangene Erfahrungen - wie z. B. im Zusammenhang mit Ebola - haben gezeigt, dass Gesundheitskrisen viele Menschen zurücklassen können, insbesondere die ärmsten Mädchen, von denen viele vielleicht nie wieder in die Schule zurückkehren werden."

Nach wie vor sind Bildungschancen ungleich verteilt, die Barrieren für eine hochwertige Bildung sind für zu viele Lernende noch immer zu hoch. "Bereits vor COVID-19 war unter Kindern und Jugendlichen 1 von 5 von Bildung vollkommen ausgeschlossen", macht Azoulay deutlich. Zahlen hierfür, aufgeschlüsselt nach Weltregionen, finden sich im Bildungsbericht: So besuchten in der Region Subsahara-Afrika, die damit an trauriger erster Stelle steht, im Jahr 2018 19 Prozent der Primarschüler*innen und 37 Prozent der Heranwachsenden keine Schule.

Konkrete Beispiele für die aktuelle Lage liefert aber auch die Christoffel-Blindenmission anlässlich der Veröffentlichung des Bildungsberichts in einer Pressemitteilung. Sie legt dar, dass schon vor der Pandemie die Hälfte der Kinder mit Behinderungen in Entwicklungsländern nicht zur Schule gegangen ist. Nun sei durch Kontaktsperren und geschlossene Schulen auch der Rest abgehängt. Kinder würden vom Lernen ausgeschlossen, weil barrierefreie Lernformate fehlten. Außerdem hätten viele arme Familien in Entwicklungsländern keinen Zugang zu den notwendigen Technologien. CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus berichtet: "Der Lernstoff wurde in vielen unserer Projektländer über Radio und Fernsehen vermittelt, Hausaufgaben über Smartphones verteilt. Arme Familien haben aber noch nicht einmal ein Radio, geschweige denn Internetzugang." Und Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen hilft selbst der Zugang zu diesen Technologien alleine nichts. Denn einem Mädchen, das nur hell und dunkel unterscheiden kann, bringt ein Fernseher wenig, ihr bleibt nur die Tonschiene. Und ein Junge mit einer Hörbehinderung ist komplett außen vor, wenn der Lernstoff nur per Radio zu ihm kommt.

Ähnliches berichtet Ende Mai dieses Jahres die Essener Entsendeorganisation Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V. (bezev), die zehn Freiwillige aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig nach Deutschland zurückholen musste, über die Situation in Ghana: "Die Lehrkräfte vor Ort versuchen mögliche Alternativen zu finden, doch es fehlt an materiellen und finanziellen Mitteln, um beispielsweise Laptops für einen Online Unterricht zu kaufen", so bezev. Für die Schülerinnen und Schüler einer Schule für Hörgeschädigte und Gehörlose in Ghana sei die Situation aufgrund von Corona "nicht leicht", denn häufig könne in deren Familien niemand Gebärdensprache. Deswegen stelle die Schule für Kinder und Jugendliche mehr als nur Unterricht dar - es ist der Ort, wo sie Freundschaften schließen und in ihrer Sprache kommunizieren können.

"Auch Schulen, die wir unterstützen, sind im Moment geschlossen", schildert Dr. Rainer Brockhaus von der CBM. "Aber die Lehrkräfte sind geschult, flexibel zu sein und Lösungen für Kinder mit Behinderungen zu finden. Sie versorgen zum Beispiel ihre Schüler mit Sehbehinderungen mit Arbeitsblättern in Blindenschrift oder mit Tonaufnahmen, wenn sie ein Gerät haben, um sie abzuspielen." Bildung, die alle erreicht, müsse also nicht immer viel kosten.

Brockhaus fordert mehr Investitionen in inklusive Bildung: "Bildung für alle ist ein Menschenrecht. Jungen und Mädchen in Entwicklungsländern sind auf ein größeres Engagement der Geberländer angewiesen. Das gilt für Kinder mit Behinderungen genauso wie zum Beispiel für Kinder aus armen Familien. Die deutsche Regierung muss daher in ihrer Entwicklungszusammenarbeit mehr Inklusion fördern."

Der UNESCO-Bildungsbericht bietet mit seinen statistischen Daten aus verschiedenen Weltregionen gute Argumente für ein Engagement in Sachen Bildungschancen. Der Bericht berücksichtigt globale Aspekte und beschäftigt sich mit Praktiken der Steuerung (Governance) und Finanzierung; mit Lehrplänen, Lehrbüchern und Leistungsbeurteilungen. Auch die Lehrkräftebildung, Schulinfrastruktur sowie Beziehungen zu Lernenden, Eltern und Gemeinschaften, die den Prozess der Inklusion voranbringen können, sind Themen. Der Bericht liefert außerdem Empfehlungen und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf. Für UNESCO- Generaldirektorin Audrey Azoulay ist er "ein Aufruf zum Handeln, den wir befolgen sollten, wenn wir den Weg ebnen für resilientere und gleichberechtigtere Gesellschaften in der Zukunft". Sie mahnt angesichts globaler Probleme und Konflikte, wie etwa der technologischen Disruption, des Klimawandels oder erzwungener Wanderungsbewegungen: "Um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen, ist die Umsetzung des Ziels einer zunehmend inklusiven Bildung nicht verhandelbar - Untätigkeit ist keine Option."

Die Kurzfassung des Weltbildungsberichts 2020 auf Deutsch steht als PDF-Datei zum Download bereit unter: https://www.unesco.de/sites/default/files/2020-06/weltbildungsbericht_2020_kurzfassung.pdf

Bild: Unterricht in einer von der CBM-unterstützten Schule in Kamerun, an der Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen. Foto: © CBM/Anne Ackermann [Ein blindes Kind in grüner Schulkleidung ertastet eine Punktschrifttafel, die auf seinem Schultisch liegt.]

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Recht

Spürbar mehr Teilhabe durch barrierefrei zugängliche Produkte und Dienstleistungen!
Forderungspapier des DBSV und DVBS zum European Accessibility Act

Das europäische Barrierefreiheitsgesetz, der European Accessibility Act - EAA (RL [EU] 2019/882), legt mit einheitlichen Regeln europaweit fest, dass und wie bestimmte Produkte und Dienstleistungen künftig barrierefrei zugänglich sein müssen. Unter diese Vorgaben fallen insbesondere Computer und Smartphones, Check-in- und Fahrkartenautomaten, Router und Fernsehgeräte, Geldautomaten und Bankdienstleistungen, Notrufdienste, E-Books und E-Book-Reader sowie der Onlinehandel.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) formulieren nachfolgend die Erwartungen blinder und sehbehinderter Menschen an die Umsetzung der europäischen Vorgaben in Deutschland:

Klares Bekenntnis zur gleichberechtigten Teilhabe behinderter Menschen im Umsetzungsgesetz!

Die europaweit einheitlichen und verlässlichen Vorgaben zur Barrierefreiheit sollen Handelshemmnisse für die Wirtschaft abbauen. Barrierefrei zugängliche Produkte und Dienstleistungen erschließen der Wirtschaft einen deutlich größeren Konsumentenkreis. Gleichzeitig dienen die Vorgaben im EAA der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Daraus folgt:

  • Der Gesetzgeber muss sich bei der Umsetzung des EAA in deutsches Recht klar dazu bekennen, dass die großen Gruppen der behinderten Menschen und der Menschen mit funktionellen Einschränkungen nicht länger Kunden zweiter Klasse sind, sondern endlich gleiche Zugangsmöglichkeiten zu Produkten und Dienstleistungen privater und öffentlicher Anbieter haben müssen wie jeder andere auch.
  • Deutschland muss von den durch den EAA eröffneten Spielräumen Gebrauch machen, um die Rechte behinderter Menschen zu stärken. Das heißt u. a.: Die Bundesländer müssen verbindliche Anforderungen zur Barrierefreiheit der baulichen Umwelt, die die im Geltungsbereich des EAA enthaltenen Produkte und Dienste umgibt, festlegen. Relevante technische Normen sind entsprechend anzupassen. Nur so wird etwa sichergestellt, dass der barrierefreie Geldautomat auch von behinderten Menschen auffindbar und stufenlos erreichbar ist. Fehlen solche Anforderungen, dann läuft der EAA ins Leere.
  • Deutschland muss in das Umsetzungsgesetz auch solche Bereiche einbeziehen, die vom EAA nicht erfasst sind, z. B. den beruflich genutzten Computer, das Geschäftskonto und alle geschäftlich genutzten Bankdienstleistungen. Es wäre schwer vermittelbar, diese Bereiche auszuklammern. Eine 1:1-Umsetzung, wie sie politisch oft gefordert wird, würde zu schwer verständlichen Vorschriften und damit zu Unsicherheiten führen.
  • Deutschland muss sicherstellen, dass sich Wirtschaftsakteure auf die im EAA vorgesehenen Ausnahmen von der Verpflichtung zur Barrierefreiheit nur in wirklich legitimen Fällen berufen können. Dazu gehören strenge Anforderungen an die Begründung sowie strenge Kontrollen. Zudem sollten begleitende Förderprogramme verhindern, dass sich Wirtschaftsakteure auf eine unverhältnismäßige Belastung berufen.
  • Deutschland muss die Vorschriften des EAA so schnell wie möglich anwenden. Von den im EAA eröffneten Verzögerungsmöglichkeiten, etwa den teils jahrzehntelangen Übergangsfristen, darf der Gesetzgeber keinesfalls Gebrauch machen.

Barrierefreiheit braucht einheitliche und der Teilhabe verpflichtete technische Standards!

Viele Regelungen des EAA werden durch technische Spezifikationen, z. B. Normen oder delegierte Rechtsakte, konkretisiert. Barrierefreiheit wird sich in der Praxis nur durchsetzen, wenn Wirtschaftsakteure auf einheitliche und allgemein gültige Standards zurückgreifen können. Daraus folgt:

  • Deutschland muss sich auf europäischer Ebene dafür stark machen, dass für alle durch Europarecht geregelten Barrierefreiheitsbestimmungen einheitliche europäische technische Standards gelten.
  • Die Definition der technischen Standards muss dem Geist der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen verpflichtet sein und die rechtlichen Vorgaben im EAA großzügig interpretieren.
  • Der bereits für die EU-Webseitenrichtlinie harmonisierte Standard EN 301 549 muss im digitalen Bereich auch für die Zwecke des EAA genutzt und weiterentwickelt werden.
  • Menschen mit Behinderungen müssen effektive Möglichkeiten erhalten, auf die Festlegung der technischen Spezifikationen Einfluss zu nehmen.

Wirksamer Verbraucherschutz ist essentiell!

Der EAA sieht nicht vor, dass der Staat vor dem Inverkehrbringen prüft, ob Produkte oder Dienstleistungen tatsächlich barrierefrei sind. Er überprüft auch nicht generell, ob sich ein Anbieter im Einzelfall zu Recht darauf beruft, ausnahmsweise keine Barrierefreiheit herzustellen. Vielmehr schätzen sich die Wirtschaftsakteure im Rahmen einer Konformitätsbewertung selbst ein. Verbraucher sind in dieser Situation strukturell unterlegen. Wie barrierefrei E-Books, Bankdienstleistungen, Selbstbedienungsterminals, der Onlinehandel etc. künftig tatsächlich sind, wird vor diesem Hintergrund maßgeblich davon abhängen, wie effektiv der Verbraucherschutz funktioniert. Daraus folgt:

  • Das von den Wirtschaftsakteuren vorzunehmende Konformitätsbewertungsverfahren für Produkte muss durch eine verpflichtend einzubeziehende staatlich benannte und überwachte Prüfstelle begleitet und kontrolliert werden. Das Konzept der Prüfstellen hat sich bereits im Bereich der Produktsicherheit etabliert und kann Vorbild für den Bereich der Barrierefreiheit sein, gerade weil es mit dem Inkrafttreten des EAA erstmals verbindliche Anforderungen an die Barrierefreiheit für die Privatwirtschaft gibt.
  • Bei der Erarbeitung von Konformitätsanforderungen an Dienstleistungen sind Menschen mit Behinderungen über die sie vertretenden Organisationen einzubeziehen.
  • Die staatliche Marktüberwachung muss zentral organisiert werden und mit effizienten Handlungsmöglichkeiten für eine systematische Kontrolle und Überwachung ausgestattet sein.
  • Die mit Marktüberwachung verbundene Kommunikation, insbesondere bei Veröffentlichungen über nicht barrierefreie Produkte und Dienstleistungen und im Rahmen des Rückrufmanagements, hat barrierefrei zu erfolgen.
  • Menschen mit Behinderungen sind in den Marktüberwachungsprozess über die sie vertretenden Organisationen einzubeziehen.
  • Es müssen effektive Rechtsdurchsetzungsmöglichkeiten geschaffen werden. Das schließt neben dem Individualrechtsschutz vor Gericht Schlichtungsverfahren als niedrigschwellige Konfliktlösungsmöglichkeit ebenso ein wie die Schaffung kollektiven Rechtsschutzes mittels Verbands- oder Musterfeststellungsklagen. Entsprechende Vorschriften sind gesetzlich zu verankern. Organisationen behinderter Menschen muss eine Klagebefugnis insoweit gesetzlich eingeräumt werden.
  • Verstöße gegen die Verpflichtungen zur Barrierefreiheit müssen spürbare Sanktionen für die Wirtschaftsakteure nach sich ziehen. Neben insbesondere Schadenersatz- und Entschädigungsleistungen sind auch entsprechende Straf- und Bußgeldvorschriften vorzusehen.

Barrierefreiheit fördern!

Damit Barrierefreiheit auch praktisch zur Realität wird, sind begleitende Maßnahmen dringend erforderlich. Daraus folgt:

  • Das Thema Barrierefreiheit ist in die Ausbildungs- und Studienpläne, Prüfungsordnungen, Weiterbildungsprogramme und Schulungsmodule aller Berufssparten einschließlich der Weiterqualifizierung verpflichtend aufzunehmen.
  • Es ist ein Förderprogramm aufzulegen, um Unternehmen dabei zu unterstützen, Barrierefreiheit voranzubringen. Davon sollten unbedingt auch Kleinstunternehmen profitieren, die von den Verpflichtungen des EAA weitgehend ausgenommen sind, für alltäglich benötigte Produkte und Dienstleistungen aber eine enorme Bedeutung haben.
  • Es sollte ein "Barrierefreiheits-Siegel" eingeführt und gefördert werden. Einerseits kann dieses Label zu mehr Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher beitragen, die allein über das CE-Kennzeichen keine ausreichende Informationsgrundlage erhalten. Andererseits kann so Barrierefreiheit insgesamt gestärkt werden, weil sich auch Kleinstunternehmen, die vom EAA ausgenommen sind, beteiligen und einen Beitrag für mehr gleichberechtigte Teilhabe leisten können.
  • Es sollte wissenschaftliche Begleitforschung gefördert werden, um fördernde und hemmende Faktoren für mehr Barrierefreiheit zu identifizieren. So können Strategien und Programme entwickelt werden, um Barrierefreiheit nachhaltig zu implementieren.

Der Zugang zu Produkten und Dienstleistungen der öffentlichen Hand und privater Anbieter ist ein Menschenrecht. Die Pflicht zum Handeln ergibt sich nicht nur aus dem EAA, sondern auch aus der von Deutschland ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention. DBSV und DVBS erwarten daher, dass Deutschland für die Bereiche, für die der EAA keine Regelungen vorsieht, auf nationaler Ebene aktiv wird. Besonders dringend: Die Digitalisierung erfährt durch die Corona- Pandemie eine ungeahnte Beschleunigung. Wir fordern daher verbindliche Regeln, die digitales Lernen, Arbeiten, Kommunizieren und Informieren endlich für alle barrierefrei möglich machen.

Verabschiedet am 18.05.2020

- vom Präsidium des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e. V. (DBSV)

- vom Vorstand des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. (DVBS)

Bild: Geldautomaten und Dienstleistungen müssen europaweit barrierefrei zugänglich sein. Foto: pixabay / Peggy und Marco Lachmann [Blick auf einen Geldautomaten und zwei 50-Euro-Scheine in der Hand eines Kunden.]

