horus 1/2024
Schwerpunkt: "Spielerisch"

Titelbild horus;

Titelbild horus 1/2024: Collage dreier Fotos. Oben: Theaterspiel - Thorsten Büchner in der Rolle des Teddy Brewster in "Arsen und Spitzenhäubchen" (Foto: privat). Links unten: Kartenspiel - Vier Bildkarten mit Braillesymbolen in Form von Kreisen und Strichen liegen aufgefächert in einer Hand (Foto: DVBS). Rechts unten: Flötenspiel - Spielende Finger auf dem Flötenrohr einer Holzblockflöte (Foto: pixabay).


Inhalt

  • Vorangestellt
  • Aus der Redaktion
  • Schwerpunkt: "Spielerisch"
    • B. Koletnig: Vom Spielen, Lernen und Loslassen
    • R. Schroll: Spiel - mit oder ohne Grenzen?
    • VELEN-Spiele: Brettspiele für gemeinsames Spielen von Blinden mit Sehenden
    • F. Weenen: Schach - eines der interessantesten Brettspiele
    • I. Brawata: Waldemar, der beste Sohn, den ich je hatte
    • "Ich versuche, einfach von Anfang an nicht eingeschränkt zu denken": Theaterregisseurin Magdalena Kaim über die Zusammenarbeit mit ihrem blinden Ensemblemitglied Thorsten Büchner
    • Th. Büchner: "Bist du wirklich echt?" - Warum mich Theaterspielen glücklich macht
    • A. Katemann: Miteinander spielen - die Blockflöte in unterschiedlichen Besetzungen wahrnehmen
  • Beruf, Bildung und Wissenschaft
    • H. Rüb: Barrierefreie Weiterbildung und ganzheitliche Unterstützung sind wichtig
  • Barrierefreiheit und Mobilität
  • Berichte und Schilderungen
    • A. Rehm: Zeitenwende - vom Leben nach der blista
    • M. Witt: Mein Weg zur C-Musikerin in der Evangelischen Kirche Rheinland im Fach Chorleitung
  • Aus der Arbeit des DVBS
    • J. Schäfer: Mehr Barrierefreiheit in Archiven - 90. Deutscher Archivtag in Bielefeld mit Beteiligung des DVBS
    • L. Dreves, W. Wörder: Louis Leseclub - Weil wir gerne Punktschrift lesen!
    • E. Knell: Neuigkeiten in der Mitgliederverwaltung
    • C. Axnick: Seminarplanung für 2024
  • Aus der blista
  • Bücher
    • T. Büchner: Hörbuchtipps aus der blista
    • W. Gemril, J. Schäfer, : Aus der Braille-Druckerei: "Achtung, bitte nicht öffnen!"
    • J. Schäfer: Aus dem Archiv: Seit über 100 Jahren gibt es unsere Zeitschrift!
    • P. Beck: Linktipp
  • Panorama
    • Spiele mit Braille-Schrift - nicht nur zum Lernen
    • Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Akademiker
    • Anträge auf Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe: Teilhabeverfahrensbericht 2023 erschienen
    • Neues Soziales Entschädigungsrecht
    • Komm mit zum Louis Braille Festival 2024!
    • SightCity 2024: blista und DVBS sind dabei!
    • Europawahlen 2024
  • Impressum
  • Anzeigen

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Hier lesen Sie Auszüge aus horus 1/2024. Möchten Sie die Ausgabe bestellen, wahlweise in Schwarzschrift, Braille, Daisy und Digital? Dann wenden Sie sich bitte an die DVBS-Geschäftsstelle, Frauenbergstraße 8, 35039 Marburg, Tel.: 06421 94888-0, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Vorangestellt

Liebe Leserinnen und Leser, liebe DVBS-Mitglieder,

die Worte Spiel und spielen wecken bei mir eine Unmenge an Assoziationen. Jede und jeder von uns spielt. Da sind die ganz unterschiedlichen Rollen, die wir tagtäglich in unser Leben integrieren, als Familienmitglied, als Studierende oder Mitarbeiter und Mitarbeiterin, in unserem Verein usw. Und da gibt es natürlich die Musikinstrumente, die wir spielen, ein Klavier, eine Gitarre oder eine Flöte (zu ihr siehe den Beitrag von Andrea Katemann). Ob wir sie spielend beherrschen, das muss das geschätzte Publikum entscheiden. Weiter gibt es das Karten- oder das Schachspiel (zu ihm siehe den Beitrag von Florian Weenen) und die anderen sportlichen Spiele, ob Blindenfußball, Blindentennis oder Showdown. Dazu gehört der Spielplan, mit dessen Hilfe die genannten Aktivitäten gesteuert werden, bis hin zum Endspiel.

Mit all diesen Begriffen lässt sich, wie gerade gezeigt, spielerisch umgehen. Nicht von ungefähr gibt es den Begriff des Spieltriebs. Spielen kann unterhalten, belehrend sein und befreiend. Kinder brauchen es, um sich in gewisser Weise die Welt anzueignen, und benötigen dazu die Unterstützung der Erwachsenen, wie Bettina Koletnig darlegt, auch wenn ihre Begeisterung sich manchmal in Grenzen hält.