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Barrierefreiheit und Mobilität

Ein Markt im Wandel
Probleme im Hilfsmittelmarkt für blinde und sehbehinderte Menschen in Deutschland (Teil 1)

Von Franz Erwin Kemper

I. Einführung

Als langjährigen Profi im Markt für Blindenhilfsmittel und Diplom-Volkswirt lässt mich die aktuelle Anbieterkrise nicht ruhen.

Nicht erst die Pleite von Baum im Oktober 2017 war ein Warnsignal, dass etwas mit dem Konzept der privatwirtschaftlichen Hilfsmittelversorgung in Deutschland nicht stimmt. Vorher gab es schon die Pleite der Marland KG 2001 und die Fusion von Audiodata mit Baum sowie nun die Fusionen im Screenreader-Markt mit zugehörigem Hardware-Angebot. Der Absturz dieser Hilfsmittel-Firmen, von denen wir Nutzer nun mal abhängig sind, ist für blinde und sehbehinderte Menschen in Deutschland existenzbedrohend.

Ich betrachte den Markt der Computerhilfsmittel für blinde Nutzer in Deutschland. Andere Hilfsmittelmärkte sollten ähnlich untersucht werden.

Hinweis: Die Teilschritte habe ich mit doppeltem Gedankenstrich "--" gekennzeichnet, die Maßnahme-Vorschläge hingegen mit doppeltem Gleichheitszeichen "==".

II. Überblick

Unserem Hilfsmittelmarkt fehlt eindeutig die wichtigste Eigenschaft der Marktwirtschaft: das freie Spiel der Kräfte zwischen Anbietern und Nachfragern:

  1. Wir behinderte Menschen sind zwar Nutzer und meist höher qualifiziert und erfahrener, um die Leistungen der Lieferanten einzuschätzen, als die entscheidenden Kostenträger und Arbeitgeber. Jedoch sind wir nicht die Entscheider, sondern unsere Kostenträger entscheiden. Und für die Entscheider zählen andere Firmeneigenschaften als für uns Nutzer - nämlich Preis und Konditionen.
  2. Vom Investitionsgütermarkt im Computerwesen unterscheidet sich unser Hilfsmittelmarkt dadurch, dass die Beratungs- und damit Vorführtätigkeiten vielfachen Aufwand und Kosten erfordern.
  3. Seit Hilfsmittelfirmen in den 1990ern nicht mehr Spezialcomputer anboten, sondern man marktgängige Computer durch Anpassungstechnologien für uns nutzbar machte, wurde der Anbieterbereich in solche von Screenreadern und solche für die Anzeigegeräte - Braille-Displays und hochwertige Monitore - gegliedert.
    -- Anfangs boten Papenmeier, Audiodata und Baum eigene Windows-Screenreader. Aber heute ist im deutschen Markt für blinde Menschen nur noch der Marktführer JAWS übrig.
    -- Dass der leistungsstarke Screenreader NVDA zudem kostenlos verfügbar ist, beweist die extreme Nähe dieses Marktes zu Non-Profit-Produkten.
    -- Weil ein Screenreader genau dann optimal arbeitet, wenn er vollautomatisch den Bedienerbewegungen folgt, wird mit zunehmender Qualität der Screenreader die Bedienung und damit die Nutzer-Kenntnisse des Screenreaders immer seltener.
  4. Die Schulungen in den deutschen Berufsbildungswerken beziehen sich meist nur auf die Schulung an Standard-Anwenderprogrammen, kaum an Screenreadern, während Kenntnisse über die spezifischen ergonomischen Mehrleistungen der Braille-Displays dort nur rudimentär vorhanden sind und noch weniger vermittelt werden. Aus der Sicht von BFWs und Kostenträgern zählt folglich beim Braille-Display nur der Preis.

Wenn nur noch ein einziger Screenreader verkauft wird und die Braille-Displays nur noch über den Preis, mit welchem Geschäftsmodell decken dann Hilfsmittelanbieter ihren Mehraufwand?

Informations-Erkennungen und -Darstellungen, die vom "nackten" Screenreader nicht an den Benutzer vermittelt werden, müssen durch individuelle Scripts erst für blinde und sehbehinderte Anwender bedienbar gemacht werden - und das sind Leistungen hochqualifizierter Programmierer, die marktüblich vergütet werden - selbst dann noch, wenn diese Individualprogrammierung mehrfach verkauft wird. Diese Anbieter haben folglich kein Interesse an einem leistungsstärkeren JAWS.

Auch der Aufwand bei Auslieferung und Einzelschulung durch die Hilfsmittelanbieter ist seit Jahrzehnten kostendeckend.

Was können wir daraus für nachhaltige Geschäftsmodelle ableiten?

Zunächst müssen wir nicht nur erkennen, welche Komponenten marktwirtschaftlich realisiert werden können und welche dagegen gemeinnützig erbracht werden müssen, sondern wir müssen auch die Akteure und Kostenträger benennen.

III. Angebots-Komponenten im Überblick

  • a) Hardware wie Braille-Displays, Braille-Drucker und Braille-Tastaturen. Für sehbehinderte Menschen hingegen sind geeignete Monitore marktübliche Produkte.
  • b) Standardisierte Screenreader für blinde und sehbehinderte Nutzer.
  • c) Einzelanpassungen durch Scripting der Screenreader.
  • d) Basisschulung zur Computernutzung und der Standard-Anwendersoftware.
  • e) Information und Vorführung auf Messen o.ä..
  • f) Demonstration mit Test von Gesamtlösungen und der Nutzerfähigkeiten vor Ort im Außendienst.
  • g) Auslieferung, Aufbau und Systemintegration am Arbeitsplatz.
  • h) Einzelplatzschulung vor Ort und innerhalb des Systems.
  • i) Kontinuierliche Nutzer-Hotline - telefonisch, per Datenkontakt, Fernwartung, Fernschulung.
  • j)Nachgehende Beratung und Begleitung von Nutzer, Arbeitgeber und Betriebs-EDV.

IV. Wie muss der Markt in diesen zehn Teilbereichen gestaltet werden, damit er nachhaltig unsere Hilfsmittelversorgung sichert?

A. Hardware wie Braille-Displays, Braille-Drucker und Braille-Tastaturen:

-- Produktion und Entwicklung.

-- Da hier der Verkaufspreis das Nonplusultra ist, zählen als eigentliche Marktfaktoren die Features, mit denen die Geräte ausgestattet sind.

-- Im Markt stehen wenige Kostenträger-Entscheider wenigen Anbietern gegenüber.

== Diese oligopolistische Situation ist mit marktwirtschaftlichen Mitteln und privatwirtschaftlichen Anbietern nachhaltig umsetzbar.

== Die Vertriebskosten dieser Produkte bei Kostenträger/Großabnehmer, vergleichbar denen an Großhändler, können eingepreist werden, jedoch muss für behinderungsbedingte Vertriebskosten eine separate Lösung gefunden werden.

B. Struktur der Screenreader für blinde und sehbehinderte Nutzer:

-- Wir müssen zwischen "Erkennung" und "Darstellung" der Bildschirminhalte unterscheiden, weil die Darstellungs-Ergonomie davon unabhängig ist, wie Bildschirminhalte entstehen und gestaltet sind.

-- Auch wenn Apple mit seinen Mac-Produkten eine weitgehende Barriere-Armut bietet, passen doch diese Geräte nur in ein an Apple orientiertes Arbeitsplatz-Umfeld. Lösungen für MS-Windows und dessen Anwenderprogramme stehen bis auf weiteres im Vordergrund.

-- Da Microsoft zwar seit vielen Jahren Barriere-Armut durch standardisierte Zugangsschnittstellen zusagt, diese Zusagen aber nur rudimentär einhält, arbeiten Screenreader-Produzenten unter extremer Unsicherheit - dies unkalkulierbar risikoreich bei jedem Windows-Update, allmonatlich von neuem.

-- Zudem gibt es mit dem Narrator ein verhältnismäßig leistungsstarkes Microsoft-Produkt, das jederzeit ein leistungsstarker Screen-Reader ohne Zusatzkosten werden könnte.

== Weil die genannten Risiken für die Screenreader-Wirtschaft unkalkulierbar sind, muss die "Öffentliche Hand" Risiko und Kosten für uns Anwender kontinuierlich übernehmen. Sie muss als starker Verhandlungspartner von Microsoft und Nutzerprogramm-Anbietern eine Kostenaufteilung durchsetzen und die fertigen Analyse-Module kostenlos allen Screenreader-Entwicklern zur Verfügung stellen. Gleichstellungsrecht und UN-Behindertenrechtskonvention müssen hierfür einstehen.

== Die Erstellung der Benutzeroberfläche hingegen ist privatwirtschaftlich zu leisten, weil planbar, und sie umfasst auch Spezialhardware zur Steuerung.

== Alternativ könnten die Krankenkassen mit den Rechteinhabern von NVDA die Überlassung einer Version für ihre Versicherten aushandeln und dauerhaft verlässlich finanzieren.

C. Einzelanpassungen durch Scripting der Screenreader:

-- Sie umfassen sowohl Analyse- als auch Darstellungs-Module, die zu speziell für den Basis-Screenreader sind.

-- Deren Fach-Programmierer haben höchste Qualifikation, und deshalb muss ihre Beschäftigung langfristig sichergestellt werden.

== Hier wird kostendeckend marktwirtschaftlich gewirtschaftet.

== Um diese Fachabteilungen zu fördern und deren Leistungsstärke zu vereinheitlichen, empfiehlt sich deren Weiterbildung auf gemeinnütziger Basis, z.B. durch Finanzierung von Fachtagungen durch die Integrationsämter.

D. Basisschulung zu Computernutzung und Standard-Anwendersoftware:

-- Da Betriebssysteme, Anwenderprogramme und Screenreader sich ständig wandeln, muss Grundschulung und Weiterbildung sowohl niederschwellig angeboten als auch durch begleitende Beratung zeitnah sichergestellt und dokumentiert werden.

-- Jeder Schulungsschritt muss zertifiziert und in der Benutzerakte dokumentiert werden, um Nachschulungsbedarf für alle Beteiligten planbar zu machen.

-- Jeder Ausbilder für diesen Personenkreis muss eine Qualifikation nachweisen, die er nur über kontinuierliche, einheitliche und strenge Weiterbildungszertifikate aufrechterhält.

== Sachbearbeiter beim Investitionsentscheider bzw. Kostenträger müssen eine Grundqualifikation nachweisen, um an der qualifizierten Dokumentation und Kommunikation teilzunehmen.

== Die Grundregeln der ISO-Zertifizierung mit zugehörigen regelmäßigen Audits müssen auf Ausbilder, Ausbildungsstätten und Ausbildungen angewendet werden.

== Zulassung und Beauftragung des jeweiligen Anbieters dürfen sich nur nach obigen Kriterien richten, unter Sicherstellung der wirtschaftlichen Zuverlässigkeit, bevorzugt als ortsnahe Leistung.

== Die öffentliche Hand darf Schulungsmaßnahmen unterhalb obiger Standards nur eingeschränkt finanzieren.

== Die Verpflichtung der öffentlichen Hand, nach den Regeln der UN-Behindertenrechtskonvention auch Privatpersonen entsprechend zu schulen, muss unter den gleichen Regeln umgesetzt werden.

In Teil 2 (im nächsten Heft) lesen Sie die Vorschläge des Autors zu den oben unter III. e) bis j) aufgeführten Punkten.

Bild: Für Nutzerinnen und Nutzer zählen bei Hilfsmitteln oft andere Kriterien als für Kostenträger. Foto: DVBS / Taubner [Zwei Hande arbeiten an Computertastatur und Braillezeile.]

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Zeitfragen

"Unter dem Radar" - Mainstream versus Minderheiten?

Von Uwe Boysen

Im Interview mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle aus der "Zeit" Nr. 21/2020 bin ich über die folgende Passage gestolpert,genauer gesagt, fast gestrauchelt. Voßkuhle sagt: "Die liberalen Eliten interessieren sich häufig eher für Menschen, die offensichtlich diskriminiert werden. Aber darüber darf man die anderen nicht aus dem Blick verlieren, die große Mitte, all jene, die nicht offensichtlich benachteiligt sind, sondern die eher unter dem Radar ein normales Leben leben."

Was will er den politisch Verantwortlichen, aber auch den Bürgerinnen und Bürgern damit sagen bzw. suggerieren? Hier drängt sich mir eine Reihe von Fragen auf:

Zunächst einmal: Wer sind die "liberalen Eliten"? Die FDP wird Voßkuhle kaum gemeint haben können. Ihre Anhängerschaft interessiert sich eher für den eigenen Kontostand, die ach so freie und ständig bedrohte Marktwirtschaft und nur noch für Probleme des Sicherheitsstaates, wenn dadurch die Handlungsfähigkeit der eigenen Klientel bedroht zu sein scheint.

Also muss Voßkuhle wohl, politisch gesehen, diejenigen Menschen gemeint haben, die sich als eher links verstehen und sich politisch bei den Grünen oder den Linken - teilweise auch in der SPD - wiederfinden. Gesellschaftlich gesehen können das auch Menschen mit christlichem Glauben sein, aktiv in den verschiedensten Organisationen und Gruppen, die sich bemühen, das Schicksal von benachteiligten Menschen zu verbessern, und dazu gehört auch, was Voßkuhle weiter ausführt, das Justizpersonal, zu dem ich auch 30 Jahre gehörte. Was sollen die so skizzierten "liberalen Eliten" nun also tun? Sie oder "die Politik" sollen sich mehr um die Belange der Mehrheit kümmern, die ein "normales Leben lebt". Was heißt das konkret? Sollen sie ihr Engagement verändern? Soll die Politik sich mehr auf den (angeblich vernachlässigten?) Mainstream orientieren? Das unterstellt zunächst, dass sie das bisher nicht tut. Das mag stimmen, wäre indes zunächst einmal zu belegen. Voßkuhle verweist hier auf die Gespräche, "die ich führe". Auch das bleibt im Vagen. Unterstellen wir diesen seinen Eindruck jedoch zunächst einmal als richtig. Dann ist jedoch weiter zu bedenken, dass Aufmerksamkeit eine knappe Ressource darstellt: Wendet man sich mit ihr einer Gruppe zu, so ist es fast denknotwendig, dass man sich gleichzeitig von einer anderen Gruppe, konkret hier von benachteiligten Minderheiten, abwendet.

Wenn auch das stimmen sollte, so würde sich der oberste Hüter unseres Grundgesetzes von der Verheißung der Verfassung, Minderheiten zu fördern, um ihnen gleiche oder annähernd gleiche Lebenschancen zu erschließen, verabschieden. Als jemand, der sich in den letzten Jahrzehnten immer für die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen eingesetzt hat (ich bin selbst blind!), empfinde ich das als einen hochproblematischen Rückschritt.

Aber vielleicht überinterpretiere ich diese Stelle auch; denn - wie gesagt - Voßkuhle führt diesen Gedanken ja nicht weiter aus. Jedoch muss man hier auch den ihn interviewenden Journalisten einen Vorwurf machen: Es wäre dringend geboten gewesen, hier bei ihrem Interviewpartner auf weitere Präzisierungen zu dringen. So sind Voßkuhles Ausführungen zu diesem Thema "schlechterdings nicht nachvollziehbar", um einen Terminus zu bemühen, der zwar in der Diktion des Bundesverfassungsgerichts durchaus gängig ist, aber eigentlich bei allem - möglicherweise verständlichen - Ärger über die Entscheidung des EuGH im EZB-Fall kaum gegenüber einem mindestens gleichrangigen Gericht angebracht erscheint.

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Berichte und Schilderungen

Eine halbe Tonne treuer Gefährte in guten und schlechten Zeiten
Rückblick auf 20 Jahre Reiten mit blindem Vertrauen

Von Dr. Eva-Maria Glofke-Schulz

Was unterscheidet ein Pferd von einem Fahrrad? Ein Pferd hat Augen, ein Fahrrad nicht. Außerdem: Mit einem Fahrrad lässt es sich nicht gut schmusen. Zärtlich ins Ohr gepusteten Trost in schweren Stunden kann das schönste Tandem auch nicht bieten. Das wären schon mal drei von vielen guten Gründen, um die Kameradschaft mit einem Pferd zu suchen und dem Reitsport zu verfallen. Diese Reihenfolge ist wichtig, denn ein Pferd ist kein "Sportgerät", sondern in allererster Linie ein Familienmitglied, das geliebt und respektiert werden will.