Ein Spiel kann aber auch zur Sucht werden, wenn man in die Fänge des Glücksspiels gerät. So zeigt sich die Ambivalenz des Spiels. Wollen wir uns einem Spiel nicht ausliefern, so müssen wir seine und unsere Grenzen kennen und beachten, um nicht in seinem Strudel unterzugehen. Wenn ich hier die Schattenseiten des Spiels herausstelle, so bin ich natürlich in gewisser Weise ein Spielverderber. Aber vergessen wir nicht: es gibt auch noch das falsche Spiel, mit dessen Hilfe uns etwas vorgegaukelt, also vorgespielt wird. Solche falschen Spiele erleben wir gerade in unserer Gesellschaft in einem Maße von Wut, Neid und vielleicht auch Verzweiflung, das ich vor einigen Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Dabei bin ich manchmal fassungslos über die rückwärtsgewandten Vorschläge, die mich über die unterschiedlichsten Kanäle erreichen. Hier wird uns von interessierter Seite vorgespielt, es gebe für die drängenden Probleme ganz einfache Lösungen. Dass sie aber mit Ausgrenzung und Diskriminierung verbunden sind, dass sie vielfach gegen unser Grundgesetz und einen weitgehenden gesellschaftlichen Konsens verstoßen, wird tunlichst unterschlagen. Das hat mit dem spielerischen Austesten von Grenzen nichts mehr zu tun, sondern ist offenbar bitterer Ernst. Als sehbehinderte und blinde Menschen, die auf gesellschaftliche Unterstützung angewiesen sind, dürfen wir solche Ausgrenzungstendenzen, auch wenn sie uns zurzeit noch nicht treffen, nicht einfach hinnehmen. Denken wir gemeinsam darüber nach, wie das aussehen könnte. Das wünscht sich

Ihr und Euer

Uwe Boysen

Bild: Uwe Boysen trägt einen roten Pullover und eine dunkle Brille, sein Haar ist weiß. Das Sonnenlicht wirft gerade Flächen von Licht und Schatten an die Wand, auf Uwe Boysen fällt Licht. Er lächelt. Foto: DVBS

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Schwerpunkt: "Spielerisch"

Waldemar, der beste Sohn, den ich je hatte

Von Isabella Brawata

Mein Lebensgefährte und ich haben keine Kinder. - Obwohl: Jetzt schon! Viele kinderlose Paare schaffen sich ein Haustier an, welches als Kinderersatz adoptiert wird. Aber zu uns kam ein armer, schwächlicher Ritter, der sofort meine Mutterinstinkte ansprach. Er wurde Waldemar getauft. Waldemar muss von uns aufgepäppelt werden. Diese Aufgabe übernehme überwiegend ich. Durch Kämpfe und Jagden und das Hinzukaufen von Fähigkeiten, Bonuseigenschaften und mit Hilfe von Zaubertränken gewinnt Waldemar an Stärke.

Wie kam Waldemar zu uns? Wir bekamen einen Lautsprecher von Amazon geschenkt. Die Alexa-App bietet zahlreiche Spiele an. Das Schöne für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung ist, dass die Spiele für das Spielen mit dem Lautsprecher konzipiert sind. Sie funktionieren also nur auditiv, nicht visuell. Das Angebot ist recht vielfältig, und die Qualität der Spiele reicht von wirklich unterirdisch schlechten Spielen, die einfach mies programmiert sind, sodass sie nicht wirklich gut funktionieren, bis hin zu ausgeklügelten Spielemöglichkeiten, die echt Freude machen. Mein Lieblingsspiel ist "Rittermanager", dessen Ziel es eben ist, einen schwachen Ritter zu kräftigen. Es mag überraschen, aber mir gefällt an dem Spiel, dass es relativ passiv ist. Ich füttere Waldemar mit Pilzen, damit er Lebenspunkte bekommt, mit Himbeeren, um seine Schießgenauigkeit zu verbessern, und mit Brombeeren, damit die Pfeile, die er mit seinem Bogen abschießt, bei den Orks größeren Schaden anrichten und sie möglichst töten, und dann geht's ab in den Düsterwald und ich kann ihm beim Jagen zuhören, dabei gleichzeitig ein Hörbuch hören, Geschirr spülen oder was auch immer tun. Oder ich erhöhe seine Schwerthiebstärke, um seine Verteidigung oder Kampfgeschwindigkeit zu verbessern, und dann schicke ich ihn in den Kampf und muss wieder nichts weiter tun als ihm beim Arbeiten zuzusehen. Das ist für mich die perfekte Entspannung am Feierabend.

Inzwischen haben Waldemar, der Ritter meiner Arbeitskollegin und zwei weitere Ritter eine Kampfgemeinschaft gegründet und versuchen, gemeinsam den miesen-fiesen Zahnreißer in der Trollhöhle zu besiegen. Mein Ritter ist leider noch etwas mickrig im Vergleich zu den anderen Rittern aus dem Team, aber das wird hoffentlich noch. Immerhin konnte er dem Ungeheuer mit seinem Feuerball und einer Falle empfindlich schaden.