Dieser Artikel handelt nicht von atemberaubenden sportlichen Großtaten. Er erzählt von einem herrlichen Freizeitsport und, das noch viel mehr, von einer wunderbaren Freundschaft. Er erzählt von jeder Menge vergnüglichen Erfahrungen in guten Zeiten, aber auch von Kraft spendendem Trost und Ermutigung in Stunden der Not.

Wenn Kindheitsträume einen hartnäckig über Jahrzehnte begleiten, sollte man sie vielleicht eines Tages Wirklichkeit werden lassen. Bei mir war das Reiten so ein heimlich gehegter Traum. Schon immer vermutete ich das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde. In meiner Kindheit war Reiten allerdings ein Sport für reiche Leute. Beim Voltigieren als preiswerterer Alternative fiel ich als damals Sehbehinderte allerdings buchstäblich auf die Nase, wusste ich in der dämmerigen Halle doch nie, wo genau der zu bespringende Pferderücken war. Das war mehr Slapstick als Sport und löste bei der cholerischen Lehrerin, ganz vom alten Schlag, frenetische Schreianfälle aus. So ließ ich das besser bleiben. Das bekanntlich unheilbare Pferdevirus schwelte aber weiter und brach vor ziemlich genau 20 Jahren akut aus.

Infolge einer seit Geburt bestehenden Retinitis pigmentosa bin ich seit Jahrzehnten vollständig erblindet. Eine ebenfalls angeborene Bänderschwäche und Muskelaufbaustörung führt seit vielen Jahren zu Problemen des Bewegungsapparats. Die zum bestmöglichen Erhalt meiner Muskulatur nötige sportliche Betätigung war mir oft ein Gräuel, bis ich mich mit 42 Jahren endlich über alle ärztlichen Verbote und sonstigen Unkenrufe hinwegsetzte und beschloss, das Notwendige mit dem Lustvollen zu verbinden: Endlich reiten lernen!

Mein erster Anlauf war wenig ermutigend: Der damalige Reitlehrer des örtlichen Reit- und Fahrvereins taxierte mich und meinen Führhund von oben bis unten und wich einen Schritt zurück, als er klarstellte: "Reittherapie machen wir hier nicht. Und überhaupt, das wäre viel zu gefährlich!" Mit dem Kommentar, von Reittherapie habe ja auch niemand gesprochen, verließ ich hoch erhobenen Hauptes, innerlich dennoch etwas geknickt die Reitanlage.

Der Startschuss fiel dann während eines Urlaubs in Mecklenburg. Ungeachtet der vorangegangenen Enttäuschung enterte ich ein Gestüt mit Reitschule. Dort schaute man mich zwar zunächst auch an wie ein Ufo, ließ sich aber auf das Experiment ein. Rasch löste sich die erste Befangenheit, wurde Platz für lockere Sprüche. So kommentierte der unschwer als Berliner zu erkennende Reitlehrer meine ersten ungeschickten Versuche, den Sattelgurt festzuziehen, mit der Warnung: "Nu kippen Se mir doch det Pferd nich um!" "Det Pferd" hatte übrigens ein Stockmaß von zarten 184 Zentimetern ...

Wieder zu Hause, ging es zunächst auf einem Ponyhof weiter (Kommentar der Stallinhaberin: "Kein Problem! Meine Tochter ist geistig behindert und im Rollstuhl, die reitet auch!"). Die etwas pummeligen, gemütlichen Ponys mögen nicht gerade zum Erlernen der hohen Reitkunst geeignet gewesen sein, doch halfen sie mir ungemein, Ängste abzubauen und Vertrauen zu entwickeln. Hatte mein Mann bis dahin überwiegend gefrotzelt ("Du mit deinen verspäteten Kleinmädchenträumen ..."), gelang es mir in dieser Zeit, ihn mit dem bekanntlich höchst ansteckenden Pferdevirus zu infizieren. Nach kurzer Zeit wurde er ein ebenso begeisterter Reiter wie ich. So erschlossen sich viele neue gemeinsame Freizeitaktivitäten: Dressurstunden, flotte Aus- und Wanderritte sowie Reiterferien in herrlichen Gegenden.

Mit zunehmender Sicherheit wuchs der Ehrgeiz. Daher wechselten wir an einen Stall mit höheren sportlichen Ambitionen. Die dortige Reitlehrerin begegnete mir von Anfang an unverkrampft und ohne Vorurteile ("Ich habe noch nie Blinde unterrichtet, probieren wir's halt!"). Das taten wir und wurden bald ein gutes Team. Ich wurde genauso energisch herumgescheucht wie alle anderen, und meine diversen Prüfungs- und Turnierabenteuer waren ihr schlaflose Nächte und vermutlich einige graue Haare wert. Um einen frechen Spruch (auch über meine Blindheit) waren weder sie noch mein späterer Reitlehrer je verlegen, doch vergaßen beide nie, auf meine Sicherheit zu achten. Am Hof und im Verein fühlte ich mich als gleichwertige Reitkameradin gut integriert. Ich vermute, etliche der damals jugendlichen Reiterinnen haben im Umgang mit mir ganz nebenbei einiges gelernt.

Zur Krönung gab es einmal eine Unterrichtsstunde mit dem Motto: "Gleiche Bedingungen für alle!". Gesagt, getan. Alle bekamen Augenbinden und mussten schauen, wie sie zurechtkamen. Das Chaos auf der Reitbahn war in etwa gleich groß wie der Spaß, den alle dabei hatten. Dass sich gegen Ende der Stunde viele schon viel besser orientieren konnten, dürfte eine tolle Erfahrung gewesen sein. Mich befreite sie ein wenig vom Nimbus des Wunderwesens.

Dass wir dafür berühmt waren, bei jedem Sauwetter auszureiten, trug uns Spottverse auf der Weihnachtsfeier ein.

Im Jahre 2005 vergrößerte sich unsere Familie um den russischen Fuchswallach Jolly Jumper, ein unglaublich liebes und gelassenes Verlasspferd (er hat Nerven wie Drahtseile und ist eine Art wandelnde Lebensversicherung), mit dem ich bis heute durch dick und dünn gehen kann. Mit ihm habe ich verschiedene Reitabzeichen (Dressur und Gelände) und einige mal mehr, mal weniger erfolgreiche Turnierabenteuer bestanden. Ich schaffte es sogar zur Vize-Vereinsmeisterin, wozu ich allerdings ehrlicherweise bemerken muss, dass in meiner Altersgruppe genau zwei Reiterinnen antraten. Nun ja, das andere Team war halt besser als wir.

Viel wichtiger als Turnierschleifchen waren die vielen entspannten gemeinsamen Stunden - ob in der Halle, auf dem Reitplatz oder unterwegs in der Natur.

Die praktischen Dinge waren mit etwas Übung gut zu bewältigen. Natürlich bekam in unserem Verein niemand das geputzte und gesattelte Pferd unter das Gesäß geschoben. Außer dass ich Jolly nicht selbst von der Koppel holen konnte, bewältigte ich, solange ich ansonsten gesund war, die meisten Arbeiten rund ums Pferd selbstständig. Da ich in der Regel keine Hand frei hatte, konnte ich auf dem Hof nicht mit Langstock oder Führhund gehen. Ein Radio, das meist in einer der Stallgassen dudelte, erleichterte die akustische Orientierung. Von dort aus erreichte ich sternförmig meine Ziele, etwa die Sattelkammer, den Abspritzplatz oder das Hallentor. Natürlich musste ich langsam gehen, denn zu einem Hof gehören nun mal Schubkarre, Mistgabel und Traktor, die nicht immer an derselben Stelle stehen. Ging mal etwas schief, war fast immer ein hilfsbereiter Mensch in der Nähe.

Wie mir allerdings ein unfreiwilliger Salto mit je einem vollen Futterkübel in jeder Hand über einen Schneehaufen gelang, ohne einen Krümel Müsli auszuleeren, weiß ich bis heute nicht.

In der Reithalle konnte ich mich in der Regel gut allein orientieren. Die Abmessungen bekommt man mit der Zeit ins Gefühl, außerdem helfen Luftzug, Geräusche vom Hallentor und Ähnliches. Verschätzte ich mich trotzdem mal und ritt geradewegs auf die Hallenwand zu, blieb Jolly einfach stehen und quittierte meinen Irrtum mit einem tiefen, geduldigen Seufzer ("Oh Frauchen…"), um dann gemächlich die Richtung zu ändern. Wenn ich außerhalb der Unterrichtsstunden allein mit Jolly übte, suchte ich mir nicht gerade die Stoßzeiten aus. Waren dennoch andere ReiterInnen in der Halle, kündigte ich laut jede Bahnfigur an, damit die anderen sich darauf einstellen konnten. Im Zweifelsfall gestanden mir die meist hilfsbereiten MitreiterInnen zu: "Eva hat immer Vorfahrt". So kam es in all den Jahren nie zu gefährlichen Kollisionen.

Falls jemand Turnier reiten will: Reiter mit Handicap können sich dem Wettbewerb sowohl auf Regelturnieren als auch im Behindertensport stellen. Seit 2006 ist der Behindertenreitsport national und international eine gleichwertige Disziplin neben allen anderen Wettkampfarten. Je nach Art und Schwere der Behinderung gibt es unterschiedliche Einstufungen mit spezifischen Dressuraufgaben. Unter Prüfungs- und Turnierbedingungen stehen sehbeeinträchtigten ReiterInnen Rufer zu, welche die jeweiligen Paradepunkte ansagen. So kann man die Bahnfiguren exakt ausreiten.

Besonders bereichernd (natürlich auch für den Führhund) sind flotte Ausritte im Gelände. Hierzu ist es wichtig, ein gelassenes, wenig schreckhaftes Pferd mit klarem Kopf und gutem Charakter zu haben. Zur Kennzeichnung empfiehlt sich eine Blindenweste. Allerdings kann selbst diese nicht immer richtig gedeutet werden - so rief mir einmal jemand die Frage zu, ob ich wohl von der berittenen Polizei sei?

Praktischerweise hat ein Pferd Augen im Kopf. Schon im eigenen Interesse wird es sich und den Reiter nicht in den Abgrund stürzen. Kopf oder Kniescheiben des Reiters sind ihm allerdings ziemlich egal. Daher bewährt es sich nach meiner Erfahrung, gefolgt von einem sehenden Reiter (notfalls auch Radfahrer) vorauszureiten. Von hinten kann er nämlich viel besser die Richtung korrigieren oder hereinhängende Äste etc. ankündigen. So kann man in allen drei Gangarten - vom gemächlichen Schritt bis zum gestreckten Galopp - sicher und mit viel Freude unterwegs sein. Natürlich kann selbst das bravste Tier einmal durchgehen - schließlich ist auch ein Pferd nur ein Mensch. Umsicht und Konzentration sind daher stets höchste Reiterpflicht.

Wie es weiterging

Als Jolly in die Jahre kam, durfte er in ein Pferdeparadies auf einem Bauernhof mit riesigen Koppeln umziehen, wo er den größten Teil des Tages draußen tun und lassen kann, was er will. Für das sportlichere Reiten kam eine bayerische Warmblutdame namens "Erlebnis" zu uns. Sie war charmant und meist brav, allerdings deutlich schreckhafter als unser in sich ruhender Jolly. Dies bescherte mir vor einigen Jahren einige Knochenbrüche - auch das gehört leider zu einem Reiterleben. Leider wurde sie mit erst 20 Jahren viel zu früh krank und zog in den Pferdehimmel um.

Inzwischen sind Jolly und ich zusammen alt geworden. Zwei missglückte Fußoperationen haben mir eine schlimme Gehbehinderung und chronische Nervenschmerzen hinterlassen. Gehen ist nur sehr mühsam und begrenzt möglich, Reiten mit höherem sportlichem Anspruch geht nicht mehr. Dieser Schicksalsschlag hat mich sehr getroffen und mir während der letzten Jahre schwere Zeiten und viele düstere Stunden beschert. Jolly hingegen, der alte Haudegen, ist im zarten Alter von mehr als 32 Jahren immer noch nahezu unverwüstlich. Zwar hat er keine Frontzähne mehr und ein Auge verloren. Trotzdem ist er munter und fröhlich, immer noch liebt er gemütliche, nicht zu lange Ausritte im Schritt. Mich hat seine inzwischen 15 Jahre währende Kameradschaft in manch dunkler Stunde getröstet, und ich bin ihm unendlich dankbar dafür, dass er mir unverdrossen fußschonende Bewegung und Entspannung an der frischen Luft ermöglicht. Manchmal denke ich im Stillen, dass es das sein könnte, was meinen treuen Gefährten so lang am Leben hält. Doch das mag eine sentimentale Wunschidee sein, ich weiß es nicht.

Fazit

Trotz aller unbestreitbaren Gefahren ist Reiten ein idealer Sport für blinde und sehbehinderte Menschen, entsprechende Umsicht vorausgesetzt. Vor allem aber ist ein geeignetes Pferd ein treuer Gefährte in guten und schlechten Zeiten.

Und wenn Alter und Krankheit zu Abstrichen zwingen, ist es mit etwas Glück immer noch möglich, sich draußen gemeinsam zu bewegen, so wie Jolly und ich das tun. Es ist allemal deutlich gesünder und beglückender, als auf dem Sofa herumzusitzen bzw. als Pferd ohne Aufgabe nur noch herumzustehen. Mit diesem Artikel will ich Mut machen, etwas Neues zu wagen und später auch dann auf Sport nicht ganz zu verzichten, wenn es nicht mehr so geht wie früher. Aus meinem Leben ist das beglückende Zusammensein mit einem lieben Pferd nicht mehr wegzudenken. Was ich tun werde, wenn Jolly (womit ich jederzeit rechnen muss) zu unserer Stute in den Pferdehimmel galoppiert, wage ich heute noch kaum zu denken. Traurig werde ich sein, und irgendwann wird vielleicht ein anderes älteres Pferd den Weg zu uns finden und ein behütetes Plätzchen mit Seniorensport bekommen. Zu ersetzen wird Jolly kaum sein. Jedes Pferd ist eine Persönlichkeit, und große Hufe hat er hingestellt. Warten wir ab, was sich fügen wird. Vorherzusehen ist, das lehrt uns das Schicksal mit der Zeit, ohnehin nichts.

So bewährt sich wieder einmal die goldene Lebensregel, für jede beglückende Erinnerung dankbar zu sein, im Hier und Jetzt jeden schönen Augenblick achtsam zu genießen und sich über das Morgen den Kopf so wenig wie möglich zu zerbrechen.

Den Zwei- und Vierbeinern, die mir bei meinen Reitabenteuern zur Seite standen, danke ich jedenfalls aus ganzem Herzen.

Bild 1: Beziehungspflege: Ein gutes Verhältnis von Mensch und Pferd mach Lust auf lange Ausritte. Foto: pixabay / freepics4you [Eine junge Frau, deren Pony ihre Augen bedeckt, umhalst ein Pferd und legt ihren Kopf an das Tier, dessen Fell die gleiche rotbraune Farbe wie ihr Haar hat.]

Bild 2: Dr. Eva-Maria Glofke-Schulz unterwegs mit Jolly und Führhund Max. Foto: privat [Jolly steht und blickt freundlich in die Kamera, Eva-Maria Glofke-Schulz sitzt im Sattel und spricht mit Max, der zu ihr emporblickt.]

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Schach - ein guter Zeitvertreib für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen
Der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund (DBSB) stellt sich vor

Von Gerhard Dyballa

1. Mitglieder

Der DBSB zählt 160 Mitglieder. Ordentliches Mitglied kann jede Person werden, die hinsichtlich ihres Sehvermögens den jeweiligen Bestimmungen der International Braille Chess Association (IBCA) entspricht. Auf Verlangen ist ein augenärztliches Gutachten vorzulegen. Darüber hinaus gibt es fördernde und Ehrenmitglieder.