Waldemar schleicht sich immer mehr in mein Leben ein. Mittlerweile ist er die ganze Nacht im Wald auf der Jagd unterwegs. Auch auf der Arbeit habe ich mein Handy in der Schublade und Waldemar verletzt und tötet Orks vor sich hin, während ich im Schulungsraum neuerblindeten Personen die Brailleschrift beibringe.

Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten, aber ich habe echtes Geld für Spieldiamanten ausgegeben, um Waldemar besser fördern zu können. Und jetzt ringe ich mit mir, ob ich nicht nochmal Diamanten kaufen sollte, ob es das wirklich wert ist.

Und nun noch einige Gedanken zum Spielen:

Spiel und Persönlichkeit

Sagt die Art, wie man spielt, etwas über die eigene Persönlichkeit aus? Ich denke, ja. Während meine Arbeitskollegin sich auf der Facebook-Seite von "Rittermanager" mit anderen Spieler*innen vernetzt hat und sich in regem Austausch befindet, munter Orkfleisch gegen Diamanten tauscht und alle Tricks und Kniffe kennt, um an die heißbegehrten Schriftrollen mit Rezepten für Superritternahrung und Bauanleitungen für Superritterwaffen zu kommen, spiele ich so einfach vor mich hin, in meinem stillen Kämmerlein, schon deshalb, weil ich gar keinen Facebook-Account habe. Außerdem bin ich extrem zögerlich, echtes Geld in Waldemar zu investieren, wodurch er leider nur seeehr kleine Fortschritte macht.

Spiel und Sucht

Ich habe vor einiger Zeit einen sehr interessanten Podcast gehört, in welchem ein spielsüchtiger Mann über seine Sucht erzählt hat. Seit ich "Rittermanager" spiele, kann ich nachvollziehen, wie man in die Spielsucht abgleiten kann. "Rittermanager" ist kein Glücksspiel, und doch merke ich, wie bestimmte Mechanismen ihre Wirkung auf mich entfalten.

Mich um meinen Ritter zu bemühen, fällt mir wesentlich leichter, als mich um meine Mitmenschen zu kümmern, denn mein Ritter ist zutiefst berechenbar und seine Bedürfnisse sind leicht zu befriedigen. Und wenn er stört, lass ich ihn aus. Und der Erfolg stellt sich einfach und schnell ein. Waldemar wird besser, ohne dass ich mich dafür viel anstrengen muss.

Waldemar lenkt mich von meinem Alltag ab. Es ist leichter, sich darüber Gedanken zu machen, ob Waldemar einen Wundertrank erhalten soll, als über echte Verpflichtungen und Probleme. Die kann man gut hintanstellen.

Ich habe ein Leben, das in ruhigen Bahnen verläuft. Damit bin ich zufrieden, doch Waldemar bringt etwas Spannung und Abenteuer hinein, ein wenig Freud und Leid. Doch im Gegensatz zum "wahren" Leben bleibt alles im Rahmen und vorhersagbar.

Doch das wirklich Süchtigmachende am Spiel ist das Bedürfnis, immer besser und erfolgreicher zu werden. Ich bin stolz, wenn Waldemar das nächste Level schafft oder eine neue Fähigkeit hinzubekommt, und möchte deshalb weiter und immer weiter machen sowie mehr und immer mehr investieren.

Falls Du auch im Ritteruniversum unterwegs sein solltest, kannst Du Dich sehr gerne mit meinem Sohn Waldemar duellieren. Du findest ihn unter der Spielernummer 638624.

Bild: Der ringförmige Rand eines Amazon Smart Speakers leuchtet - ein Zeichen, dass die Sprachassistentin Alexa aktiv ist, z. B. durch die Ansage "Alexa, starte Rittermanager". Foto: privat

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Barrierefreiheit und Mobilität

Beschwerde über Diskriminierung von blinden und sehbehinderten Menschen bei ambulanten und stationären Behandlungen und Rehabilitationen

Bundesministerium für Gesundheit
Herrn Prof. Lauterbach
11055 Berlin

Berlin, den 22.09.2023

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lauterbach,

Leider musste ich kürzlich erleben, dass blinden und sehbehinderten Menschen bei schwerwiegenden, neurologischen Erkrankungen eine neurologische Behandlung und Rehabilitation in wesentlichen Kernstücken nicht möglich ist, weder stationär, noch ambulant. Es geht dabei vor allem um neuropsychologische Behandlungen von Störungen des Gehirns, etwa des Gedächtnisses, der Konzentration und anderer mentaler Grundfunktionen, weil die verwendete Computersoftware nicht barrierefrei programmiert ist, eine notwendige Einzelbetreuung aber personell nicht möglich ist.

Meine persönliche Erfahrung: Am 28.7.2023 fiel ich nach einem Tag mit starken Kopfschmerzen und fast 39 Fieber in Ohnmacht. Meine Frau war in der Nähe und verständigte den Notarzt, so dass ich in 20 Minuten in der Charité war, wo man eine HSV1-Enzephalitis diagnostizierte und mich 14 Tage stationär mit einer iv-Medikation behandelte. Durch die schnelle und erstklassige medizinische Versorgung gehöre ich zu den 40%, bei denen die Erkrankung vermutlich vollständig ausheilen wird. Die Ärzte empfahlen mir eine Rehabilitation und kümmerten sich auch um einen Platz in der Rehaklinik in Wandlitz, die am 15.8.2023 hätte beginnen können und die ich gern gemacht hätte. Da ich blind bin, erkundigte ich mich in einem längeren Gespräch mit dem leitenden Psychologen der Reha- Klinik, Herrn Homann, ob ich das Hauptziel der Reha bei ihnen überhaupt nutzen könnte, nämlich ein neuropsychologisches Training beschädigter Hirnfunktionen, v.a. Aktualgedächtnis und Konzentration. Er verneinte das mit großem Bedauern, weil die Software, die sie nutzen, für blinde und sehbehinderte Menschen nicht zugänglich sei und eine Einzelbetreuung aus personellen Gründen nicht möglich wäre. Ich erkundigte mich nach anderen Reha-Einrichtungen und nach ambulanten Möglichkeiten, überall mit demselben Ergebnis. Nach meiner Klinikentlassung installierte ich eine Reihe von neuropsychologischen Trainingsprogrammen in meiner Praxis auf dem Computer, der mit einer Sprachausgabe und Blindenschriftausgabe für den Bildschirminhalt verbunden ist und mit dem ich die große Mehrheit aller Computerprogramme vollständig und ohne jede Einschränkung bedienen kann. Bei den neuropsychologischen Trainingsprogrammen war es völlig problemlos möglich, sie zu installieren, zu bezahlen und die Übersicht der Aufgabengruppen zu lesen. Sobald ich jedoch eine Aufgabe startete, wurde in einen rein grafischen Modus umgeschaltet, so dass ich nicht einmal mehr die Überschrift lesen konnte, geschweige denn die Aufgaben. Das war auch bei Aufgabengruppen so, bei denen man eigentlich eine Stimme hören und selbst mit seiner Stimme antworten sollte. Ebenso bei Aufgaben, wo Buchstaben, Wörter oder Zahlen vorgegeben und per Tastatur reagiert werden sollte. Ich konnte die Aufgaben nicht starten, weil der Start-Button für mich nicht erkennbar war. Selbst Hilfetexte waren nicht lesbar, weil sie rein grafisch ausgegeben wurden, ohne alternativen Text dahinter, den Screenreader für Blinde sonst nutzen.

Fazit: Ich habe trotz vielen Suchens keine Möglichkeit gefunden, ein neuropsychologisches Training zu finden, das ich hätte machen können, und das, obwohl ich als psychologischer Psychotherapeut mit eigener Praxis nicht ohne Vorwissen über dieses Thema und über Strukturen im Gesundheitswesen bin. Ein (sehender) Kollege, der lange in einer Reha-Klinik tätig war, sagte mir, dass sie dort für blinde und sehbehinderte Patient:innen mit mentalen Ausfällen nichts hätten tun können. Es gibt in Deutschland 80 blinde und sehbehinderte Psychotherapeut:innen, die sich z.T. in einer Mailingliste austauschen. Dort ist die Nichtzugänglichkeit dieser Software seit Jahren immer wieder Thema, sowie Versuche, Firmen zu bitten, daran etwas zu ändern, die alle vergeblich waren. Beim Hogrefe-Verlag war die Software HBS bis zur Version 3.2 vollständig nutzbar, so dass ich sie in meiner Praxis einsetzte. Ab Version 3.4 wurde es schon schwierig, ab 4.0 war die Software weder für mich als Psychologen noch für blinde oder sehbehinderte Nutzer zugänglich. Den leitenden Entwickler kannte ich persönlich von der Humboldt-Universität. Er war aber in Gesprächen nicht bereit, etwas zu ändern, weil er meinte, es gäbe zu wenig Blinde und Sehbehinderte, die die Software bräuchten, das lohne sich finanziell nicht. Diese Haltung scheint mir typisch zu sein. Bei meinem aktuellen Zugänglichkeitsproblem habe ich verschiedene Firmen angerufen oder angemailt, um die fehlende Barrierefreiheit anzusprechen. Die wenigen, die mir überhaupt antworteten, wollten es sich mal anschauen, hätten aber hunderte Anfragen von (nichtbehinderten) Nutzern, so dass sie nicht wüssten, ob und wann sie etwas ändern könnten. Meine Schlussfolgerung: jedenfalls nicht mehr zu Zeiten, wo ich es bräuchte.