2. Struktur

Der DBSB ist Mitglied im Deutschen Schachbund und hat dort den Status eines Landesverbandes. Er ist in 4 Spielbezirke unterteilt. Der Bezirk Nordost besteht aus Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Zum Bezirk West gehört lediglich Nordrhein-Westfalen. Der Bezirk Südwest umfasst die Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Im Bezirk Süd sind Bayern, Thüringen und Sachsen vertreten.

3. Das Zwei-Brett-Spiel

Die blinden und sehbehinderten Schachspieler verwenden ein spezielles Steck-Schachbrett, auf dem zur Unterscheidung die schwarzen Felder etwas erhöht sind und die schwarzen Figuren einen Stecknadelkopf tragen. Jedes Feld auf dem Schachbrett hat seine besondere Bezeichnung. Die eigenen Züge werden dem Gegner angesagt und von diesem auf seinem Brett ausgeführt. Bei Turnieren ist von vornherein festgelegt, wie viele Züge jeder Spieler in einer bestimmten Zeit machen muss, z. B. 40 Züge in zwei Stunden. Um das zu dokumentieren, muss jeder Spieler die eigenen Züge und die des Gegners mitschreiben. Das geschieht vom blinden Spieler wahlweise handschriftlich, in Brailleschrift oder auf Datenträger. Zur Zeitmessung dienen sog. Schachuhren. Die Verwendung einer speziellen Schachuhr mit tastbaren Zifferblättern ist bei Schachturnieren ebenso zugelassen wie die Benutzung einer digitalen Blindenschachuhr mit Sprachausgabe über Kopfhörer. Wer die vorgesehene Zeit überschreitet, also die notwendige Zugzahl nicht ausgeführt hat, hat die Partie verloren unabhängig davon, wie gut er möglicherweise steht. Wie viele Partien in einem Turnier an einem Tag gespielt werden, hängt von der Turnierausschreibung ab.

4. Turniere und Ergebnisse

Der DBSB veranstaltet verschiedene Turniere. Zu den wichtigsten zählen die Internationale Offene Deutsche Einzelmeisterschaft und die Deutsche Meisterschaft, die jeweils im Abstand von zwei Jahren ausgetragen werden. Der Deutsche Blindenschachmeister hat das Recht, an der nächsten Deutschen Einzelmeisterschaft des Deutschen Schachbundes (DSB) teilzunehmen. Der Vizemeister ist jeweils für die nächste Deutsche Pokal-Einzelmeisterschaft (Dähne-Pokal) des DSB qualifiziert.

Die letzte 17. offene internationale Deutsche Einzelmeisterschaft des DBSB wurde 2018 in Timmendorfer Strand ausgetragen. Die Meisterschaft war sehr stark besetzt. So spielten vier Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft, die im Juli 2018 in Sofia bei der IBCA-Mannschaftsweltmeisterschaft einen hervorragenden vierten Platz errang. Internationaler Meister Oliver Müller, Mirko Eichstaedt, René Adiyaman und Frank Schellmann waren nicht nur in Sofia dabei, sondern vertraten Deutschland auch bei unzähligen Mannschaftsturnieren. Das Turnier in Timmendorfer Strand gewann Mirko Eichstaedt aus Potsdam vor René Adiyaman aus Witten an der Ruhr.

Bei den letzten Deutschen Einzelmeisterschaften >der Herren und Damen setzten sich 2019 Dominik Müller und Birgit Dietsche durch.

Weitere Turniere des DBSB sind unter anderem die jährlich ausgetragene Senioren Einzelmeisterschaft (2019 schon zum 20. Mal) und die alle zwei Jahre stattfindende Mannschaftsmeisterschaft, die 2019 zum wiederholten Mal der Blindenschachklub Heidelberg für sich entscheiden konnte.

Die stärksten Spieler des DBSB nehmen an Welt- und Europameisterschaften der International Braille Chess Association (IBCA) teil. Die 14. Weltmeisterschaft für Blinde und Sehbehinderte der IBCA fand 2019 in Cagliari auf Sardinien statt. In der Abschlusstabelle war von den Spielern des DBSB Oliver Müller aus Bremen auf Rang 10 am besten platziert. Er ist derzeit der stärkste Spieler des DBSB. 2017 wurde er in Dresden Vizeweltmeister bei der 3. Schachweltmeisterschaft für Menschen mit Behinderungen. Die Weltschachorganisation FIDE ernannte ihn dafür zum Internationalen Meister.

Im Bundesgebiet haben sich von Hamburg bis München über ein Dutzend Blindenschachvereine und Spielgemeinschaften etabliert, die teilweise seit vielen Jahrzehnten für ihre Mitglieder ein vielfältiges Turnierangebot bereithalten und sich auch untereinander zu Freundschaftskämpfen treffen.

5. Fazit

Zusammenfassend kann man sagen: Schach ist für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen ein lohnendes Betätigungsfeld mit vielen verschiedenen Möglichkeiten von hochrangigen Turnieren bis hin zum Freizeitsport.

Foto: Steckschachbrett und Schachfiguren. Foto: Schachversand Ullrich, Eltmann [6 Schachfiguren, in einer Linie aufgereiht. Der schwarze König, Läufer und Turm besitzt oben eine kleine Spitze, die weißen Figuren Dame, Springer und Bauer sind glatt.]

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Mein Weg zu Esperanto bis Luminesk5 in Nördlingen

Von Werner Groen

In meinem Bemühen, mich als Nichtsehender im Rentenalter geistig fit zu halten, wurde ich auf die internationale Plansprache Esperanto aufmerksam. Mein Erstkontakt mit Esperanto erfolgte Ende 2014 in der regionalen Esperantogruppe in Leer in Norddeutschland. Das Internet mit seinen vielen Möglichkeiten und der persönliche helfende Kontakt mit Esperantisten brachten mich bald zu einem Sprachniveau, von dem aus ich eigenständig weiterlernen konnte. So wagte ich Ende 2015 als Sehbehinderter die Teilnahme an der Esperantowoche Luminesk1 in Nideggen. Ich fühlte mich herzlich von den Organisatoren und den teilnehmenden Esperantisten aufgenommen. Das vielfältige anspruchsvolle Veranstaltungsprogramm ermutigte mich zur Teilnahme an den weiteren jährlichen Luminesk-Esperantowochen in Kleve, Haltern am See und in Königswinter. Über die "paroliga rondo" und durch "praktiki" entwickelte ich mich zum "progressanto". Im Juli 2019 reiste ich mit Andreas aus Duisburg, meinem hilfreichen sehenden Begleiter, durch Polen und das Baltikum nach Finnland zum "universala kongreso" (UK) und zum "internatia kongreso blindaj esperantistoj" (IKBE) in Lahti. Wir besuchten auf unserer Individualreise per ÖPNV auch einen Esperanto-Radiosender und regionale Esperantogruppen.

Vom 28. Dezember 2019 bis zum 3. Januar 2020 fand als kleines Jubiläum die Esperantowoche Luminesk5 in Nördlingen statt. Rund 60 Teilnehmer aus etwa 12 Ländern waren angereist, um den Jahreswechsel anspruchsvoll auf Esperanto, der Brückensprache, zu erleben. Einige Teilnehmer hatten sehr lange Anreisen, teils mit Zwischenübernachtungen, bis sie schließlich im Jufa-Hotel in Nördlingen anlangten. Das Programm von Luminesk5 war wieder so ansprechend und ausgewogen vielfältig, dass für die Teilnehmer dieser Aufwand gerechtfertigt war. Zum Programm gehörten viele niveauvolle Vorträge und informierende Referate zu Themen aus Politik, Wirtschaft, EDV, Astrophysik und Gesellschaft. Zudem gab es ein Kochduell mit Quiz, ein Kriminalspiel mit Publikumsbeteiligung, Konversationsrunden, einen Büchertisch, Gesang, einen Tanzkurs sowie Exkursionen und kulturelle Angebote. Die ehrwürdige Internationale Esperanto Winter-Universität "vintrauniversitato" war ebenfalls wieder beteiligt und verdeutlichte den hohen Qualitätsanspruch der Lumineskwoche. Abends gab es in der Teestube "gufujo" ein amüsantes Unterhaltungsprogramm mit Anekdoten, Märchenlesung und vielem mehr. Andere saßen in kleinen Gruppen beisammen und führten angeregte Gespräche bei Kaffee, Bier oder Wein.

Nach dem reichhaltigen Silvesterbuffet wurde die einstudierte "poloneso dancado" vorgeführt. Anschließend fand in festlicher Garderobe der Silvesterball mit Musik von Diskjockey Rob und Tanz bis etwa 3 Uhr morgens statt.

Der Neujahrsspaziergang führte in die Altstadt von Nördlingen. Beeindruckend war die aus dem Mittelalter fast vollständig erhaltene Stadtmauer um den Altstadtkern, die viele Esperantisten abschritten.

Eine Tagesexkursion führte uns per Bahn zum Limesmuseum und in die Deutsche Esperantobibliothek nach Aalen (Württemberg). Dort lagern über 26.000 Bücher in Esperanto. Darunter sind auch etliche Esperantobücher in Brailleschrift. Für einen Konzertabend war der französische Klavier- und Gesangskünstler Giyome angereist - ohne seinen Duettpartner Melono, der wegen der Streiksituation in Frankreich per Bahn leider nur bis Paris gekommen war.

Die herzliche Gemeinschaft der Esperantisten und das ansprechende Schulungsangebot bei Luminesk5 sind gelebte Völkerverständigung und gehören zu meinen bislang eindrucksvollsten und nachhaltigsten Esperanto-Erlebnissen. Andreas Diemel mit dem Organisationsteam sowie den vielen Referenten sei ausdrücklich gedankt, denn sie haben wieder eine hervorragende Programmwoche geboten. Am 3. Januar lautete der Abschiedsgruß vieler Teilnehmer, "gxis poste en esperantujo", übersetzt etwa: "Bis später in Esperantujo", dem wunderschönen, imaginären Land der Esperantisten, das überall auf der Welt sein kann, wo Esperantisten zusammenkommen.

Mehr über Esperanto und aktuelle Termine gibt es übrigens auf der Webseite https://www.esperanto.de

Bild: Statue von Ludwig Lazarus Zamenhof (1859-1917), Augenarzt und Begründer der Plansprache Esperanto, als Schuljunge in seiner Geburtsstadt Bialystok/Nordostpolen. Werner Groen, Vorsitzender des Esperanto-Blindenverbands Deutschlands e. V. (li) und Andreas Diemel, Deutscher Esperanto-Bund (re), besuchen während ihrer Reise im Juli 2019 die Stadt. Foto: privat

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Aus der Arbeit des DVBS

Krise als Chance

Von Marianne Preis-Dewey

Viele von uns hat sie kalt erwischt, die Corona-Pandemie. Nahezu von einem Tag auf den anderen mussten wir uns in allen wichtigen Lebensbereichen umstellen: Vom Lebensmitteleinkauf über die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs und die Pflege unserer sozialen Kontakte bis hin zu einer völlig veränderten Situation im Studien- oder Arbeitsalltag. Persönliche Kontakte mussten vermieden werden, die Kommunikation wurde auf das Telefon und digitale Kanäle verlagert - nicht nur im privaten, sondern vor allem auch im beruflichen Umfeld. Das stellte jedes einzelne Mitglied unseres Vereins vor ganz individuelle Herausforderungen. Manche gaben an, dass sich für sie durch die Arbeit im Home-Office nur Vorteile ergaben, da in ihren Unternehmen mit zugänglicher Software gearbeitet wird und man sich nun den langen Arbeitsweg sparen konnte. Für die meisten aber ergaben sich Herausforderungen, für die man bestenfalls versuchen konnte, eine individuelle Lösung zu finden. Wie kann eine solche aussehen, wenn man vom Arbeitgeber freigestellt ist, weil dieser eben keine barrierefreie IT bereitstellt, wenn man nicht mehr mit der eigenen Arbeitsassistenz arbeiten kann, weil das im Home-Office nicht möglich ist, oder man die Assistenzkraft gar entlassen muss, weil das Integrationsamt die weitere Kostenübernahme verweigert?

Bei der Suche nach Lösungen hilft oft der Austausch mit anderen Personen, die in gleicher oder zumindest ähnlicher Weise betroffen sind. Das führte dazu, dass - insbesondere kurz nach Einführung der Kontakteinschränkungen bzw. -verbote - die Telefonkonferenzräume, die wir unseren Mitgliedern für den Austausch untereinander zur Verfügung stellen, fast allabendlich ausgebucht waren. Viele Bezirksgruppen verlegten ihre Stammtische kurzerhand ins heimische Wohnzimmer. Berufs- oder fachspezifische Themen wurden in unzähligen Telefonchats diskutiert, mal spontan, mal mit vorgegebenem Themenschwerpunkt. Und viele merkten, wie gut ihnen dieser Austausch tat und tut. Darunter auch Mitglieder, die bisher nur wenig in Erscheinung getreten waren, weil ihnen z.B. der Weg zum Stammtischlokal zu weit oder zu umständlich war. Für uns ist darum klar: Das Format Telefonchat soll auch weiterhin einen festen Platz in unseren Vereinsaktivitäten haben - nicht nur in Corona-Zeiten.

Und noch etwas ist zu beobachten: Um mit der nun noch rasanter stattfindenden Digitalisierung mithalten zu können, tun sich Vereinsmitglieder zusammen und geben sich gegenseitig Tipps oder probieren gemeinsam neue Technologien aus, wie z.B. diverse Videokonferenz-Tools. Gemeinsam voneinander lernen - das ist Selbsthilfe.

Auch auf die Planung und Organisation unseres Seminarprogramms werden sich die Erfahrungen und Entwicklungen der letzten Monate auswirken. So werden wir künftig unser beliebtes und abwechslungsreiches Seminarangebot durch Webseminare ergänzen, um noch mehr Menschen in Studium und Beruf, aber auch bei außerberuflichen Weiterbildungen erreichen und unterstützen zu können.

So hat die Krise für uns als Verein also auch positive Entwicklungen angestoßen oder vorangetrieben. Dabei wollen und dürfen wir aber nicht vergessen, dass sie für sehr viele unserer Mitglieder sowie andere Menschen mit Behinderung zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt, von denen keine einzige trivial ist, sondern - im Gegenteil - oft schwerwiegende Folgen hat. Hier zeigt sich auch der erhebliche Nachbesserungsbedarf für die Politik im Hinblick auf geltende und demnächst umzusetzende Gesetze. Hier werden wir uns weiter einmischen, Aufklärungsarbeit leisten und unsere Interessen nachdrücklich vertreten. Die Politik hat nun die Chance zu beweisen, wie ernst es ihr mit der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist.

Bild: Marianne Preis-Dewey. Foto: DVBS [Marianne Preis-Dewey hat lange braune Haare, die auf einer Seite nach vorne über ihre Schulter fallen. Zur pinkfarbenen Bluse trägt sie eine zierliche Kette mit einem Anhänger in Form eines horus-Auges, goldfarbene Creolen und lächelt. Portraitfoto der Autorin im Polaroid-Stil vor dunkelgrünen Büschen.]

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Einarbeitung während der Corona-Pandemie
Petra Krines, Koordinatorin Öffentlichkeitsarbeit beim DVBS, stellt sich vor

Der 1. April 2020 war mein erster Arbeitstag als Koordinatorin Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS). Die Corona-Krise war auf ihrem Höhepunkt. Jeden Tag gab es neue Informationen, Vorschriften und Unwägbarkeiten. Schon mein Umzug aus dem Ruhrgebiet hatte Glücksspielcharakter: Kann die Spedition ihren Auftrag ausführen? Haben Baumärkte weiter geöffnet? Wohin mit dem Sperrmüll, wenn die Recyclinghöfe geschlossen sind? Und nicht zuletzt beschäftigte mich die Frage, was passieren würde, wenn ich in dieser Situation an Covid-19 erkranken würde.