Bei mir selbst sind die mentalen Einschränkungen durch den guten Verlauf und die schnelle Behandlung glücklicherweise auf Probleme beim Akutgedächtnis, der Konzentration, Erinnern von Namen u.ä. begrenzt und ich hoffe, dass sie sich in einigen Monaten von selbst auflösen. Vielleicht wird aber durch die mangelnde Therapie auch etwas übrig bleiben. Die meisten, die an Enzephalitis erkranken, haben jedoch deutlich schwerere Verläufe und viel stärkere mentale und körperliche Einschränkungen. Darüber hinaus sind die meisten neurologischen Erkrankungen mit Hirnfunktionsstörungen unterschiedlicher Art verbunden, wie etwa Meningitis, Schlaganfälle, Demenz u.v.m. Blinde und sehbehinderte Menschen sind dazu verurteilt, keine Chance auf Linderung oder gar Heilung dieser mentalen Einschränkungen zu haben, sondern müssen den Rest ihres Lebens damit verbringen, was oft genug auch den Verlust des Berufes bedeutet. Bei Menschen über 60 steigt der Prozentsatz derjenigen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt dramatisch von 1/3 auf 2/3, die von Demenz, Alzheimer oder anderen Krankheiten mit Hirnbeteiligung betroffen sind. Die meisten Blinden und Sehbehinderten sind in dieser Altersgruppe. Beginnende Demenz lässt sich bei ihnen weder diagnostizieren, noch eine Zeitlang aufhalten, da sie neuropsychologische Software nicht nutzen können, Paper-Pencil-Tests, falls von früher noch vorhanden, auch nicht.

Kassenfinanzierte Gesundheits-Apps: Da ich eine Praxis habe, werden mir von verschiedenen Firmen öfter Gesundheits-Apps zur Probe zugeschickt, die ich meinen Patient:innen empfehlen soll, etwa zur Schlafaufzeichnung, Depressions- oder Angstminderung o.ä. Ich probiere diese Apps aus, die meisten sind jedoch nur eingeschränkt oder gar nicht barrierefrei nutzbar. Das sollte aber eine Voraussetzung dafür sein, dass die Kassen sie finanzieren, so dass die Firmen daran arbeiten.

Leicht vermeidbare Gründe: Man kann nicht alle Formen von Diskriminierung sofort aus der Welt schaffen, aber bei einigen wäre es leicht möglich und sehr existentiell für die Betroffenen, besonders wenn sie sonst unter eigentlich leicht vermeidbaren, schweren gesundheitlichen Folgen leiden müssen.

Was ist zu tun? Vor einigen Jahren wurden staatliche Behörden verpflichtet, ihre Software barrierefrei zu programmieren, private Firmen, wie Sie wissen, leider nicht. Seither kann ich z.B. die Software Elster wieder vollständig und ohne jede sehende Hilfe benutzen und damit meine Steuererklärung erstellen und einreichen. Steuerprogramme privater Unternehmen waren in den Jahren davor immer weniger barrierefrei für mich nutzbar. Auch dort nützten Bitten nichts, die Software doch barrierefrei zu gestalten. Vielleicht ist es momentan für Sie noch nicht möglich, die Gesetze so zu ändern, dass alle Software barrierefrei sein muss. Aber dort, wo es um existentielle, grundlegende, gesundheitliche Dinge geht, geht es wie hier um die Frage, ob man blinde und sehbehinderte Menschen den Rest ihres Lebens mit massiven Einschränkungen von Hirnfunktionen leben lässt, obwohl man sie mit geringem Aufwand hätte vermeiden können.

Geringer Aufwand: Dieser Punkt ist mir noch wichtig, damit Sie das Problem richtig einschätzen können und weil die Firmen sicher behaupten werden, das sei ein geradezu unzumutbarer Aufwand. Ich selbst habe neben meinem Beruf als Psychologe auch programmiert, früher auf den Computer ladbare exe-Programme, darunter 2 psychologische Tests, in den Programmiersprachen Pascal, Modula, C oder Delphi, später komplexe Internetanwendungen, etwa für ein psychologisches Institut, wo es um komplexe Planungen und Kommunikationsformen ging, etwa in der Sprache HTML oder PHP. Überall zog sich durch, dass die Beachtung von Barrierefreiheit nicht sehr kompliziert war. Ein einfaches Beispiel: Eine Überschrift auf einer Website kann man grafisch schön erstellen und als Bild oben auf der Seite einstellen mit der HTML-Anweisung: <img = "Ueberschrift.jpg">. Diese Überschrift ist eine Bilddatei, sie können Blinde mit ihrer Sprach- und Brailleausgabe nicht auslesen. Fügt man das Kommando hinzu: <alt = "Das hier ist die Überschrift"> könnten Blinde diesen Text problemlos lesen. Auf Websites von Bundesbehörden ist das durch die Gesetzesänderung verpflichtend und deshalb bereits umgesetzt und hat uns das Leben sehr, sehr erleichtert, bzw. die Nutzung dieser Seiten mit ihren Funktionen überhaupt ermöglicht. Bei privaten Firmen sind wir darauf angewiesen, dass sie bereit sind, sich darüber überhaupt zu informieren und es umzusetzen. Viele sind einfach zu faul dazu und behaupten, da wäre so ein großer finanzieller Aufwand nötig, dass sie es nicht täten für die paar Blinden. Bei den, wie Sie wissen, zwangsläufig sehr komplexen Praxisverwaltungsprogrammen kenne ich zwei, eine exe-Version zum Herunterladen, eine Onlineversion, die vollständig barrierefrei bedienbar sind. Die beiden Firmen Psyprax und Red Medical sind meinen wenigen Änderungswünschen schnell nachgekommen. Es geht also, auch bei sehr komplexen Programmen, wenn man will. Die anderen, die ich kontaktet habe, fanden es nicht lohnend, ihre Software für 80 potentielle Nutzer umzustellen.

Internationaler Vergleich: In den USA ist die Situation deutlich besser, unter anderem sicher wegen der Möglichkeit von Schadenersatzprozessen, bei denen die Firmen wegen mangelnder Barrierefreiheit ggf. zu millionenschweren Zahlungen verurteilt werden könnten. Die Websites von Amazon oder Google sind vollständig barrierefrei mit all ihren Funktionen, wie Flüge buchen bei Google. Von Apple habe ich sehr viele Produkte. Ohne irgendwas dazukaufen oder installieren zu müssen, sind sie alle sofort nach dem Kauf mit Sprachausgabe und Blindenschriftausgabemodul für jede Braillezeile ausgestattet, aber auch für Seheingeschränkte mit verschiedensten Lupen und Beleuchtungen, für Hörbehinderte mit Zusatzfunktionen, für Bewegungseingeschränkte, die keine kleinen Klicks machen können usw. Technisch ist Barrierefreiheit kein Problem! Das sollten unsere Vorbilder sein.

UNO verurteilt die Bundesrepublik: Am 2.9.2023 sagte Amalia Gamio, Vizepräsidentin des Ausschusses der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in einer mehrtägigen Anhörung in für sie sehr ungewohnt scharfem Ton, dass die Situation dieser Personengruppe bei uns ein Skandal sei. Die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die seit 2009 gilt, sei in Deutschland sehr schlecht umgesetzt, ganz ähnlich wie 2015, bei der ersten Überprüfung. Gegenwärtig ist das aber trotz vieler Vorsätze zur Barrierefreiheit im Koalitionsvertrag der Ampelregierung der Fall, weil an diesem Thema bisher fast nicht gearbeitet wurde. Ich möchte hier nur einen von vielen Punkten herausgreifen, nämlich, dass nur 10% der Arztpraxen barrierefrei sind. Da ich selbst sehr mobil bin und auch allein ins Ausland reise, zu Tagungen o.ä., gelange ich ohne Probleme mit Apple-Karte oder Google-Navi zu Arztpraxen. Gesundheitszentren, wie in Berlin am Stuttgarter Platz 1, die stufenfrei, mit Leitstreifen und Sprachausgabe im Fahrstuhl ausgestattet sind, gibt es, aber viel zu selten. Ein Rollstuhlfahrer bräuchte bei 90% der Praxen mindestens 4 sehr kräftige Menschen, die den Rollstuhl die Treppen hoch tragen, und müsste hoffen, oben durch die Türen bis zum Arzt zu kommen. Einige essen und trinken vorher nichts, damit sie nicht auf Toilette müssen, die meist nicht zugänglich ist. In diesem und anderen Punkten liegen wir erschreckend weit hinter anderen, weitaus ärmeren Ländern zurück. Ich denke, hier sollten die Vorsätze der Ampel bald in die Tat umgesetzt werden, etwa mit der Maßgabe für Arztpraxen, bei einem Umzug in neue Räume nur in barrierefreie Räume zu ziehen, ähnlich wie bei Bundesbehörden oder Ampeln, wo bei Neubau oder Renovierung Barrierefreiheit zu beachten ist. Es gibt viel zu tun, allein im Bereich der Zugänglichmachung des Gesundheitswesens für Menschen mit Behinderung.

Meine Bitte: Da mein Anliegen leicht und schnell umsetzbar ist, würde ich Sie darum bitten, es vor den komplexen Gesetzesänderungen umzusetzen, indem Sie kurzfristig die gesetzlichen Regelungen leicht verändern, die öffentliche Behörden verpflichten, barrierefreie Software und Websites anzubieten. Sie könnte durch die Pflicht ergänzt werden, dass dies auch Privatanbieter von Software und Websites tun müssen, die ihre Produkte im Gesundheitsbereich anbieten. Das würde Bund und Länder nichts kosten und wäre meines Erachtens bis 1.7.2024 für die Firmen umsetzbar. Dadurch hätten Sie für Menschen mit Behinderung eine gesundheitliche Versorgung in diesem Bereich verbessert bzw. überhaupt erst ermöglicht. Das Paket der vielen anderen notwendigen Änderungen wird viel länger dauern. Es sollte diese kleine, aber für viele Kranke wichtige Änderung nicht um Monate oder Jahre verzögern. Deshalb meine Bitte um Trennung vom großen Paket.