Das ist zum Glück nicht passiert. Trotz aller Unwägbarkeiten klappte mein Umzug und ich konnte beim DVBS wie geplant anfangen. Wie geplant? Das ist nicht ganz korrekt. Aufgrund der geltenden Abstandsregeln habe ich ein Büro für mich allein. Das Team kommt selbst innerhalb der Geschäftsstelle für Besprechungen nur in Telefonkonferenzen zusammen. Gelbe Striche markieren den einzuhaltenden Mindestabstand. Alle Kolleginnen und Kollegen haben ihr eigenes Geschirr. Überall stehen Desinfektionsmittel und Fragen, die während der Einarbeitung häufig sind, werden von den hilfsbereiten Kolleginnen und Kollegen stets aus der Ferne beantwortet. Die Abstandsregeln haben äußerste Priorität und wir entwickeln uns alle zu Frischluftfans. Wir improvisieren immer noch, auch wenn sich das schon ein bisschen wie "neue Normalität" anfühlt.

Am meisten vermisse ich in dieser außergewöhnlichen Zeit die persönlichen Eindrücke, die "Seele des Vereins". Gerne hätte ich die Menschen des DVBS auf der Mitgliederversammlung im Mai 2020 persönlich kennengelernt, aber die wurde natürlich abgesagt, wie alle Präsenzveranstaltungen. Nun lerne ich während Telefonkonferenzen meinen Verein und die engagierten Persönlichkeiten kennen. Wir machen das Beste aus den Rahmenbedingungen, doch ich freue mich, auf unsere erste echte Begegnung - nach der Pandemie!

Doch wie komme ich zum DVBS?

Nach dem Abitur wollte ich nur eines: Journalistin werden. Ich machte Praktika bei diversen Tageszeitungen und arbeitete dann als freie Journalistin. Das ließ sich prima mit meinem Studium der Politikwissenschaft in Gießen und später in Marburg kombinieren. Doch die Redakteursstellen waren rar und die Entlohnung als Freie karg, sodass ich nach meinem Studium eine Weiterbildung zur PR-Beraterin (DAPR) absolvierte. Es folgten diverse berufliche Stationen, für den Fairen Handel, für Hilfs- und Selbsthilfeorganisationen als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, bis ich mich 2004 selbstständig machte. Ich arbeitete weiter viel für Non-Profit-Organisationen, Kommunen und für Redaktionen. Zudem engagierte ich mich im Bereich der Erwachsenenbildung. 2007 beriet ich den im Umbruch befindlichen Evangelischen Blinden- und Sehbehindertendienst in Deutschland (EBS e.V.). Ich erhielt fundierte Einblicke in die Selbsthilfearbeit von und mit seheingeschränkten Menschen, die Arbeit einer Hörbibliothek, barrierefreie Medien und Arbeitsplätze und lernte nicht zuletzt großartige Menschen kennen.

2013 zog ich nach Duisburg. Ich hängte meine Agentur an den Nagel und arbeitete für ein mittelständisches Unternehmen im Bereich Marketing und Unternehmenskommunikation. Dieser berufliche Ausflug endete, weil ich meine Sehnsucht nach Natur und idyllischen Fachwerkörtchen nicht länger unterdrücken konnte und - wie es der Zufall will - der DVBS eine Stelle als Koordinatorin Öffentlichkeitsarbeit zu besetzen hatte.

Und ich habe Pläne: Unter anderem möchte ich am Profil des DVBS arbeiten und seinen Bekanntheitsgrad erhöhen. Denn der DVBS ist mit seinen Aktiven die einzige Selbsthilfeorganisation für seheingeschränkte Menschen, die sich explizit und konsequent für deren beruflichen Erfolg einsetzt. Unsere Arbeit beginnt dort, wo die anderer Organisationen endet. Wir sind die Profis für Teilhabe an Bildung und im Beruf. Gemeinsam mit Ihnen möchte ich am Image unseres Vereins, an der Außendarstellung und der internen Kommunikation arbeiten. Alle aktiven Ehrenamtlichen, die sich für diese Themen interessieren, möchte ich hiermit einladen, mit mir/uns Kontakt aufzunehmen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und auf bewegte Zeiten.

Ihre
Petra Krines

Bild: Petra Krines. Foto: DVBS [Petra Krines hat blondes, schulterlanges Haar und blaue Augen. Sie trägt ein schwarzes Shirt und lächelt. Portraitfoto vor einer Bürowand mit Aktenordnern und Kalender im Polaroid-Stil.]

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Neue DVBS-Broschüren: Leitfaden "Fragen kostet nix!" und Anforderungsprofil für barrierefreie Weiterbildungen

Das Projekt iBoB - inklusive berufliche Bildung ohne Barrieren - des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) ist im Februar 2020 zu Ende gegangen. Nach dem Projektende stehen neben der Weiterbildungsplattform (http://weiterbildung.dvbs-online.de), Mentoring, Beratung, diversen Online-Schulungsangeboten und zahlreichen Informationsmaterialien rund um das Thema Weiterbildung für sehbeeinträchtigte Erwerbstätige auch zwei neue Broschüren zur Verfügung.

Der Leitfaden "Fragen kostet nix!" bietet sehbeeinträchtigten Weiterbildungsinteressierten und ihren Berater/innen Orientierung bei der Recherche passender Bildungsangebote und der Klärung individueller Gründe für eine Weiterbildung. Er unterstützt Berufstätige im Vorfeld einer Weiterbildung bei der Benennung und Durchsetzung ihrer spezifischen Bedarfe gegenüber Bildungsanbietern und erleichtert ihnen die Beurteilung der Nutzbarkeit eines Bildungsangebots. Gleichzeitig dient der Leitfaden als Hilfsmittel zur Entwicklung von Alternativen und als Hilfe für Vorschläge und Ideen gegenüber Arbeitgebern und Bildungsträgern.

Die Broschüre "Anforderungen an barrierefreie Weiterbildungen mit blinden und sehbehinderten Menschen" wurde als erstes systematisches Instrument zur Beurteilung von barrierefreier Nutzung von Angeboten beruflicher Weiterbildung im DVBS-Projekt iBoB entwickelt. Sie vermittelt betrieblichen Bildungsverantwortlichen, zuständigen Vorgesetzten, Bildungsanbietern und -interessierten anhand von 20 Kriterien eine Handhabe für die Beurteilung der barrierefreien Gestaltung einer Weiterbildung von der Anmeldung über die Durchführung bis zur Abschlussprüfung. Grundlage hierfür ist die Formulierung des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG), dass Menschen mit Seheinschränkung in der allgemein üblichen Weise ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe wie sehende Teilnehmer erfolgreich an Weiterbildungen teilnehmen können müssen.

Beide Broschüren sind digital über die Infothek der iBoB-Weiterbildungsplattform oder gedruckt in der DVBS-Geschäftsstelle erhältlich. Bei Interesse schreiben Sie eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder rufen Sie uns in der DVBS-Geschäftsstelle an unter Telefon: 06421 94888-33

Zu den barrierefreien PDF-Dateien der Broschüren kommen Sie über die direkten Links:

"Fragen kostet nix!": Infothek

"Anforderungen an barrierefreie Weiterbildungen mit blinden und sehbehinderten Menschen": Infothek

Bild 1: Titelblätter der beiden neuen Brsochüren, die Rahmen des DVBS-PorjektsiBoB entstanden sind. ["Fragen kostet nix" mit der Zeichnung einer Figur mit dunkler Brille, die eine Hand vor den Mund hält. Über Ihr schwebt ein Fragezeichen in Rot. "Anforderungen an barrierefreie Weiterbildungen mit blinden und sehbehinderten Menschen": Zeichnung einer Checkliste auf einem Klemmbrett, die von einer Hand gehalten wird.

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Seminare in (hoffentlich) ausgehenden Corona-Zeiten

Von Christian Axnick

Nachdem aufgrund der Corona-Pandemie sämtliche Präsenzveranstaltungen des DVBS bis Ende August abgesagt werden mussten, stehen im September 2020 wieder einige Seminare an.

Vom 10.-13. September veranstaltet die Fachgruppe Wirtschaft das Biographische Theater in Herrenberg. Dabei geht es darum, die Erfahrungen der Teilnehmer*innen aus ihrem beruflichen Lebensweg in konkreten Spielsituationen auf eine fiktive Bühne zu holen, um so auch die Chance zu eröffnen, eigene Wünsche und Pläne zu antizipieren, sie quasi einem Probehandeln zu unterziehen. Die Spielphasen werden jeweils durch eine intensive Reflexion im Gruppengespräch abgerundet.

Die Seminarwoche der Interessengruppe Ruhestand vom 19.-26. September in Timmendorf bietet wie immer ein sehr abwechslungsreiches Programm. Vom iPhone-Kurs über Taiji-Qigong für Anfänger bis zu verschiedenen Vorträgen und Ausflügen wird einiges geboten - zu viel, um es hier aufzuzählen. Daher nur der Hinweis auf die DVBS-Webseite, wo Sie nähere Informationen zu den Seminaren finden: dvbs-seminare.

Ehrenamtsakademie

Auch in diesem Projekt, das von der Aktion Mensch gefördert wird, hat das Virus zugeschlagen. Da bisher keine Seminare stattfinden konnten, haben wir die Verlängerung des Projektzeitraums bis Oktober 2021 beantragt. Ein Bescheid darüber lag bis Ende Juni 2020 noch nicht vor, wir gehen aber davon aus, dass unserem Antrag entsprochen wird. Anders ist das Programm nicht mehr zu schaffen; auch wenn wir nach den erfolgten Lockerungen noch in diesem Jahr mit der Seminarreihe beginnen wollen. So könnte etwa das Seminar zum European Accessibility Act Ende Oktober stattfinden.

Sobald konkrete Termine feststehen, erfahren Sie sie auf der DVBS-Webseite: ehrenamtsakademie.

Webseminar-Programm

Wir haben die Corona-Krise zum Anlass genommen, mit der Verwirklichung eines Webseminar-Programms zu beginnen. Ein Antrag im Rahmen des Förderprogramms "Ehrenamt digitalisiert" bei der hessischen Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung soll die Anschubfinanzierung gewährleisten. Wenn alles glatt geht, sollen die ersten Probe-Webseminare, die im Projekt iBoB entwickelte Materialien vorstellen, im Herbst durchgeführt werden.

Bei Fragen oder Anregungen zum Seminarangebot wenden Sie sich an Christian Axnick, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Telefon: 06421 94888-28.

Bild: Auch Webseminare sollen künftig zum DVBS-Seminarprogramm gehören. Foto: pixabay / Alexandra Koch [Zeichnung eines Laptops, auf dessen Bildschirm in 12 Rechtecken jeweils ein bärtiger Mann oder eine Frau zu sehen ist.]

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Aus der blista

Erste Schritte im Dunkeln

Von Sophie Sommer

Wie soll man sich zurechtfinden, wenn auf einmal der wichtigste Sinn fehlt? Nina Junge steht mitten im Leben, als sie erblindet. Jetzt lernt sie, damit zurechtzukommen.

Rauschen. Ein Brummen, das immer lauter wird. Es riecht nach Abgasen und frittiertem Fett. Vielleicht wird in der "Taverna Korfu" schon gekocht? Irgendwo in der Ferne ein Knallen. Wahrscheinlich eine Autotür. Plötzlich kalte Tropfen im Gesicht. Schneeflocken.

Das ist die neue Welt von Nina Junge. Diese Welt ist dunkel. Und sie ist laut. "Das Wetter heute ist grausam. Bei Schneeregen ist alles noch viel lauter als sonst", sagt Junge. Gleichmäßig schwingt sie ihren Blindenstock vor sich her. Links, rechts. Links, rechts. Bis der Stab sich zwischen Mauer und Straßenlaterne verfängt. "Der Vorführeffekt", sagt sie und lacht. Elmar Brathe, der wenige Meter hinter ihr geht, eilt zu ihr, befreit den Stock und spannt einen Schirm über Junge. Zweimal in der Woche sind die beiden zusammen in Marburg unterwegs. Brathe ist Mobilitätslehrer der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista), Junge seit diesem Sommer seine Schülerin. Heute soll sie alleine den Weg zu einer Bushaltestelle finden. Die Orientierung fällt ihr nicht leicht. Als Späterblindete muss ihr Gehör sich noch sensibilisieren.

Junge arbeitete als Arzthelferin in einer Praxis bei Mainz, wo sie mit ihrer Tochter lebte, als sie merkte, dass mit ihren Augen etwas nicht stimmte. "Auf einmal habe ich alles bläulich gesehen", sagt sie. Trotz zahlreicher Arztbesuche erblindete vor knapp 20 Jahren ihr linkes Auge. "Wenn man schon so oft wie ich einen Sehtest gemacht hat, weiß man, wann man den Punkt erkennen sollte. Aber shit, da kam einfach nichts", erinnert sie sich. Nach jahrelangem Hin und Her schwindet auch die Sehkraft des rechten Auges. Seit einem Dreivierteljahr ist die heute 44-Jährige blind.

Das zentrale Nervensystem löste bei ihr die Entzündungen am Sehnerv aus. Die häufigsten Gründe für eine späte Erblindung sind Augenkrankheiten, chronische Krankheiten und Unfälle. In Marburg, Deutschlands "Blindenhauptstadt", bietet die blista mit der blindentechnischen Grundrehabilitation (BtG) ein Programm an, in dem zurzeit zehn Menschen betreut werden. Sie sind zwischen 15 und 59 Jahre alt. "Es geht nicht darum, dass sie ihre Situation vollkommen akzeptieren", sagt BtG-Leiterin Annette Stelker.

Junge lernt die Blindenschrift und viele alltägliche Dinge - etwa den Haushalt zu machen. "Das strengt unglaublich an, weil alles über das Fühlen geht. Besonders beim Putzen habe ich Probleme, von den vielen Drehungen wird mir schwindelig", sagt sie. Im Sportunterricht soll sie sich frei bewegen. Sie streckt die Arme Richtung Decke und macht einige Schritte fort von der Turnhallenwand. "Wo seid ihr denn alle?", ruft sie nach wenigen Metern. Gelächter mischt sich mit "You're a sex bomb", das aus dem CD-Player tönt. "Du musst noch mindestens 20 Schritte gehen", antwortet der Sportlehrer. Junge streicht sich eine Strähne ihrer kurzen, dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht. "Rennen traue ich mich einfach nicht. Die Angst, irgendwo gegen zu laufen, ist zu groß." Diese Angst hindere sie auch daran, öfter ihre Freunde zu treffen, die gerne wandern gehen oder Fahrrad fahren. "Ich will nicht sagen, dass ich meine Freunde verloren habe, aber ich suche eher den Kontakt zu Blinden."

Am Nachmittag sitzt sie erschöpft am Holztisch ihres Einzimmerapartments, in dem sie während der BtG lebt. Sie hält Ordnung, damit sie immer alles findet. Heute Morgen musste sie ihre Sportschuhe suchen, die Putzfrau hatte diese umgestellt. Fast wäre Junge zu spät zum Unterricht gekommen. Im Wandregal steht ein Bild mit bunten Farbtupfern, das sie selbst gemalt hat. "Ich weiß zwar noch, wie Farben aussehen, aber es wird immer verschwommener. Wenn mir jemand sagt, wie toll das Bild aussieht, ist das sehr frustrierend." Sie hält inne, redet nur stockend weiter: "Das sind so Situationen, in denen ich denke: Scheiße. Ich werde ja zum Beispiel auch meine Tochter nie im jugendlichen Alter sehen."

Darüber, wie ihre gemeinsame Zukunft aussehen soll, macht Junge sich viele Gedanken. Fest steht: Wenn die BtG in einem halben Jahr endet, will sie unbedingt wieder arbeiten - am liebsten für "Discovering Hands". Das Unternehmen bildet blinde Frauen aus, die Arztpraxen bei der Brustkrebsvorsorge unterstützen. Junge holt eine Schnur, an die Kugeln gebunden sind, aus ihrer Jackentasche. "Die Kugeln zeigen Tumore in verschiedenen Stadien. Wir können schon die kleinste Kugel erfühlen, lange vor den Ärzten. Unser Tastsinn ist halt viel ausgeprägter. Man muss die Erblindung eben zur Stärke machen."

Bild: Im Mobilitätsunterricht gibt es Tipps zum Umgang mit dem Blindenstock. Foto: Monika Scholz-Prieler [Eine Frau und ein Mobilitätslehrer stehen vor einem Treppenaufgang im Außengelände. Sie hält den Blindenstock in ihrer rechten Hand, während er den geeigneten Winkel des Stocks zum Ertasten der ersten Stufe zeigt.]

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KulTür Bühne frei - Barrierefrei

Blista-Schülerin Gina Marie Eichhoff plädiert in Live-Show für digitale Barrierefreiheit

Von Thorsten Büchner

Es war gleich in doppelter Hinsicht ein besonderer Abend Mitte Juni im Marburger Kulturzentrum "KFZ". Der "Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen" (BSBH) lud zusammen mit dem KFZ und der blista zu "einem kulturellen Experiment" ein, wie Organisator Michael Doogs vom BSBH gleich zu Beginn der Veranstaltung zugab. Zum ersten Mal gab es eine Ausgabe des legendären "Marburger Abends", ein Open Stage Spezial, mit Live-Audiodeskription für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung. Zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen übersetzten für Menschen mit Hörbehinderung. Unter dem Motto "KulTür Bühne frei - Barrierefrei" präsentierte Moderator Bernd Waldeck vom KFZ ein buntes, vielfältiges Programm aus Show, Unterhaltung, Musik und Information.

Seit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie war es für das "KFZ" die erste Veranstaltung, die wieder mit "echtem Publikum" stattfinden durfte. Wo sonst rund 400 Gäste Platz finden, war nun aufgrund der vorgeschriebenen Abstandsregeln und Hygieneverordnungen lediglich Platz für 40 Zuschauerinnen und Zuschauer. Alle Gäste, egal ob blind, sehbehindert oder sehend, wurden zum Platz begleitet und wurden dort mit Getränken versorgt, um unnötigen Begegnungsverkehr und Andrang am Getränketresen zu vermeiden. So wurde diese Veranstaltung für die Gäste vor Ort im KFZ, unter anderem Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies und den stellvertretenden blista-Vorstand Patrick Temmesfeld, zu einem ganz besonders exklusiven und imposanten Erlebnis. Um mehr Menschen als den vierzig Auserwählten "KulTür" zugänglich zu machen - und "weil barrierefreie Kultur Türen öffnet", so Michael Doogs und Bernd Waldeck gleichlautend zum Motto des Abends, - wurde das abendfüllende Programm per Live-Stream auch ins Internet übertragen, so dass sich viele neugierige Besucherinnen und Besucher von Zuhause dazuschalten konnten.

Florian Schneider von T_Ohr, dem "Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage in Gesellschaft und Sport", sorgte für die Live-Audiodeskription und so manchen Aha-Effekt beim Publikum, als er etwa bei der Breakdance-Performance der Marburger "Funky Harlekinz" die enormen Verrenkungen und Bewegungsabläufe so detailliert beschrieb, dass "einem nur schon vom Zuhören schwindelig wurde", wie einer der blinden Gäste hinterher verblüfft feststellte.

Beim Auftritt des rund um Marburg bekannten blinden Singer-Songwriters und blista-Lehrers Jens Flach konnte sich Schneider auf einige wenige Beschreibungen beschränken, weil die einfühlsame und kraftvolle Musik von Flach für sich selbst sprach.

Gastgeber Michael Doogs vom BSBH machte im Interview mit Moderator Bernd Waldeck deutlich, wie wichtig das Thema Barrierefreiheit auch im kulturellen Bereich sei. Er wünsche sich, dass "dieser Abend nicht der einzige barrierefreie Kulturgenuss bleibt." Im Infoteil der Veranstaltung machte Doogs auch die Bedeutung der digitalen Medien gerade für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung deutlich. "Auch in diesem Bereich gibt es für uns immer noch einige Barrieren zu überwinden. Das ist jetzt gerade in der Corona-Zeit, wo jeder mit Videokonferenzen zu tun hat, nochmal besonders stark aufgefallen." Mit welchen Barrieren blinde Menschen im digitalen Alltag zu kämpfen haben, zeigte blista-Schülerin Gina Marie Eichhoff in einem eigens entwickelten Kurzfilm. Darin erklärt Gina Marie, was es braucht, damit blinde Menschen sich etwa auf Webseiten mit ihren Screenreadern gut orientieren und auch navigieren können, oder wie man Bilder so beschreibt, dass sie von blinden Nutzerinnen und Nutzern auch erkannt werden. Der sympathische circa fünfminütige Film ist im YouTube-Kanal der blista unter www.blista.de zu finden. Im anschließenden Interview wünschte sich Gina Marie "mehr Verständnis für die Belange von blinden und sehbehinderten Menschen, gerade auch im digitalen Bereich." "Schließlich will ich ja was, wenn ich auf einer Webseite mit meinem Screenreader herumsurfe. Da nervt es einfach tierisch und kostet unendlich viel Zeit, wenn ich das, was ich suche, nicht finden kann, weil es nicht barrierefrei aufbereitet ist. Dabei ist Barrierefreiheit nun wirklich nicht so kompliziert."

Weitere kulturelle Highlights waren die Kurzauftritte des Mainzer Comedian Boujemaa und die improvisierten Spielszenen des "Fast Forward Theatre" aus Marburg. Tom Gerrits und Martin Esters machte es spürbar Spaß mit der Live-Audiodeskription zu spielen, wenn sie beispielsweise besonders lange expressive Gesten vollführten und gespannt darauf warteten, wie Florian Schneider diese beschreiben und deuten würde. Moderator Bernd Waldeck verblüffte zum Schluss des Abends noch mit Zaubertricks, die dank der Beschreibung von Florian Schneider auch den blinden Gästen vermittelt werden konnten. Den Trick dahinter konnte aber auch die Audiodeskription nicht lüften.

So ging ein unterhaltsamer, bunter und entspannter Abend zu Ende. Spürbar war die Erleichterung der beteiligten Künstler, "endlich wieder vor lebendigem Publikum" auftreten zu können, aber auch das Engagement der beteiligten Organisationen und Personen, einen rundum barrierefreien Kulturabend zu veranstalten. So ist zu hoffen, dass dieser Abend im wahrsten Sinne "Türen" dafür geöffnet hat.

Das Programm des Abends ist nach wie vor auf YouTube unter https://www. YouTube.com/watch?v=Ihe6PGEnNoQ abrufbar.

Bild 1: Neues Video im YouTube-Kanal der blista: Gina-Marie Eichhoff erklärt, warum Barrierefreiheit in den digitalen Medien so wichtig ist. Foto: Screenshot YouTube [Gina-Marie Eichhof hat lange rotbraune Haare. Aufnahme in einem hellen, freundlichen Raum].

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Außergewöhnlichste Abifeier in über 100 Jahren blista-Geschichte

Von Dr. Imke Troltenier

"Liebe Absolventinnen und Absolventen, liebe Eltern, liebe Kolleginnen, Kollegen und Gäste, eine solche Abi-Feier hat an der blista noch niemand erlebt", begrüßte Direktor Claus Duncker und fuhr fort: "Dass wir heute hier zusammen im Autokino feiern, ist für uns alle ein schönes und starkes Symbol der Lebensfreude und der Zuversicht."

"Ich hoffe", sagte Direktor Duncker, "dass die blista für Euch ein Stück Heimat geworden ist, ein Ort, an den ihr gern zurückdenkt, euch wohlfühlt, Freunde gefunden habt, eure Stärken entwickeln konntet und gelernt habt, das Leben zu genießen. Denn das ist wichtiger als alle Noten und Zeugnisse, die Ihr heute erhalten werdet. Mit einem solchen Gefühl im Gepäck kann es gut weitergehen. Dafür wünsche ich Euch viel Glück und viel Erfolg. Folgt eurem Herzen, lebt die Zukunft, seid stolz auf das Erreichte, und ich würde mich freuen, wenn Ihr der blista treu bleibt."

Filmisch war der blista-Direktor zuvor in rasanter Inszenierung aus seinem Büro im zweiten Stock des Verwaltungsgebäudes auf dem blistaCampus ins Autokino auf dem Marburger Messegelände eskortiert worden. Hier hatte sich das Publikum derweil mit rund 50 PKWs in Corona-gerechter Ordentlichkeit aufgestellt. In den Autoradios waren die passenden Sender für die akustische Übertragung eingestellt. Die eigens angeschafften bunten Ratschen unterstützten den Applaus.

Wer hat das jemals erlebt oder wird es wieder erleben …?

"Sie haben Ihre Prüfungen aufgrund der Corona-Pandemie unter ganz besonderen Bedingungen ablegen müssen. Sie alle haben gezeigt, dass Sie gute Nerven haben. Seien Sie stolz auf Ihre Leistung, wir sind es auch!", lobte Schulleiter Peter Audretsch und gratulierte im Namen aller blista-Abteilungen.

"Keine Ahnung" - der mittlerweile schon legendäre musikalische Beitrag der Lehrerband (Ulrich Kalina, Olaf Roth, Roland Stefan, Markus Biber und Jens Flach) war aufgrund des für die Abifeier vorausgesagten schweren Gewitters bereits am Vortag bei strahlendem Sonnenschein auf dem blistaCampus filmisch konserviert worden und fand vergnügten Anklang.

Feuerstelle, Liegestühle, Lässigkeit: "Endlich Sommerferien, da ham wir‘s doch wieder mal geschafft!!!". In ihrer Lehrerrede wehrten Tanja Schapat und Tobias Mahnke die aufkommende Langeweile der beginnenden Ferien mit einer "allerletzten Chemiestunde" im bewährten Doppel-Teaching ab. Dabei ging es ums Feuer, um exotherme und endotherme Reaktionen, um die neuen Elemente Schamahnke und Abiturentium, um Energie, Gold und viel Licht. Schlussendlich betonten beide: "Was Euch bewegt, wo ihr Eure Interessen in die öffentlichen Diskussionen einbringt, in welchen Farben ihr künftig leuchtet, wir sind gespannt und freuen uns schon jetzt darauf, in zwei, drei oder fünf Jahren wieder von Euch zu hören. Aber jetzt erstmal: raus hier!"

Die Schülerrede von Alexandra Dunayeva und Daniel Arendar führte thematisch zunächst ein paar Jahre zurück: "Als ich an die blista kam, war die Zeit eine andere. Als Harry-Potter-Fan hatte ich mir auf dem blistaCampus ein Schloss gewünscht", erzählte Alexandra. Quereinsteiger Daniel berichtete: "Bei mir war es anders. Als ich an die blista kam, hatten alle ein Handy. Und alle waren durchgängig dran. Auch im Unterricht." Humorvoll berichteten die beiden von den "Reisen" durch Klassenstufen, von Fahrten in mehr oder weniger fremde Länder und über gemeinsame Erlebnisse in der Schule und den Wohngruppen. Für die tollen, wichtigen und lustigen Erfahrungen bedankten sie sich dabei so charmant wie herzlich. "Für uns alle kommt es nun darauf an, sich einzusetzen für das, was uns persönlich wichtig ist. Ganz gleich was andere sagen. Wenn Euch Euer Herz sagt: ‚Mach das!‘, dann seid Ihr auf dem richtigen Weg!", appellierte Daniel an seine 26 erfolgreichen Mitabiturient*innen.

Der CUP SONG, der als Eigenkomposition und Beitrag der Schülerband (Danijel Kostic, Moritz Drum, Sascha Paasch, Leo Steinkampf-Sommer) folgte, erntete nachhaltigen Ratschen-Applaus. Anschließend überbrachte "Glücksfee Kim" zusammen mit Leo via Verlosungsvideo fünf Gewinngutscheine vom freundlichen Sponsoring der Abizeitung durch das Marburger VilaVita-Hotel.

Die Absolventinnen und Absolventen

Mit der anschließenden Zeugnisübergabe wurden folgende Absolventinnen und Absolventen für ihre besonderen Leistungen geehrt:

  • Vivienne de Vos für das beste Abitur im Allgemeinen Gymnasium (AG, Durchschnitt 1,4) und Alexandra Dunayeva für das beste Abitur im Beruflichen Gymnasium (BG, Durchschnitt 1,3)
  • Maximilian Maag mit dem VfS-Abiturpreis "Wirtschaft" vom Verein für Socialpolitik e. V., Berlin
  • Alexandra Dunayeva mit dem GDCh-Abiturientenpreis von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh).
  • Vivienne de Vos mit dem Karl-von-Frisch-Preis vom Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland e. V. - VBIO.
Gymnasium (AG und BG)

Johannes Abel, Mahmoud Alrefaai, Daniel Arendar, Yusuf Alp Ay, Bastian Florian Brück, Cansu Canpolat, Sebastian Carl, Vivienne de Vos, Moritz Drum, Alexandra Dunayeva, Kim Annika Fellinghauer, Luisa Grube, Kimberly Hanel, Selin Su Idrisoglu, Dimitrios Kaloudis, Tom Robert Kölblin, Danijel Kostic, Maximilian Maag, Celine Merle, Jonathan Naß, Nicolas Sattler, Marie Schmidt, Leo Steinkampf-Sommer, Maria Tarow, Zoe Teuchert, Jordan Wardere, Nalin Yalcin.

Fachoberschulen (Gesundheit, Sozialwesen, Wirtschaft)

Annkathrin Denker, Jan Moritz Dörfling, Tom Götz, Julian Launspach, Tamim Raufi, Devran Seldüz, Lisa Sosnowski, Seyda Ücdal, Artem Wozke, Nazdar Younis.

Unser herzlicher Dank für die Organisation dieser außergewöhnlichsten Abifeier ever geht stellvertretend für alle Beteiligten an Martina Dirmeier (Moderation), Markus Biber, André Tolzmann (Technik) und nicht zuletzt an Filmemacher Dago Schelin.

Bild 1: Durchaus ungewöhnlich: Das Foto der blista-Absolvent*inn*en 2020 als Bildcollage.Foto: blista [Collage von 30 Einzelportraits vor rotem Hintergrund.]

Bild 2: Am Rednerpult: Alexandra Dunayeva und Daniel Arendar blicken auf ihre Schulzeit zurück. Foto: blista [Beide stehen festlich in Schwarz gekleidet nebeneinander, Alexandra Dunajeva hält das Mikrofon. Ein Kameramann steht rechts - das Bild beider Absolventen ist stark vergrößert auf der großen Leinwand hinter dem Rednerpult sichtbar.]

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Bücher

Hörbuchtipps aus der blista

Von Thorsten Büchner

Ronald Reng: Miro. Die Biografie

Pieper, München, 2019. Bestellnummer: 870821, Laufzeit: 18 Std. 52 Min.

Fußballtrainer Miroslav "Miro" Klose war ein einzigartiger Torjäger und selbstloser Teamspieler: Mit 20 Jahren noch in der Bezirksliga, wurde er 2014 mit der Nationalmannschaft Weltmeister und gilt als bester Torschütze in der Geschichte der Nationalmannschaft. In enger Kooperation mit Miroslav Klose erzählt Ronald Reng von einem Mann, den jeder aus dem Fernsehen kennt - den aber keiner wirklich kannte: Im Alter von acht Jahren kam Klose aus Polen, lernte später Zimmermann und wurde Fußball-Weltstar. Er spielte als Kopfballspezialist und Techniker in europäischen Toppclubs. Mitreißend und berührend bringt uns "Miro" eine Zeit im Fußball nahe, die längst untergegangen ist: die Zeit des Straßenfußballers, der aus einfachsten Verhältnissen den Weg nach ganz oben geschafft hat.

C. Bernd Sucher: Mamsi und ich. Die Geschichte einer Befreiung

Pieper, München, 2019. Bestellnummer: 870861, Laufzeit: 9 Std. 28 Min.

Wie wurde die Nachkriegsgeneration durch die Erfahrungen ihrer Eltern geprägt? Diese Frage stellt sich Curt Bernd Sucher in seinem neuen, sehr persönlichen Buch. Er erzählt von seiner Mutter, einer stolzen und starken Frau, die als Jüdin im Dritten Reich verfolgt wurde, das KZ überlebte und nach dem Krieg einen Protestanten aus konservativem Elternhaus heiratete. Sie hatte eingewilligt, den Sohn christlich zu erziehen, was sie ein Leben lang quälte. Seinen jüdischen Glauben sah sie dennoch kritisch und trieb ihn unerbittlich an, im Leben das zu erreichen, was ihr durch die NS-Verfolgung verwehrt blieb. Suchers Spurensuche zeichnet die schwierige, prägende Beziehung von Mutter und Sohn nach, sehr offen, reflektiert und wunderbar erzählt.