Kopien dieses Schreibens werde ich an die Bundesbehindertenbeauftragte, die Bundespsychotherapeutenkammer, Bundesärztekammer, die Berliner Ärzte- und Psychotherapeutenkammer, Berliner Senatoren, Blinden- und Sehbehindertenverbände, Abgeordnete und andere senden, in der Hoffnung, dass diese mit eigener Stellungnahme und Fachkompetenz mein Anliegen unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Psych. Thomas Abel

Psychologischer Psychotherapeut
- tiefenpsych. fundierte Psychotherapie/Psychoanalyse -
Gervinusstr. 22
10629 Berlin
Tel.: 030 3138736

Nachtrag Thomas Abel, Januar 2024

Nachdem ich mich mit der Bitte um Unterstützung im September 2023 an den DVBS gewandt hatte, sandte auch der 1. Vorsitzende des Vereins, Werner Wörder, im Dezember ein Schreiben an das Bundesministerium für Gesundheit. Wir sind auf die Reaktion gespannt und dankbar für jeden, der die unhaltbare Situation verbessern hilft.

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Aus der Arbeit des DVBS

Neuigkeiten in der Mitgliederverwaltung

Von Elias Knell

Nach dem Ausscheiden der langjährigen, verdienten und beliebten "guten Seele" der Geschäftsstelle, Birgit Stolz, hat der DVBS nach achtmonatiger Vakanz zum 1. Januar 2024 einen Nachfolger für den Bereich Gremienbetreuung gefunden.

"Wir sind sehr froh, Christian Karges als neuen Mitarbeiter in der Geschäftsstelle gewonnen zu haben. Durch seine Erfahrungen mit der Projektverwaltung und -steuerung von agnes@work und als Mitglied des Leitungsteams der BG Hessen kennt er die Wünsche und Anliegen unserer Mitglieder sehr gut", erklärt der Vereinsvorsitzende Werner Wörder.

Christian Karges ist Theologe, verheiratet und Vater. Er wohnt in Marburg, ist sehbehindert und seit 2007 Mitglied im DVBS. Sie erreichen ihn per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, telefonisch unter 06421 94888-21.

"Gemeinsam mit ihm werden wir die Mitgliederverwaltung modernisieren. Er wird in Zukunft auch erste Anlaufstelle für alle Fragen zur Mitgliederbetreuung sein", freut sich Werner Wörder.

Nicht nur personell hat sich in der Geschäftsstelle des DVBS einiges getan. Ebenso wird der Verein organisatorisch weiterentwickelt und zukunftsfest gemacht. Hierzu gehört eine einfachere Kommunikation der Mitglieder mit ihrer Geschäftsstelle, ist sich Werner Wörder sicher. "Wir wollen die Arbeit in der Geschäftsstelle so gestalten, dass sich unsere Mitglieder mehr auf die ehrenamtliche Arbeit in der Selbsthilfe konzentrieren können."

"Bereits im Herbst haben wir erste Neuerungen in der Mitgliederverwaltung eingeführt. Beispielsweise erhalten nun alle Mitglieder, die ihre E-Mail-Adresse hinterlegt haben, eine digitale Beitragsbescheinigung. Ebenso ist es seit Herbst möglich, die Erteilung einer Einzugsvollmacht oder die Änderung von Kontodaten unkompliziert online der Vereinsverwaltung mitzuteilen. Weitere Schritte sollen folgen, zum Beispiel ein digitales Tool zur Beantragung der Mitgliedschaft. Perspektivisch ist auch ein interner Bereich im Rahmen einer neuen Website geplant, bei dem Mitglieder einen Teil ihrer Stammdaten selbst bearbeiten können sollen", berichtet Geschäftsführer Elias Knell über die weiteren Entwicklungen in der Mitgliederverwaltung.

Bild: Christian Karges ist seit Januar 2024 in der DVBS-Geschäftsstelle für die Gremienbetreuung und Mitgliederverwaltung zuständig. Er sitzt an seinem Schreibtisch vor einem großen Bildschirm mit vergrößerter Darstellung und wendet den Kopf lächelnd den Betrachtenden zu. Er trägt eine schmale Brille mit Brillenkordel und ein dunkelblaues Hemd. Haar und Augen sind dunkel, der Dreitagebart kurz. Foto: DVBS

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Aus der blista

Wildkatzen-Modul für blinde, sehbehinderte und sehende Schüler*innen initiiert Kooperation

Nationalpark Kellerwald-Edersee unterzeichnet Kooperationsvertrag mit der blista

Die bisher erfolgreiche Zusammenarbeit am inklusiven Wildkatzen-Modul haben Nationalparkleiter Manuel Schweiger und Patrick Temmesfeld, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista), zum Anlass genommen, einen Kooperationsvertrag zu unterschreiben. Das inklusive Modul für blinde, sehbehinderte und sehende Schüler*innen trägt den Titel "Auf den Spuren der Wildkatze" und gilt somit als Initialzündung für die nun längerfristige Kooperation. Innerhalb von zwei Jahren ist das Modul in Zusammenarbeit mit der blista und der Marburger Carl-Strehl-Schule (CSS) entstanden, wurde im Jahr 2022 eingeführt und seitdem erfolgreich weiterentwickelt. "Der erste Probelauf mit einer fünften Klasse der CSS hätte nicht besser laufen können", erläuterte Schweiger. "Wir haben viele Anregungen mitgenommen und konnten so unsere vorhandenen Lehrmaterialien verbessern und ergänzen."