Joachim Mohr (bearb.): SPIEGEL Geschichte 1/2020: Die 20er Jahre

SPIEGEL-Verlag, Hamburg, 2020. Bestellnummer: 1435761, Laufzeit: 6 Std. 33 Min.

Das Jahrzehnt ist noch frisch, und es ist gut möglich, dass die neuen Zwanzigerjahre wild werden: Die Gesellschaft wirkt gespalten zwischen urbaner Elite und den scheinbar Abgehängten in der Provinz. Das Vertrauen in die Demokratie lässt nach - und was passiert, wenn auch noch die Wirtschaft einbricht? Gab es eine ähnliche Situation nicht schon mal, vor genau 100 Jahren? Damals endete es katastrophal. Wie ähnlich sind sich damals und heute?

Sabine Thomas: Ein alter Schmerz. Rheinhausen-Krimi

Sabine Thomas, Fulda, 2019. Bestellnummer: 878241 Laufzeit: 4 Std. 47 Min.

Caro, erfahrene Kommissarin des Duisburger Morddezernats, Ende Vierzig und eine waschechte Ruhrgebietstype, ist gezwungen, sich ausgerechnet mit dem "Neuen", einem Düsseldorfer Schnösel, zusammenzuraufen, um einen brutalen Mord in einer verfallenen Rheinhauser Villa aufzuklären. Mehr und mehr verwebt sich der Fall mit der Geschichte des ehemaligen Industriestandortes Duisburg-Rheinhausen und mit einer uralten Familienfehde.

Ihr Kontakt zur DBH

Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.
Am Schlag 2-12
35037 Marburg.
Telefon: 06421 6060
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
oder über unseren barrierefreien Online-Katalog
unter https://katalog.blista.de

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Buchtipps aus der Braille-Druckerei

Von Thorsten Büchner

Dirk de Sousa: Einsicht in das Selbst. Die natürliche Auflösung von psychischem Leid

Pegasus Beratung Bildung und Investment AG, Wollerau, 2015. Bestellnummer: 4868, 3 Bände, KR, 64,50 Euro (in Papier und für Braillezeile erhältlich)

Dieses Buch führt Sie auf eine Reise in die Tiefen Ihrer Persönlichkeit und lässt dabei keinen Winkel und keinen seelischen Bereich außer Acht. Zugleich räumt es falsche Vorstellungen und Automatismen eindrucksvoll aus dem Weg. Das Buch liest sich wie eine Reisebeschreibung und ist dabei hoch interaktiv. Das Ziel dieser Reise ist nichts Geringeres als die persönliche Glückseligkeit und die Befreiung vom Leid.

Stefanie Gerstenberger/Marta Martin: Blind Date in Paris. Wie sieht Liebe aus?

Arena-Verlag, Würzburg, 2019. Bestellnummer: 4926, 4 Bände, KR, 86 Euro (in Papier und für Braillezeile erhältlich)

Wanda hat keine Zeit für die Liebe - doch in den Straßen von Paris kommt alles ganz anders. Als sie dem geheimnisvollen Ken und seiner Labrador-Dame Barbie begegnet, ist Wanda verwirrt. Denn Ken versteht sie gleichsam ohne Worte. Dabei ist er blind! Das macht die Sache mit der Wolke Sieben ganz schön kompliziert: Wie verliebst du dich in jemanden, der dich noch nie gesehen hat?

Matthias Jügler (HRSG): Wie wir leben wollen. Texte für Solidarität und Freiheit

Suhrkamp, Berlin, 2016. Bestellnummer: 4719, 2 Bände, KR, 43 Euro (in Papier und für Braillezeile erhältlich)

Eine junge Generation von Autorinnen und Autoren stellt sich die Frage, was Heimat, Fremde und Identität bedeuten. Sie blicken auf die eigenen Wurzeln - Iran, Indien, Sri Lanka, Westjordanland, Bosnien, Ost- oder Westdeutschland - und die ihrer Eltern. Sie ergründen die Ängste der aus ihren Ländern Geflüchteten und die der sorgenvollen Bürger. Sie klagen an und versuchen zu verstehen, sind wütend und mitfühlend, sind ratlos und fordern zum Umdenken auf.

Ihre Bestellungen richten sie bitte an

Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.
Am Schlag 2-12
35037 Marburg.
Telefon: 06421 6060
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Franziska Sgoff: Wozu braucht man Jungs? - ein Jugendbuch

Von Jochen Schäfer

Die junge blinde Autorin Franziska Sgoff aus Freising hat im letzten Jahr ihr Erstlingswerk geschrieben, das am 1. August 2019 in Schwarzschrift veröffentlicht wurde. Als eine der Ersten hat die blista eine Woche später durch einen Privatkauf ein Exemplar für die AIDOS-Fachbibliothek des Blinden- und Sehbehindertenwesens bekommen - aus gutem Grund. Handelt es sich doch nicht nur um eine blinde Autorin, in deren Jugendbuch ein blindes Mädchen eine wichtige Rolle spielt, es geht auch um schulische Inklusion, die die blista ja auf besondere Weise praktiziert. Das Buch liegt nun auch in Punktschrift (Kurz- und Vollschrift) vor.

Zum Inhalt: Sabrina und Mona sind beste Freundinnen. In der kleinen bayerischen Stadt Freising gehen sie zur Schule, die meistens nervt. Sie plagen sich mit der Frage, was sie am besten in der Freizeit machen, und natürlich sind da auch noch die Jungs. Brüder, die man nicht versteht, und Jungs, die man anhimmelt, dabei noch viel weniger versteht. Als die beiden die blinde Susanne treffen, verändert sich ihr Leben. Sie versuchen die neue Freundin auf ihre Schule zu holen, da sie in ihrer Blindenschule als Tagesschülerin von ihren sogenannten Klassenkameraden oft gemobbt wird - eine Erfahrung, die viele von uns sicher kennen.

Die Mädchen glauben an eine inklusive Welt, in der jeder dabei sein darf, und erleben dabei häufig die allergrößten Barrieren, nämlich die in den Köpfen der Menschen. Daher wundert es nicht, dass die Leiterin der Freisinger Schule zuerst sehr skeptisch ist, und der "Inklusionsplan" gerät in Gefahr. Aber dank des beharrlichen Einsatzes der Freundinnen und des glücklichen Umstands, dass Mona Schulsprecherin ist, geht es weiter. Wird Susanne am Ende wirklich mit ihren sehenden Freundinnen in die Schule gehen können?

Das Buch wird überwiegend aus Sabrinas Perspektive erzählt, gegen Ende kommt auch Susanne persönlich zu Wort. So tauchen die Leser sehr gut in die teilweise chaotische Welt junger Mädchen ein, und man merkt einen deutlichen "Sinneswandel" bei der Begegnung der sehenden Freundinnen mit der blinden Susanne. Zugegeben, manche Klischees werden bedient, wenn z. B. Sabrina sehr vorsichtig mit der Sprache wird, was das Sehen betrifft. Aber es sensibilisiert gerade junge Leute im Umgang mit Blinden, was sehr positiv ist. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre für Blinde wie Sehende gleichermaßen.

Das Buch umfasst 3 Bände in Kurz- und 4 in Vollschrift, Preis: 64,50 € (Kurzschrift), 86 € (Vollschrift). Es kann bei der Braille-Druckerei bestellt werden, am einfachsten über unseren barrierefreien Online-Katalog (http://katalog.blista.de).

Bibliographische Angaben für die Print-Ausgabe: Franziska Sgoff: Wozu braucht man Jungs? Schwarzbuch Verlag, 2020. ISBN-13: 9783946256168 (14,00 €)

Bild: Franziska Sgoff mit ihrem Erstlingswerk. Foto: privat [Franziska Sgoff hält lächelnd ihr Buch in der Hand. Sie hat braune, kinnlange Haare und trägt ein graues Sweatshirt, auf dem ihr Vorname in Braillepunkten und in Normalschrift abgedruckt ist.]

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Panorama

Deutscher Hörfilmpreis 2020
Preisverleihung in Zeiten der Pandemie

Erstmals wurden die Preisträgerinnen und Preisträger für die besten Hörfilmfassungen per Online-Verleihung gewürdigt. Die Premiere fand am 17. Juni 2020 statt und ließ an Spannung nichts zu wünschen übrig. Die Online-Veranstaltung wurde vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) ausgerichtet und von Steven Gätjen moderiert. Sie ist auf www.deutscher-hoerfilmpreis.de weiter abrufbar, auch mit zuschaltbaren Untertiteln und in einer Version mit Gebärdensprache. Hinweise, ob die ausgezeichneten Filme im Kino oder in einer Mediathek und mit welcher App laufen, runden den innovativen Mix aus Grußbotschaften, Laudationes, Filmbeiträgen, Danksagungen sowie einem Musicact von Thees Uhlmann ab.

Mit dem Deutschen Hörfilmpreis 2020 ausgezeichnet wurden die Audiodeskriptionen zu "CRESCENDO #makemusicnotwar" (Kategorie Kino), "Play" (Kategorie TV), "For Sama" (Kategorie Dokumentation), "Der Krieg und ich" (Kategorie Kinder- und Jugendfilm), "Schindlers Liste" (Sonderpreis der Jury) und "Die Sendung mit der Maus" (Publikumspreis).

Ursprünglich sollten die begehrten Trophäen, auch ADele genannt, am 17. März im Rahmen einer Gala in Berlin verliehen werden. Die musste jedoch aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden und die Trophäen wurden per Post verschickt. "Wir erleben gerade jetzt, wie wichtig Teilhabe und Barrierefreiheit für blinde und sehbehinderte Menschen im kulturellen Bereich sind", betont DBSV-Präsident Klaus Hahn die Bedeutung des Deutschen Hörfilmpreises. "Die Audiodeskription ist einer ihrer Eckpfeiler. In den letzten Wochen haben wir mehr Hörfilme gesehen als je zuvor. Sie haben uns über die harten Kontaktbeschränkungen hinweggeholfen und uns schöne Filmmomente geschenkt."

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Dreimal lesenswert!

Von Uwe Boysen

Im Mai und Juni sind drei für uns interessante Berichte erschienen. Einmal geht es um den Jahresbericht der nach dem Behindertengleichstellungsgesetz des Bundes eingerichteten Schlichtungsstelle. Bei ihr gingen 2019 177 Anträge ein. Zugenommen haben hier die Zahl der Anträge durch Behindertenverbände sowie die Fälle, in denen es um Digitalisierung ging. Ein weiterer Schwerpunkt lag im Bereich Mobilität. Erheblich mehr als die Hälfte aller Verfahren endete mit einer gütlichen Einigung (1).

Der zweite Bericht stellt die Arbeit der nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz eingerichteten Antidiskriminierungsstelle des Bundes dar. Ihre Aufgabe ist der Schutz vor Benachteiligungen aufgrund des Alters, einer Behinderung, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung und der sexuellen Identität. Schwerpunkte des Berichts sind Rassismus, Diskriminierung durch Algorithmen und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz (2).

Im dritten von der EU-Kommission am 30. Juni veröffentlichten Dokument geht es um eine Studie zu digitaler Barrierefreiheit nach Umsetzung der EU-Webrichtlinie (2016/2102). Hier geht es vor allem um die Kosten, die mit Implementation und Monitoring der sowie Berichterstattung über die Web-Richtlinie verbunden sind. Möglicherweise ergeben sich daraus wertvolle Anhaltspunkte für die oft gestellte Frage, was digitale Barrierefreiheit tatsächlich kostet, wenn man sie ernst nimmt (3).

Links:

(1) Jahresbericht 2019.pdf

(2) PK_Jahresbericht_2019.html

(3) study-implementation-web-accessibility-directive-monitoring-reporting-and-evaluation

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Neue Broschüren der PRO RETINA erschienen

Von Jochen Schäfer

Vor kurzem hat PRO RETINA Deutschland e. V. vier neue Broschüren herausgebracht, davon die meisten kostenlos und als Printausgaben:

Wer die neue Vielfalt der Möglichkeiten von PC/Mac, Laptop, Tablet und Smartphone oder auch digital gestützten Haushaltsgeräten kennenlernen möchte, wird in der neuen 68-seitigen Publikation "Smartphone, Computer & Moderne Medien für Menschen mit Seheinschränkung" fündig (nur als PDF verfügbar).

Einen guten, unabhängigen Gesamtüberblick über Seh- und Alltagshilfen verschafft die gerade wieder aufgelegte und aktualisierte Broschüre "Hilfsmittel für Menschen mit Seheinschränkung".

Die Publikation "Barrierefrei - und jeder weiß, wo es langgeht" ist eine Handreichung zu visuellen Kontrasten im öffentlichen Raum, die mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit vom Arbeitskreis Mobilität initiiert und umgesetzt wurde.

Außerdem ist "Kantenfilter, Spezialfilter & seitlicher Blendschutz - Ratgeber für Menschen mit Sehbehinderung" in überarbeiteter Auflage erschienen. Auf 56 Seiten informieren Dr. Konrad Gerull und Klaus Plum über vergrößernde Sehhilfen. Eine Gemeinschaftsproduktion von PRO RETINA und der Wissenschaftlichen Vereinigung der Augenoptiker und Optometristen (WVAO), Preis: 4,80 €.

Sämtliche Broschüren können bequem über das Kontaktformular der PRO RETINA (www.pro-retina.de) bestellt werden, die "Kantenfilterbroschüre" außerdem über den Shop der WVAO (www.wvao-shop.de/broschüren/). Sie sind, mit Ausnahme der erstgenannten, auch in der AIDOS-Fachbibliothek zu finden (erreichbar unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).

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"Ich sehe nicht, was Du noch siehst"
Netzhauterkrankungen besser verstehen mit neuem Kurzfilm zum Lebensalltag

Von PRO RETINA Deutschland e. V.

Menschen mit Netzhauterkrankungen sehen im Laufe ihres Lebens meist immer schlechter und sind nicht selten gesetzlich blind. Die Auswirkungen einer Sehbehinderung unterscheiden sich von Form zu Form und auch individuell. Für die Mitmenschen ist das oftmals schwer zu verstehen. Ein Kurzfilm von PRO RETINA Deutschland nimmt sich der Fragen und der Unsicherheit, die im Zusammenhang mit Sehbehinderung stehen, an. Drei Menschen mit drei verschiedenen Netzhauterkrankungen - Morbus Stargardt, Retinitis pigmentosa und Altersbedingter Makula-Degeneration - erzählen im Film beispielgebend von ihrem Leben und Alltag mit fortschreitender Sehbehinderung.

Form und Stärke der Seheinschränkungen unterscheiden sich nicht nur von Erkrankung zu Erkrankung, sondern auch von Betroffenen zu Betroffenen. Sie sind sogar von individueller Tagesform und Tageszeit abhängig. Die Symptome reichen von Wellenlinien, Schleiern oder Unschärfe über die Schwierigkeit, Farben zu erkennen, bis zu grauen oder blinden Flecken im Sehfeld. Die 15-minütige Dokumentation des WDR-Filmemachers Alexey Getmann macht verständlich, was eine Netzhauterkrankung für Betroffene tatsächlich im Alltag bedeutet. Er beantwortet auch solche Fragen wie "Was passiert bei einer Netzhauterkrankung im Auge? Wie schreitet sie voran? Welche Hilfsmittel gibt es? Und wie können Angebote der PRO RETINA helfen?

Die Dokumentation ist ab sofort auf YouTube zu sehen unter .youtube.com oder in der Mediathek von PRO RETINA Deutschland e. V., wo es neben der Vollversion auch drei Kurzfilme zu den jeweiligen Protagonistinnen und Protagonisten gibt (https://www.pro-retina.de/oeffentlichkeit/mediathek).

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Auch Filme sind förderfähig
Schleswig-Holstein unterstützt Modellvorhaben zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen

Gute Ideen zur Barrierefreiheit fördern - das will Schleswig-Holstein mit einem speziellen Fonds. Die Fördermittel in Höhe von zehn Millionen Euro sind für innovative Ansätze und Projekte vorgesehen, die die Lebenssituation einer möglichst großen Anzahl von Menschen mit Behinderungen in Schleswig-Holstein positiv beeinflussen und den allgemeinen Grundsätzen der UN-BRK entsprechen.

Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei, wies anlässlich der Veröffentlichung eines ersten Films, den die Landesregierung durch den Fonds ermöglicht hat, darauf hin, dass unter anderem Veranstaltungen, Projekte oder Fortbildungen zu den Themen Inklusion, Teilhabe, Behinderung und Barrierefreiheit förderfähig sind. Hierzu gehören beispielsweise inklusive Sport- und Theaterprojekte für Menschen mit und ohne Behinderungen, Veranstaltungen zur Gebärdensprache, barrierefreie Zuwegungen für Kirchen oder inklusive kommunale Spielplätze. Die Auswahl der Modellvorhaben erfolgt in Abstimmung mit dem Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung.

"Mitmachen. Mut machen" ist der Titel des ersten Films, der mit knapp 43.000 Euro aus dem Fonds für Barrierefreiheit unterstützt wurde. Das Werk von Dr. Carsten Dethlefs wirbt für die politische Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Dethlefs, der seit seiner Kindheit blind ist, engagiert sich in der Kommunalpolitik und sprach für den Film unter anderem mit Politikern, die wie er eine Behinderung haben. Der rund 20-minütige Film ist auf YouTube zu sehen (https://youtu.be/soviZua2tIg), soll in diesem Jahr noch in Gebärdensprache übersetzt werden und steht außerdem für Aus- und Fortbildungszwecke zur Verfügung.

Anträge für innovative Modellvorhaben der nun dritten Förderperiode können bis zum 1. April 2021 unter schleswig-holstein.de/barrierefreiheit gestellt werden. Auf der Webseite gibt es die Details zu den Förderrichtlinien.

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"Darüber spricht man doch!"
Angebote zur Prävention sexualisierter Gewalt

Von PETZE

"Wir wissen aus der Erfahrung und Forschung, dass viele Menschen mit Behinderungen bereits Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen haben", so erläutern Mitarbeiter*innen des Kieler PETZE-Instituts für Gewaltprävention ihr Motiv, bundesweit Fortbildungen und Workshops zum Thema sexueller Missbrauch und Schutz vor sexualisierter Gewalt anzubieten. Unter dem Motto "Darüber spricht man doch!" informiert PETZE Menschen mit Behinderungen in leicht verständlicher Sprache über Rechte auf sexuelle Selbstbestimmung und Schutz vor sexualisierter Gewalt. Damit bietet PETZE einen geschützten Rahmen, in dem auftauchende Fragen besprochen und Übungen ausprobiert werden können. Um Fachkräfte und Wegbegleiter*innen zu den Themen zu sensibilisieren, gibt es eine zusätzliche Fortbildung.

Zum Angebot gehört unter anderem die Wanderausstellung ECHT MEIN RECHT!. Sie kann von Vereinen, Organisationen, Einrichtungen der Behindertenhilfe und Diensten, die die Prävention von sexualisierter Gewalt fördern möchten, entliehen werden. Die ca. 120 m2 große, interaktive Ausstellung richtet sich hauptsächlich an Erwachsene und Jugendliche ab ca. 16 Jahren mit Lernschwierigkeiten, aber auch an ein interessiertes Fachpublikum aus Fachhochschulen und Universitäten. Die Ausstellung hat das Ziel, Empowerment, Alltagskompetenz und sensible Nähe-Distanz-Gestaltung zu fördern bzw. Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

An der Station "Beratung" werden etwa Beratungsstellen via Audio vorgestellt. Gäste der Ausstellung können in Beratungsgespräche hineinhören und so erfahren, was bei erlebten oder beobachteten Grenzverletzungen getan werden könnte. Wer sich ungestört in der Station "Körperwissen und Sexualität" informieren möchte, in der es um die - vor allem für Menschen mit Behinderung - nach wie vor tabuisierten Bereiche der Erwachsenen-Sexualität geht, kann sogar Vorhänge zuziehen. Teil der Ausstellung ist auch ein "Jubelthron": Gebaut wie ein König*innenthron, erschallt tosender Beifall, sobald jemand Platz genommen hat. Oft steigen andere Besucher*innen in den Jubel ein, klatschen und johlen, so dass die gemeinsame Freude groß ist.

Für blinde und sehbehinderte Besucher*innen gibt es Hörsticks, mit denen die gedruckten Texte und Informationen vorgelesen werden.

Weitere Infos und einen Eindruck der Ausstellung per kurzem Videofilm gibt es auf der Webseite www.petze-kiel.de

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VBS-Kongress auf 2023 verlegt

Der 37. Kongress des "Verbandes für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik" wurde aufgrund der Corona-Pandemie nun auf das Jahr 2023 verlegt.

Der VBS hat sich mit seinen Kooperationspartnern und den Gremien mit den Fragen beschäftigt, ob ein Kongress in Marburg in 2021 in den unsicheren Zeiten der Corona-Pandemie Sinn macht oder auf noch später verschoben werden soll. Sind wieder Vorträge mit 500 Personen oder Workshops in kleineren Räumen möglich, denk- und verantwortbar? Es gibt momentan noch sehr viele Unwägbarkeiten und der Schutz der Gesundheit aller Teilnehmer*innen ist den Veranstaltern wichtig.

Deshalb wird der VBS-Kongress 2023 auf dem blistaCampus in Marburg stattfinden. Die wissenschaftliche Leitung des Kongresses übernimmt weiterhin Prof. Dr. Markus Lang (PH Heidelberg).

Damit entfällt ein VBS-Kongress in 2024 und der nachfolgende Kongress wird (wie geplant) 2028 in Würzburg stattfinden.

Wir halten Sie auf dem Laufenden!

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Impressum horus 3/2020

Jg. 82 der Schwarzschriftausgabe

Herausgeber

Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) und Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)

Redaktion

  • für den DVBS: Uwe Boysen, Andrea Katemann und Mirien Carvalho Rodrigues
  • für die blista: Isabella Brawata, Thorsten Büchner und Dr. Imke Troltenier

Koordination

Sabine Hahn, DVBS-Geschäftsstelle, Frauenbergstraße 8, 35039 Marburg, Tel.: 06421 94888-0, Fax: 06421 94888-10, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Internet: www.dvbs-online.de

Beiträge und Bildmaterial schicken Sie bitte ausschließlich an die Geschäftsstelle des DVBS, Redaktion. Wenn Ihre Einsendungen bereits in anderen Zeitschriften veröffentlicht wurden oder für eine Veröffentlichung vorgesehen sind, so geben Sie dies bitte an.

Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verantwortlich im Sinne des Presserechts (V. i. S. d. P.)

Uwe Boysen (DVBS) und Dr. Imke Troltenier (blista)

Verlag

Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V., Marburg, ISSN 0724-7389

  • Punktschriftdruck: Deutsche Blindenstudienanstalt e. V., Marburg, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
  • Digitalisierung und Aufsprache: Geschäftsstelle des DVBS, Marburg, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
  • Schwarzschrift-Druck: Druckerei Schröder, 35081 Wetter/Hessen, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Erscheinungsweise

Der "horus" erscheint alle drei Monate in Blindenschrift, in Schwarzschrift und auf CD-ROM bzw. per Download-Link mit der DAISY-Aufsprache sowie den HTML-, Braille-, RTF-, docx- und PDF-Dateien.

Jahresbezugspreis

  • 22 Euro (zuzüglich Versandkosten) für die Schwarzschriftausgabe,
  • 35 Euro für alle übrigen Ausgaben.

Die Kündigungsfrist beträgt sechs Wochen zum Ende eines Kalenderjahres.

Für Mitglieder des DVBS ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.

Bankkonto des DVBS

Sparkasse Marburg-Biedenkopf

IBAN: DE42 5335 0000 0000 0002 80

BIC: HELADEF1MAR

Die Herausgabe der Zeitschrift "horus" wird vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband aus Mitteln der "Glücksspirale" unterstützt.

Titelbild

Smartphones und Sprachassistenzsyteme im Alltag blinder und sehbehinderter Menschen. Fotos: DVBS, links unten: DVBS/Hemmatian. [Bildcollage: (1) Smartphone-Bildschirm mit diversen Apps, (2) Für eine Be My Eyes-Anfrage wird ein Smartphone über zwei Tafeln Schokolade gehalten, (3) Blinde Nutzerin mit aktiver "Alexa" im Hintergrund, (4) Echo-Lausprecher mit türkis leuchtendem Ring in Herdnähe.]

Nächste Ausgabe (horus 4/2020)

Schwerpunktthema: "Zukunft"

Erscheinungstermin: 30. November 2020

Anzeigenannahmeschluss: 23. Oktober 2020

Redaktionsschluss: 18. September 2020

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Anzeigen

Private Kleinanzeigen bis zu einer Länge von 255 Zeichen werden kostenlos abgedruckt. Danach werden 17 Euro pro angefangene 255 Zeichen berechnet. Für die korrekte Wiedergabe ihres Inhalts (z. B. Namen, Anschriften usw.) kann keine Haftung übernommen werden.

Für gewerbliche Anzeigen und Beilagen erhalten Sie gerne unsere horus-Mediadaten.

Private Kleinanzeige

Wer besitzt noch eine Apollo I oder II Sprachausgabe von Dolphin, möglichst mit Netzteil, und würde sie mir überlassen (VB)? Kontakt per Telefon: 06421 21931 oder E-Mai: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Kommerzielle Anzeigen

Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. - blista

Schnuppern macht Spaß!

Reinschauen in eine Schule mit einem einmaligen Profil: Ganzheitliche Förderung, spezifische Unterstützung und eine große Auswahl an qualifizierten Bildungsabschlüssen ...

Schnuppertage (jeweils von 10 Uhr bis 15 Uhr)

  • September 2020 - Anmeldeschluss: 24.08.2020
  • Oktober 2020 - Anmeldeschluss: 14.10.2020
  • Dezember 2020 - Anmeldeschluss: 25.11.2020
  • Februar 2021 - Anmeldeschluss: 10.02.2021
  • April 2021 - Anmeldeschluss: 14.04.2021

Wir beraten Sie gern!

Barbara Krönert-Ritz ist Ihre Ansprechpartnerin für alle schulischen Angebote, Tel. 06421 606-339, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Otfrid Altfeld freut sich auf Gespräche mit Ausbildungs- und Umschulungsinteressierten, Tel. 06421 606-541, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
blistaCampus
Am Schlag 2-12
35037 Marburg
www.blista.de

Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. - DVBS

Selbsthilfe lohnt sich!
  • Vernetzung durch Fach-, Interessen und Bezirksgruppen
  • Beratung zu Ausbildung, Studium und Berufstätigkeit
  • Mentoring in Ausbildung, Studium und Beruf durch erfahrene, selbst von Sehbeeinträchtigung Betroffene
  • Weiterbildung in Seminaren und Tagungen
  • Arbeitsmarkt-News durch die Mailingliste "DVBS Jobservice

Wir sind für Sie da!

Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V.
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
Telefon: 06421 94888-0
Fax: 06421 94888-10
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: https://www.dvbs-online.de; https://weiterbildung.dvbs-online.de

horus

Schenken macht Sinn ...

zum Beispiel mit einem Jahresabonnement der Fachzeitschrift "horus". Für nur 22 Euro jährlich (Inlandspreis) erfahren die Beschenkten,

  • wie blinde und sehbehinderte Menschen Beruf und Alltag bewältigen und ihre Träume leben
  • was schulische und berufliche Bildung blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen bietet
  • wofür sich die Blinden- und Sehbehindertenhilfe aktuell engagiert.

Bestelladresse: DVBS
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
Telefon 06421 94888-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

IPD

IPD Ihr Fachhändler!

Trotz CORONA sind wir weiterhin für Sie da:

Hochwertige Produkte wie Orcam MyEye 2.0, die mobilen Bildschirmlesegeräte Visolux von Eschenbach und Focus Braillezeilen von Freedom Scientific

  • Telefonische Beratung
  • Auslieferung der Hilfsmittel
  • JAWS-Schulungen per Tandem
  • Support über Teamviewer

Nach Terminabsprache ist auch ein Vorführtermin vor Ort oder in unseren neuen Geschäftsräumen in Laatzen/Hannover möglich.

Neugierig? Sprechen Sie mit uns, wenn Sie auf eine qualifizierte Beratung und Betreuung Wert legen. Wir sind für Sie da!

Ihre IPD

Tel.: 0511 9363090

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Web: www.ipd.gmbh

Papenmeier

Papenmeier 25 Jahre BRAILLEX - Wegweisend vielseitig.

25 Jahre BRAILLEX ... made in Germany

kostenfreie Hotline: +49 2304 946 118

F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG
Talweg 2
58239 Schwerte
Telefon: +49 2304 946 0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.papenmeier-rehatechnik.de

Bildbeschreibung: Papenmeier 25 Jahre BRAILLEX: Zu sehen ist eine geradeaus verlaufende Straße, eingebettet in grüne Graswiesen. Auf dieser Straße präsentieren sich alle BRAILLEX Geräte perspektivisch aufgereiht.

RTB

Ampel - Detektion - Parken - E-Mobilität

Gezielte Steuerung der Signale - Per App sicher unterwegs

  • Immer sicher unterwegs
  • Ohne Anwohnerkonflikte
  • Kostenfreie Smartphone-App

www.rtb-bl.de
Tel. +49 52529706-0

Bildbeschreibung: Nächtlicher Blick auf die Akustikanlage einer Ampel. Im Hintergrund Lichter der Straßenbeleuchtung und Häuser.]

SynPhon

Elektronische Hilfen für Sehgeschädigte GmbH

Im Hilfsmittelkatalog gelistet: Der EinkaufsFuchs Produkterkenner sagt ganz einfach, was es ist. Abermillionen Waren erkennt er bereits und er merkt sich auch alle Dinge, die man selbst damit kennzeichnet.

"Tütütüt, Hallo!", begrüßt Sie der EinkaufsFuchs, und dann piepst er, sobald er den Produktcode erblickt. Sofort spricht er, was es denn diesmal ist: "Vollmilchschokolade, 100 Gramm ...". Er liest und spricht exakt und sehr sehr deutlich alle Produktangaben. Leichter kann Dinge unterscheiden nicht sein.

Haben Sie Fragen? Rufen Sie an!

Telefon 07250 929555
Web: www.synphon.de

Vanda Pharmaceuticals Germany GmbH

non-24.de

Sind Sie völlig blind? Fühlen Sie sich oft nicht fit und unkonzentriert? Schlafen Sie nachts schlecht und sind tagsüber sehr müde? Die mögliche Ursache: Ihre innere Uhr. Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr. Der wichtigste Taktgeber ist das Tageslicht. Es setzt die innere Uhr immer wieder auf exakt 24 Stunden zurück. Völlig blinden Menschen fehlt die Lichtwahrnehmung, deshalb kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Diese Menschen leiden an der Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, kurz NON-24.

Wie äußert sich Non-24? Betroffenen fällt es phasenweise sehr schwer, sich tagsüber wachzuhalten und zu konzentrieren. Nachts hingegen signalisiert der Körper oftmals kein Schlafbedürfnis.

Werden Sie aktiv: Ein Termin bei einem Arzt ist der nächste Schritt oder informieren Sie sich in unseren Tele-Vorträgen. Die Termine finden Sie unter dem Punkt Informationen auf non-24.de

Rufen Sie das Team des Non-24 Service an. Die erfahrenen Mitarbeiter finden den richtigen ärztlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe und beantworten Ihre individuellen Fragen. Sie sind rund um die Uhr erreichbar unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 2432108 oder per E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Non-24 Eine zyklische Schlaf-Wach-Rhythmusstörung bei völlig blinden Menschen. Dies ist ein Service der Firma Vanda Pharmaceuticals Germany GmbH

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