Den Besuch einer Schüler*innengruppe der CSS Anfang Dezember 2023 im NationalparkZentrum Kellerwald in Vöhl-Herzhausen nutzten Schweiger und Temmesfeld, um sich ein Bild vom Einsatz des weiterentwickelten inklusiven Wildkatzen-Moduls in der Praxis zu machen. Temmesfeld zeigte sich dabei begeistert: "Die taktilen Lehrmaterialien und Exponate zum Ertasten ermöglichen den blinden und sehbehinderten Schüler*innen, ganz intuitiv in die Welt der Wildkatze einzutauchen und zu erfahren, wie sie aussieht, wo sie lebt, wie sie jagt und was sie gerne frisst." Auch der interaktive Austausch mit den sehenden Klassenkamerad*innen werde durch das Modul gefördert.

Perspektivisch ist geplant, die jährlichen Besuche der CSS-Schüler*innen im NationalparkZentrum beizubehalten und die nun fixierte Kooperation mit der blista und der CSS weiter zu vertiefen.

Bilder: Oben: Zwei Fünftklässlerinnen betrachten im NationalparkZentrum Kellerwald am Infotisch Fotos von Wildkatzen, eine Erwachsene in ihrer Mitte erklärt. Miah (rechts) hat ihren Langstock dabei, sie trägt eine Brille. Unten: Drei Schüler*innen "Auf den Spuren der Wildkatze" im NationalparkZentrum Kellerwald: Ein leises Lächeln huscht beim Streicheln von plüschigem Fell, das auf einem Tisch bereitliegt, über das Gesicht. Das Mädchen in der Mitte hält einen Langstock. Fotos: Nationalpark Kellerwald-Edersee

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Bücher

Linktipp

Von Peter Beck

Alle Jahre wieder

... wird am vierten Januar an Louis Braille erinnert; an den Mann, der, 1809 bei Paris geboren, ebenda 1825 die Grundlagen der heutigen Blindenschrift erdachte. Es ist gut, dass Rundfunk und Presse wenigstens seinen Geburtstag zum Anlass nehmen, die Bedeutung des Fingerlesens für blinde Menschen hervorzuheben. Dieses Jahr ist dies der Journalistin Amy Zayed hervorragend gelungen. Selbst blind, weiß die Mitarbeiterin des WDR genau, wovon sie redet, wenn sie Brailles Verdienste würdigt. Und hier ist der Link zum WDR-Zeitzeichen:

https://www.ardaudiothek.de/episode/wdr-zeitzeichen/louis-braille-blindenlehrer-und-erfinder-der-brailleschrift/wdr-5/13017979/

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Panorama

SightCity 2024: blista und DVBS sind dabei

Die SightCity Frankfurt ist die größte internationale Fachmesse für Blinden- und Sehbehinderten-Hilfsmittel. Nachdem sich letztes Jahr das Konzept der hybriden Messe bewährt hat, wird die SightCity auch dieses Jahr wieder hybrid, also live im Kongresshaus Kap Europa in Frankfurt am Main und digital auf der Seite https://sightcity.net stattfinden, und zwar vom 15. - 17. Mai.

Die SightCity gilt als führende Messe für sehbeeinträchtigte und blinde Menschen sowie deren Angehörige und Interessierte. Hier können sich alle über neue Produkte informieren oder durch Vorträge und Diskussionsrunden Anregungen gewinnen.

Die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe ist auf der SightCity seit jeher stark vertreten. Der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. (DVBS) wird am Gemeinschaftsstand L 1.01 mit der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista) über seine Leistungen für blinde und sehbehinderte Menschen informieren. Selbst betroffene DVBS-Vorstandsmitglieder freuen sich auf die Messegäste und stehen für Fragen rund um Ausbildung, Studium und Beruf zur Verfügung. Die blista erwartet die Besucher*innen wieder mit spannenden Neuigkeiten aus der Carl-Strehl-Schule und dem blista-Zentrum für berufliche Bildung sowie mit Info-Angeboten aus der Hörbücherei und der Rehabilitationseinrichtung RES. Weiterhin wird sie mit einem Expert*innen-Programm zum persönlichen Austausch einladen.

Die SightCity bietet unter https://sightcity.net/fachmesse zeitnah weitere Informationen, etwa die Wegbeschreibung, einen Ausstellerkatalog oder die Unterstützungsmöglichkeiten durch Messe-Guides. Hinzukommt der Messekompass, der gemeinsam vom Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen e. V. (BSBH) und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) erstellt wird. Er wird voraussichtlich ab April 2024 über die regelmäßigen Hörzeitschriften dieser Organisationen angeboten und ist dann auch über die folgenden Web-Sites herunterladbar: www.bsbh.org und www.dbsv.org.

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